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Coronavirus: Hof bezieht ehrlich Stellung wegen deutscher Stornierungen

20.06.2019, St. Magdalena, Villnoess, Trentino, Suedtirol, Italien, Europa - Ferienhaeuser im Villnoesstal mit Bergen der Dolomiten der Puez Geislergruppe. *** 20 06 2019, St Magdalena, Villnoess, Tre ...
Ein Naturbauernhof in Brixen lässt sich vom Coronavirus nicht einschüchtern.Bild: imago Olaf Schuelke
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Coronavirus: So reagiert ein Südtiroler Bauernhof auf deutsche Stornierungen

29.02.2020, 12:1929.02.2020, 17:10
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Die Angst vor dem neuartigen Virus ist groß, dabei wiederholt das Robert-Koch-Institut ständig seine Einschätzung, wonach die Gefahr für die Bevölkerung gering bis mäßig ist.

Auch im Urlaubsland Italien ist das Coronavirus ausgebrochen. Dies hat Auswirkungen auf die Tourismusbranche.

Der Tölzl Naturbauernhof in Südtirol kennt das Problem. Der Bauernhof mit Ferienwohnungen hat seit dem Ausbruch des Virus mehrere Stornierungen durch Gäste erfahren. Auf Facebook gab der Hof ein kritisches Statement heraus. Watson hat bei den Hofbetreibern nachgefragt. Doch der Reihe nach.

Bauernhof in Südtirol schreibt Brief an Stornierer

Auf Facebook veröffentlichte das Ehepaar einen offenen Brief an den Gast, der seine Buchung stornieren wollte – schon der zweite Gast in zwei Tagen.

"Natürlich können wir verstehen, dass Sie sich nach den aktuellen Medienberichten zum Coronavirus Sorgen machen und möchten Sie natürlich auch nicht davon abhalten, Ihren bei uns geplanten Urlaub abzusagen. Was wir aber dennoch machen möchten, ist Ihnen einen kleinen Denkanstoß geben", schreibt der Naturbauernhof zu Beginn seines Briefes.

Und weiter:

"Ganz vorneweg fragen wir uns also, wie und ob und wie lange Sie/ wir uns alle dem generellen Kontakt mit anderen Menschen/ Ländern/ Regionen/ Veranstaltungen entziehen wollen und sollen!?! Nachdem es derzeit wahrlich global, ja auch bei Ihnen in Deutschland tagtäglich zu neuen Corona-Infektionen zu kommen scheint, der Krankheitsverlauf aber nachweislich schier identisch zu einer normalen Grippe ist, lässt sich zumindest für uns kein echter Grund erkennen, auf eine Reise, einen Urlaub, eben Freizeit in Freiheit zu verzichten."

Sie selbst hätten ihren Urlaub schließlich auch nicht storniert, teilt das Betreiber-Paar weiter mit. Denn: "Noch leben wir." Augenzwinkernd fügt der Hof hinzu:

"Leider hat der Mond noch keine Erde-Ersatzunterkünfte im Angebot."

Was seine Frage nach den Stornierungsgebühren betrifft, antworten die Betreiber dem Gast, er solle doch einfach selbst einen vernünftigen Vorschlag machen. "Natürlich würde es uns freuen Sie dennoch wohlbehütet und in hoffentlich auch in bester Urlaubsstimmung bei uns begrüßen zu dürfen. Fern von Panikmacherei und Weltuntergangsstimmung. Inmitten einer wunderschönen Südtiroler Natur klappt das sicher."

Buchungen werden aus Angst storniert

So wie den Betreibern des Tölzl-Hofes geht es in Südtirol gerade vielen: "Hotels haben Stornierungen für ganze Reisebusse bekommen", sagt das Ehepaar am Telefon zu watson. Losgegangen sei das alles, als die erste Infektion in Südtirol bekannt geworden sei.

"Noch am selben Tag haben wir eine Stornierung aus Deutschland erhalten. Nach dem Motto: Ihr habt ja jetzt das Coronavirus."

Die Landwirte und Gastronomen des Hofes weisen darauf hin, dass es keinen Grund gebe, zu stornieren. Südtirol liege ja nicht in einem Risikogebiet, die Leute würden also aus reiner Angst stornieren. Die Stornierungskosten wurden in diesen zwei Fällen jedenfalls nicht erstattet.

"Es ist eigentlich interessant, wie schlagartig reagiert wird, wenn es heißt: In einem Land ist das Coronavirus."

Für den Tölzl Hof ist der Verlust durch Stornierungen überschaubar, schlimmer trifft es da Hoteliers und Betriebe mit vielen Angestellten. Auch ein Bekannter des Hofbetreibers habe für seine Bergsteiger- und Ski-Events eine Absage von einem Reiseveranstalter erhalten. "Die Leute fahren nicht mehr mit", habe es zur Begründung geheißen.

Das Tölzl-Hof Statement kommt gut an

Am Telefon erklärt der Betreiber, dass der Verlust für den Naturbauernhof durch die Stornierungen bei ungefähr 390 Euro pro Tag liegen würde.

Doch der Text des Hofes kommt auf Facebook gut an. Die Betreiber dürfen sich über 400 Likes, Dutzende Shares und viele positive Kommentare freuen. Und nicht nur das: Der Hof hat als Reaktion auf den Text mehr als 100 Buchungsanfragen erhalten, wie die Betreiber zu watson sagten. Darüber hinaus möchte jetzt auch ein anderes Hotel in der Region ihren Text nutzen.

Ein Auszug der Kommentare auf Facebook:

"Wir kommen trotzdem! Zwar nicht zu euch (war nichts mehr frei) aber nach 'Südtirol'!"
"Wunderbar habt ihr das geschrieben."
"Man kann sich auch selbst verrückt machen und auf alles Lebenswerte verzichten."

Angesichts dieser Kommentare sagt der Betreiber des Tölzl-Hofes abschließend zu watson:

"Die Freiheit der Menschen, in den Urlaub zu fahren, lässt sich nicht beschneiden."

Anmerkung der Redaktion: Der Tölzlhof in Brixen wird seit 2016 von Philipp Burger, dem Sänger der umstrittenen Deutschrockband Frei.Wild, betrieben.

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