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"Hart aber fair": Gäste streiten über geflüchtetes Paar

Bekamen sich über die Flüchtlingsfrage leicht in die Haare: Nikolaus Blome und Isabel Schayani.
Bekamen sich über die Flüchtlingsfrage leicht in die Haare: Nikolaus Blome und Isabel Schayani.bild: Screenshot ard
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"Hart aber fair": Moderatorin belehrt. Journalist reagiert genervt: "Danke für Wikipedia"

15.06.2021, 11:20
dirk Krampitz
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Über Monate hat Corona fast alle anderen Themen verdrängt. Und auch Frank Plasberg gibt zu. "Wir haben lange nicht hingeschaut." Er meint die Flüchtlingsfrage und die Zustände in Lagern wie dem auf Lesbos. In seiner Sendung will er sehen, ob es eine "Lösung mit Herz und Verstand" gibt. Und so diskutiert er in der letzten Ausgabe vor der Sommerpause das Thema "Tod im Mittelmeer, Elend im Lager – Ist uns das Flüchtlingsleid egal?" Zu Gast sind:

  • Isabel Schayani (Moderatorin "Weltspiegel")
  • Cem Özdemir (B'90/Grüne, Bundestagsabgeordneter)
  • Nikolaus Blome ("Spiegel"-Kolumnist; Leiter des Ressorts Politik und Gesellschaft bei RTL)
  • Manfred Weber (CSU, Mitglied des Europäischen Parlaments)
  • Petra Bosse-Huber (Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland)
Isabel Schayani hat das Flüchtlingslager auf Lesbos besucht.
Isabel Schayani hat das Flüchtlingslager auf Lesbos besucht.bild: screenshot ard

Die Weltspiegel-Moderatorin Isabel Schayani Ist Samstag von der griechischen Insel Lesbos zurückgekommen, aus dem größten Flüchtlings-Aufnahmelager an der EU-Außengrenze. Es ist nicht ihr erster Besuch dort. Sie hatte Hoffnung, dass die Zustände sich gebessert hätten, aber das haben sie nicht. Es seien 25 Prozent Kinder im Lager, es herrsche Enge, Dreck und es gibt nur Zelte, keine Hütten. Flüchtlinge hätten ihr gesagt: "Sag, dass das hier die Hölle ist." Ihr Urteil: Humanitäres Notstandsgebiet. Wer anderthalb Jahre im Lager verbringe ist danach "seelisch zumindest kaputt". Und wer es denn nach Athen schafft habe es oft noch schlechter, weil es dort keine Unterstützung mehr gebe "Das eigentliche Problem fängt erst an, wenn sie auf dem Festland sind", dort finde "Verelendung" statt.

Dieses afghanische Paar traf Schayani im Flugzeug nach Deutschland.
Dieses afghanische Paar traf Schayani im Flugzeug nach Deutschland.bild: screenshot ard

Auf dem Rückflug nach Deutschland hat sie dann ein junge Flüchtlingsehepaar aus Afghanistan getroffen, das das Lager 21 Monate Jahre durchlitten hat. Plasberg fragt, woher die beiden denn das Geld für den Flug hatten, weil Schayani zuvor erzählt hatte, dass sich der Bruder der Frau als nicht anerkannter Flüchtling mit Pappesammeln in Athen durchschlägt. "Sie werden sich vermutlich verschuldet haben", spekuliert Schayani, gefragt hat sie nicht. Die beiden haben sich auf den Weg von Griechenland nach Deutschland gemacht, weil man sich hier integrieren könne und es Arbeit gebe, wie sie sagten. Sie seien allerdings auch unsicher gewesen, ob sie in Deutschland zum Arzt gehen können, aber da konnte sie Schayani. Doch an einem anderen Punkt musste sie den beiden eine unangenehme Nachricht überbringen: Nämlich, dass sie am Flughafen von der Polizei in Empfang genommen werden. Das sei Standard, erzählt Schayani, weil in fast jeder Maschine aus Griechenland Flüchtlinge an Bord seien. 17.000 seien es in den vergangenen anderthalb JAhren gewesen. Dieses Par sei dann tatsächlich von der Polizei erwartet worden und sollte sich am Tag der Sendung in einem neuen Lager für ein neues Asylverfahren vorstellen, berichtete Shayani.

RTL-Politikchef Nikolaus Blome gerät mit einer Kollegein aneinander.
RTL-Politikchef Nikolaus Blome gerät mit einer Kollegein aneinander. bild: screenshot ard

RTL-Politikchef Nikolaus Blome fragt leicht aggressiv: "Warum brauchen sie noch ein Verfahren? Wenn sie einmal anerkannt sind, können sie sich in Schengen doch frei bewegen.“ Schayani reagiert leicht patzig: "Ok, kleiner Wikipedia-Eintrag, oder kleine Info nur ..." Und dann erklärt sie Blome, was er natürlich auch weiß: Als anerkannter Flüchtling darf man sich von seinem Registrierungs-Land für 90 Tage entfernen. "Aber die wollen natürlich nicht nach 90 Tagen zurück nach Griechenland. Die wollen nie mehr nach Griechenland.“ Blome reagiert ironisch: "Danke für den Wikipedia-Eintrag, den hatte ich auch gelesen. Aber warum kann man dann noch ein zweites Verfahren beantragen, das ist nicht Sinn der Übung!"

Doch Schayani führt Gerichtsurteile ins Feld, die besagen, dass man Menschen nicht zurückschicken könne, "weil die Behandlung in Griechenland unmenschlich ist."

CSU-Europa-Abgeordnete Manfred Weber sieht es ganz rustikal.
CSU-Europa-Abgeordnete Manfred Weber sieht es ganz rustikal.bild: screenshot ard

Das ist der Punkt, an dem der CSU-Europa-Abgeordnete Manfred Weber in die Diskussion springt und auf rustikale Art daran erinnert, dass es rechtlich nicht zulässig sei, dass Geflüchtete einfach so ihren Ort wechseln.

"Da darf der Flüchtling nicht sagen: ‚Ich geh‘ nicht nach Rumänien, weil es mir dort nicht gefällt.'"
Manfred Weber

Er wolle eine "faire Lastenverteilung auf diesem Kontinent", Plasberg versucht ihn spöttisch zu unterbrechen mit "das können sie sich zu Weihnachten …" aber Weber ist in Rage. "Wir haben auch in Griechenland viele Menschen, die obdachlos sind. Ein anerkannter Flüchtling bekommt in Griechenland den gleichen Sozialhilfezugang wie ein Grieche ihn hat." Die Verteilung der Flüchtlinge auf alle Länder sei eine Frage der europäischen Solidarität. "Ich glaube, dass es eine Belastungsgrenze bei der Integrationsquote gibt für ein Land.“ Für ihn gehören "Entschiedenheit und Härte an der Grenze dazu, den Schlepperbanden, das Handwerk zu legen. Europa darf sich nicht erpressen lassen, auch durch Bilder an der Außengrenze.“

Cem Özdemir will unbürokratisch Geflüchtete aufnehmen.
Cem Özdemir will unbürokratisch Geflüchtete aufnehmen.bild: screenshot ard

Grünen-Abgeordneter Cem Özdemir sieht das komplett anders. "Der Zustand, wie er jetzt ist, ist unerträglich", sagt er mit Blick auf die Flüchtlingslager. Er verstehe nicht, warum Deutschland nicht einfach 40.000 Flüchtlinge aufnehme, andere Länder würden bestimmt folgen, Frankreich könne ja 30.000 aufnehmen, schnell hätte man so 100.000 Flüchtlinge untergebracht. "Wir müssen uns lösen von einfachen holzschnittartigen Lösungen.“

Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber findet die Situation "grauenhaft".
Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber findet die Situation "grauenhaft".bild: screenshot ard

Und auch die evangelische Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber findet die Situation in den Lagern mehr als grenzwertig. "Wenn man Menschen parkt in Trostlosigkeit, ist das kein Mehrwert an Humanität." Sie erinnert daran, dass sich auf Lesbos schon 50 Kinder das Leben genommen hätten, "weil die Situation so grauenhaft ist."

"Seit 2015 sind 20.000 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Wie haben ein riesiges Massengrab vor unserer Haustür."
Petra Bosse-Huber

Die Sendung vor der Sommerpause endet ohne Lösung , Konsens oder neue Idee. "Wir kommen im August wieder – mit Menschen", sagt Plasberg. Das Publikum also ab 23. August nach jetzigem Stand zurück ins Studio. Am Ende wünscht er seinen Zuschauern "einen schönen Sommer". Nicht wenige Zuschauer werden ihren Urlaub wohl an eben jedem Mittelmeer verbringen.

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