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Abitur 2020 trotz Corona bisher ohne "Unregelmäßigkeiten" – Noten teils sogar besser

Bei den Abiturprüfungen 2020 herrschten verschärfte Regeln wegen der Pandemie. Die Noten scheinen nicht, darunter gelitten zu haben.
Bei den Abiturprüfungen 2020 herrschten verschärfte Regeln wegen der Pandemie. Die Noten scheinen nicht, darunter gelitten zu haben.Bild: www.imago-images.de / BeckerBredel
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Nach Sorge vor Corona-Abi nun gute Nachrichten für Schüler: Beim Abitur 2020 bisher kaum "Unregelmäßigkeiten" – Noten teils besser

08.07.2020, 16:2710.07.2020, 13:28
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Das Abitur ist der erste große Meilenstein im Leben eines jeden Gymnasiasten. Kein Wunder, dass die Oberstufenschüler dementsprechend nervös sind, wenn die Prüfungen tatsächlich anstehen.

Wenn die Prüfungsphase dann auch noch in eine Pandemie fällt, ist gefühlt erst einmal Land unter: Lange haben die Bundesländer hin und her überlegt, wie sie das Abitur trotz Vorsichtsmaßnahmen gegen das Coronavirus durchführend können, ob die Klausuren geschoben werden oder das Abi 2020 gänzlich ausfallen sollte.

Trotz anfänglicher Sorgen vonseiten der Schüler zeigt eine Anfrage von watson an alle Bildungsministerien Deutschlands: Die Abiturprüfungen 2020 sind bisher ohne große Unregelmäßigkeiten verlaufen. In manchen Bundesländern sind die Endnoten noch nicht vollständig ausgewertet, zumindest bei den Prüfungen sei es allerdings weitgehend zu keinen ungewöhnlichen Vorkommnissen oder Beschwerden vonseiten der Eltern sowie Schüler gekommen.

Schüler haben sich Sorgen gemacht wegen des "Corona-Abis"

Zuvor hatten zahlreiche Schüler in den sozialen Medien ihre Sorgen geäußert, weil die Abiturprüfungen trotz der Corona-Krise stattgefunden haben (watson berichtete im März). So schrieb beispielsweise eine Schülerin auf Twitter: "Besondere Umstände erfordern besondere und moderne Lösungen. Ich bin selbst betroffen und kann mit dem enormen Druck, der grade auf mir lastet, bezüglich der Corona-Krise nicht gut umgehen."

Viele Abiturienten kritisierten das angeblich chaotische Vorgehen der Schulen, die uneinheitliche Umsetzung der Corona-Maßnahmen sowie den zusätzlichen psychischen Druck, den die Pandemie verursachte. Bei einer Petition von Schülern in Hessen hieß es:

"Wir, die Schülerinnen und Schüler des Landes Hessen, stehen unter einem enormen psychischen Druck. Wir dürfen nicht mehr die Schule betreten, aber zu den Abiturprüfungen sollen wir erscheinen."

In vielen Bundesländern sind die Abi-Noten besser als im Vorjahr

Zu sagen, die Ängste waren unbegründet, wäre zu viel. Dennoch scheint es nun so, als würde der Abiturjahrgang 2020 zunächst keinen Nachteil gegenüber anderen Jahrgängen erfahren. Einige Bundesländer, die watson angefragt hat, berichten sogar, dass die Abschlussnoten teils besser ausgefallen seien als in den Vorjahren. In einer Mitteilung der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie aus Berlin heißt es:

"Wie die Schnellauswertung der Abiturdaten zeigt, erreichten die Schülerinnen und Schüler erstmalig einen Abiturdurchschnitt von 2,3 (2019: 2,4)."

Damit haben die Schüler aus der Hauptstadt das beste Abitur seit Jahren geschrieben. Wie einer Sprecherin der Berliner Senatsverwaltung zu watson sagte, gab es "vereinzelt Kritik an den Mathe-Aufgaben". Diese Hinweise wurden aufgenommen und werden noch überprüft.

In Hessen könnte ausgerechnet das Mathe-Abitur etwas besser ausgefallen sein als in den Vorjahren. Ein Sprecher des Kultusministeriums aus Wiesbaden teilte watson gegenüber mit:

"Wir gehen derzeit davon aus, dass die Schüler dort (in Mathe, Anm. d. Red.) in diesem Jahr sogar leicht besser abgeschnitten haben."

Bei der Auswertung handele es sich um vorläufige Ergebnisse, bisher habe es ansonsten "keine Unregelmäßigkeiten" gegeben. Die vollständigen Ergebnisse erscheinen Mitte Juli.

Auch in Brandenburg ist der Großteil der Schüler gut durchs Abitur gekommen mit einem Gesamtdurchschnitt von 2,3, so wie in den Vorjahren auch. Eine Sprecherin des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport in Potsdam sagt, für den problemlosen Ablauf spreche auch, "dass es keine Nachfragen oder Kritik an den einzelnen Aufgaben gab".

Aus Baden-Württemberg gibt es bisher noch keine Ergebnisse, weil die Abiturprüfungen zeitlich nach hinten verschoben worden sind. So wollten das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport in Stuttgart sichergehen, "dass die betroffenen Schülerinnen und Schüler genügend Zeit für die Vorbereitung auf die Prüfungen haben". Deswegen fanden die Klausuren erst ab dem 18. Mai statt, und nicht vor den Osterferien Anfang bis Mitte April, wie ursprünglich geplant.

Schlechteres Mathe-Abi in Sachsen wegen Corona?

Auch in Sachsen gibt es noch keine Ergebnisse – zu den Matheprüfungen wurde allerdings bereits eine Entscheidung getroffen, wie eine Sprecherin des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus gegenüber watson mitteilte: Hier waren die Mathe-Aufgaben in der diesjährigen Abiturprüfung wohl so schwer, dass die Noten um einen Punkt angehoben werden. Teils lag der Schwierigkeitsgrad darin, dass einige Mathe-Aufgaben unverändert aus dem gemeinsamen Aufgabenpool der Länder übernommen worden sind. Die Aufgabenstellung wurde somit im "ungewohnten Kontext" formuliert und konnten vermutlich nicht mehr im Rahmen des Präsenzunterrichts besprochen werden, legt eine Mitteilung des Ministeriums nahe.

Allerdings könnte die Pandemie tatsächlich mit ein Grund für die schlechteren Noten sein, wie es weiter heißt:

"Offenbar ist es dem Ministerium im Rahmen der Kommunikation zur Implementierung der Standards in diesem Schuljahr noch nicht hinreichend gelungen, solche Aufgabenstellungen in den Fokus der Prüfungsvorbereitung zu stellen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass der Schwerpunkt der Vorbereitung in der häuslichen Lernzeit für einen Teil der Schülerinnen und Schüler vor allem im Lösen von Aufgaben vergangener Jahre lag und die Möglichkeiten der unmittelbaren Einflussnahme durch Lehrkräfte aufgrund der Corona-Pandemie geringer als üblich waren."

Beschwerden wegen des Mathe-Abis sind allerdings nicht unüblich und gehen in vielen Bundesländern jedes Jahr ein. Insofern bleibt es lediglich bei der Mutmaßung, ob die Corona-Pandemie in Sachsen für die schlechteren Mathe-Noten verantwortlich war.

Auch wenn die Sorgen der Schüler und Eltern zu Beginn der Pandemie berechtigt waren, vor allem in Hinblick auf die teils unübersichtlichen Maßnahmen-Kataloge in den unterschiedlichen Bundesländern, scheint der Abiturjahrgang 2020 die Prüfungen bisher gut überstanden zu haben.

In einigen Bundesländern stehen die Endergebnisse noch aus, wie beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt oder Bayern. Auch diese Länder melden aber bisher keine Unregelmäßigkeiten. Corona scheint zumindest den Abiturnoten in ihrer Gesamtheit also nicht geschadet zu haben.

(ak/tkr)

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