Eier suchen ja, aber nur mit der Familie. Bild: E+/getty / AleksandarNakic
Deutschland
Heute beginnt für Juden das Pessachfest, für Christen steht Ostern vor der Tür. Muslime warten auf den Ramadan. Sonst kommen bei diesen Terminen viele Menschen zusammen. Nicht in diesem Jahr.
Das jüdische Pessachfest ist in
Israel eigentlich eine klassische Familienfeier – vergleichbar mit
Weihnachten in Deutschland. Traditionell sitzen am "Sederabend"
mindestens ein Dutzend Familienmitglieder gemeinsam am Tisch. Doch
wegen der Corona-Pandemie müssen in diesem Jahr sehr viele Israelis
allein feiern – vor allem alte Menschen.
Auch die Osterfeiern in der Altstadt von Jerusalem werden diesmal
anders aussehen. Und die Muslime schauen mit Bangen auf den
Fastenmonat Ramadan, der in mehr als zwei Wochen beginnt und
normalerweise viele Menschen an einem Tisch zusammenbringt.
Das Pessachfest, das am Mittwochabend beginnt, hat für die meisten
Israelis einen tiefen Symbolwert. Es erinnert an den Auszug der
Israeliten aus Ägypten und die Befreiung aus der Sklaverei. Israels
Regierungschef Benjamin Netanjahu forderte die Bürger auf, das Fest
in diesem Jahr nur mit der Kernfamilie zu begehen.
Feiern nur im kleinen Kreis
Feiern solle man "nur mit denen, die schon im Haus wohnen", betonte
Netanjahu. "Ein kleiner Sederabend ist ein sicherer Sederabend."
Traditionell sitzen am "Sederabend" zum Auftakt des Pessachfestes
mindestens ein Dutzend Familienmitglieder zum gemeinsamen Essen am
Tisch. Sie lesen und singen gemeinsam die Pessach-Geschichte.
Orthodoxe Juden beten vor einer Synagoge im jüdisch-orthodoxen Viertel Mea She'arim, nachdem sie am Ritual der Brotverbrennung teilgenommen haben.Bild: dpa / Hristo Rusev
Auch Studenten oder Soldaten sollten nicht zu ihren Eltern fahren. Am
schwierigsten sei diese Anweisung: "Geht nicht zu eurer Großmutter
und eurem Großvater – ihr würdet ihr Leben in Gefahr bringen."
Besonders in abgeriegelten strengreligiösen Wohnvierteln, wo die
Ansteckungsrate besonders hoch ist, sollen Sicherheitskräfte
gewährleisten, dass die Kontaktbeschränkungen eingehalten werden.
"Widerspreche tief verwurzelten Grundsätzen"
Die strengen Aufforderungen zum Abstand halten widersprechen tief
verwurzelten Grundsätzen der israelischen Gesellschaft, die für ihren
besonders starken Familienzusammenhalt bekannt ist.
Gesundheitsexperten mahnen aber, man sehe erst jetzt die verheerenden
Auswirkungen des jüdischen Karnevals Purim Anfang März – wegen vieler
Feiern habe sich das Virus besonders stark ausgebreitet.
Netanjahu betonte, die Anweisungen für Pessach gälten auch für die
anderen Religionsgemeinschaften. Am Karfreitag ziehen sonst Tausende
Christen in mehreren Prozessionen durch Jerusalems Altstadt. Gläubige
tragen Holzkreuze und empfinden auf der Via Dolorosa den Leidensweg
Jesu nach. Bei Osterprozessionen ist es in den engen Gassen der
Altstadt oft so eng, dass die Menschen sich kaum bewegen können. Doch
in diesem Jahr soll wegen der Corona-Krise alles anders sein.
Die Kirche bleibt an Ostern leer. Bild: dpa / Hristo Rusev
"Die Situation in Jerusalem nimmt in der Corona-Gesundheitskrise
einen besonderen Stellenwert ein", sagt ein israelischer
Repräsentant. "In der Altstadt gibt es Stätten, die für das
Christentum von höchster Bedeutung sind." Die Grabeskirche, die an
dem Ort steht, an dem Jesus der Überlieferung nach gestorben und
auferstanden ist, sei "das Epizentrum der christlichen Osterfeiern".
Ramadan, Ostern, Pessach: Nicht so wie letztes Jahr
Israel hat angesichts der Ausbreitung des Coronavirus alle
Gebetshäuser im Land bis auf weiteres geschlossen. Dies betrifft
Juden, Muslime und Christen. Das Land will in diesem Jahr zu Ostern
auch keine Prozessionen in der Altstadt erlauben.
Orthodoxe Christen dürfen aber etwa am 18. April in der Grabeskirche
das "Heilige Feuer" feiern – mit einem sehr kleinen Teilnehmerkreis.
Dem Glauben nach entzündete sich an Ostern der Orthodoxen
selbstständig ein Licht in der Grabkapelle. Dieses wird vom
griechisch-orthodoxen Patriarchen weitergegeben, um das Feuer in die
orthodoxe Welt zu tragen.
Auch in diesem Jahr soll es in Spezialcontainern zum Flughafen bei
Tel Aviv gebracht werden. Dort warten Flugzeuge unter anderem aus
Russland, Griechenland, Bulgarien und der Ukraine. Anders als sonst
müssen die Würdenträger diesmal im Flugzeug auf das Licht warten.
Ramadan soll Ende April beginnen
Mit Sorge erwarten auch Millionen Muslime weltweit den Ramadan, der
voraussichtlich am 23. April beginnt. Zum Iftar, dem täglichen
Fastenbrechen nach Sonnenuntergang, kommen sonst viele Menschen
zusammen, in der Familie oder an Tafeln auf der Straße, die oft für
Ärmere aufgebaut werden. Die Moscheen sind voller Gläubiger.
All das wird in diesem Jahr in gewohnter Form wohl ausfallen. Ägypten
untersagte bereits Tafeln zum Fastenbrechen. Auch die rund fünf
Millionen Muslime in Deutschland werden betroffen sein. Muslime
würden dieses Jahr "nicht theologisch, aber menschlich" vor große
Herausforderungen gestellt, sagte Odette Yilmaz, Vorsitzende des
Liberal-Islamischen Bunds (LIB), im Deutschlandfunk.
Für die Gläubigen wird ein Gebet in einer Moschee aufgenommen, damit sie zu Hause beten können. Bild: dpa / Hristo Rusev
"Ramadan wird in diesem Jahr traurig sein", klagt die Sunnitin Samar
Kulailat aus Libanons Hauptstadt Beirut. "Normalerweise kommen alle
meine Geschwister zusammen, um gemeinsam zu essen und zu beten."
Dieses Jahr aber würden alle zu Hause bleiben. Die Libanesin Hala
Audi Baidun will sich mit ihren Töchtern, die in Paris und Dubai
leben, zumindest über Videochat treffen. "Ich werde vermissen, für
sie zu kochen. Aber ich werde sie dazu bringen, dass sie selbst
kochen. Ich habe schon angefangen, mit ihnen Rezepte auszutauschen."
(dpa/lin)
Die Zahl der Straftaten in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 5,5 Prozent auf 5,94 Millionen gestiegen. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik für 2023 hervor, aus der die "Welt am Sonntag" am Samstag vorab zitierte und die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Dienstag vorgestellt hat. Die Gewaltkriminalität erreichte demnach mit rund 215.000 Fällen den Höchststand seit 15 Jahren.