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Corona-Beschlüsse: Das halten junge Menschen von den Lockerungen

BERLIN, GERMANY - MARCH 05: A food courier from Lieferando rides down a street at twilight during the coronavirus pandemic on March 05, 2021 in Berlin, Germany. German authorities have confirmed the c ...
Der Corona-Lockdown wurde bis zum 28. März verlängert.Bild: Getty Images Europe / Sean Gallup
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Watson fragte nach: Vor allem junge Menschen finden die aktuellen Corona-Maßnahmen zu streng

06.03.2021, 15:4806.03.2021, 19:18
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Auch wenn der Lockdown bis zum 28. März verlängert wird, so ist dennoch ein Hoffnungsschimmer zu sehen: Denn der Bund hat sich beim Corona-Gipfel auf einen 5-Stufen-Plan geeinigt, der Deutschland aus dem Tiefschlaf holen soll. Baumärkte, Gartencenter und Buchhändler machen den Anfang und dürfen ab dem 8. März wieder öffnen. Nach und nach soll der Rest folgen – immer unter der Prämisse, dass die Inzidenzzahlen nicht wieder durch die Decke gehen.

Doch ganz abgesehen davon, dass der Plan kompliziert und unübersichtlich ist, enthält dieser auch einige überraschende Lockerungen. Im Hinblick auf die wieder steigenden Infektionszahlen fragt man sich: Was wurde aus der magischen Zahl 50? An diese Inzidenz waren schließlich alle Corona-Maßnahmen im Winter gebunden. Offenbar genügt dem Bund nun eine 100er-Inzidenz, um den Einzelhandel und Gastronomien zu öffnen und mehr persönliche Kontakte zu erlauben. Die Frage ist jedoch: Genügt das den Menschen in Deutschland auch?

Um das herauszufinden hat watson gemeinsam mit Civey eine Umfrage gestartet und die Leser gefragt, was sie von den neuen Corona-Beschlüssen halten.

Vorab: Der Umfragezeitraum ging vom 4. bis zum 5. März. Zu jeder Frage äußerten sich unterschiedlich viele Personen - mal 8000, mal 10.000. Für die Auswertung nahm Civey eine Quotenstichprobe von rund 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, das gilt für alle Fragen. Das Ergebnis ist laut Civey repräsentativ.

Corona-Beschlüsse zu locker?

Ob die neuen Corona-Beschlüsse als zu locker oder zu streng erachtet werden, hängt vor allem vom Alter ab: Während über 46 Prozent der 18 bis 29-Jährigen den neuen Plan der Bundesregierung als zu streng erachten, sind es bei den 30 bis 39-Jährigen nur noch knapp 42 Prozent – und Menschen ab 40 Jahren empfinden die Maßnahmen eher als zu locker. Im Gegensatz dazu sind es nur 34 Prozent der befragten 18 bis 29-Jährigen, die sich strengere Maßnahmen wünschen.

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Bild: civey/watson

Eltern erachten Corona-Maßnahmen eher als zu streng

Wie die Menschen die Corona-Maßnahmen sehen, hängt jedoch nicht nur mit dem Alter zusammen, sondern auch mit der Familiensituation. Hier wird vor allem deutlich: Menschen, die mit Kindern im Haushalt leben, sehnen sich nach mehr Lockerungen. Über 42 Prozent der Befragten halten die Maßnahmen für zu streng. Bei Personen ohne Kinder im Haushalt sind es fast zehn Prozent weniger – nämlich nur 33 Prozent.

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Bild: civey/watson

Politische Ausrichtung beeinflusst Empfinden

Noch deutlicher werden die Unterschiede allerdings, wenn man sich die politische Gesinnung anschaut. Während vor allem Grüne-Wähler die Corona-Beschlüsse nicht gutheißen und sich strengere Maßnahmen wünschen (57,2 Prozent), sind es bei den FDP-Wählern nur 9,2 Prozent. Nur Menschen, die mit der AfD sympathisieren, sind hier noch deutlicher: 90 Prozent der Befragten empfinden die Corona-Maßnahmen als zu streng und gerade einmal 8 Prozent als zu locker.

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Bild: civey/watson

Corona-Beschlüsse für viele zu locker

Die Umfrage zeigt, dass sich noch immer viele Menschen vor einer dritten Welle fürchten. Denn der Plan der Bundesregierung, das Land aus dem Lockdown zu holen, geht 43 Prozent der Befragten zu schnell. Sie wünschen sich strengere Maßnahmen – und vielleicht auch verständlichere. Denn klar ist, dass es dafür ein komplettes Diagramm braucht, um zu verstehen, wann etwas gelockert wird und welche Bedingungen daran geknüpft sind.

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Bild: civey/watson

Allerdings wird auch deutlich, dass vor allem junge Menschen sich nach mehr Freiheiten sehnen. Schließlich sollte gerade in diesem Alter einem die ganze Welt offen stehen – stattdessen plagen sie Zukunftsängste, wie eine watson-Umfrage im Januar ergab.

(jab)

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