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Olympia: Eintracht Frankfurts Ragnar Ache zählt zu den Entdeckungen in Tokio

Eintracht Frankfurts Ragnar Ache bei den Olympischen Spielen in Tokio
Bei drei Einsätzen schoss Ragnar Ache im Olympischen Turnier zwei Tore.Bild: www.imago-images.de / Frank Hoermann
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Lichtblick im deutschen Olympia-Team: Wie Ragnar Ache nun in der Bundesliga durchstarten will

30.07.2021, 16:1031.07.2021, 11:52
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Als Ragnar Ache gegen beim olympischen Fußball-Turnier gegen Saudi Arabien (3:2) traf, hatte er großen Grund zur Freude. Es war sein zweites Tor im zweiten Turnier-Spiel. Das feierte der Stürmer mit einem kleinen Tänzchen, formte zusätzlich mit seinen Fingern eine Brille. Eine Choreografie, für die er sich wohl beim American Football inspirieren ließ. Sein Berater, Godwin Falix hat gegenüber watson verraten: "Wenn er ein Tor schießt, tanzt er immer als Jubel. Das hat er sich aus der NFL abgeguckt – er liebt Football. Besonders Odell Beckham Jr. bestaunt er."

"Mir war damals schon klar, dass er in der Bundesliga oder der Premier League erfolgreich sein wird."
Berater Godwin Falix über DFB-Nachwuchsstar Ragnar Ache

Beim frühen Turnier-Aus war Ache einer der wenigen Lichtblicke im deutschen Team. Dabei scheinen die zwei Tore auf den ersten Blick überraschend, denn Ache hat eine schwierige Saison hinter sich. In der vergangenen Spielzeit kam er bei Eintracht Frankfurt verletzungsbedingt gerade mal auf 92 Spielminuten und ein Tor – der Oberschenkel machte durchweg Probleme. Bei Olympia spielte er jetzt mehr als doppelt so viel. Er ist wieder fit und könnte in der kommenden, seiner zweiten, Saison in Frankfurt durchstarten. Obwohl er erst letzten Sommer an den Main kam, ist ihm die hessische Millionenstadt nicht fremd.

Ragnar Ache tanzt nach seinem Treffer gegen Saudi-Arabien
Ragner Ache tanzt nach seinem Treffer gegen Saudi-ArabienBild: www.imago-images.de / Gladys Chai von der Laage

1998 wurde er in der Main-Metropole geboren, spielte für die Spielvereinigung Neu-Isenburg. Wer auf dem Fußballportal "transfermarkt.de" nachschaut, sieht, dass er 2009 in die Jugend von Sparta Rotterdam wechselte. Im Alter von zehn Jahren. Was wie ein früher und gleichzeitig kurioser Wechsel aussieht, ist aber leicht zu erklären. Sein Berater Falix sagt: "Seine Eltern hatten sich getrennt und seine Mutter hatte einen neuen Partner gefunden in Rotterdam. Also haben sie die Entscheidung getroffen, nach Rotterdam zu ziehen als er zehn Jahre alt war."

Profi-Debüt mit 18 Jahren

Zuerst spielte Ache nur in der Amateur-Sparte des Vereins. Falix ergänzt: "Im ersten Jahr haben sie dort gemerkt, dass Ragnar verdammt schnell ist und verdammt gut, dann haben sie ihn in die Akademie geholt." Die durchlief er bis zu seinem Profi-Debüt in der ersten niederländischen Liga im April 2017. Auf seine ersten Tore musste er nicht lange warten. Schon im vierten Spiel traf er doppelt gegen NAC Breda. Zu diesem Zeitpunkt kannte er seinen Berater Godwin Falix schon vier Jahre. Fast zufällig haben sie sich kennengelernt. So erzählt es zumindest Falix.

Er habe 2013 einen anderen Spieler in der Jugendmannschaft des damals 15-jährigen Aches beraten. Nach einem Spiel, bei dem Falix den heutigen Frankfurt-Stürmer das erste Mal spielen sah, war er begeistert. "Mir fiel seine enorme Geschwindigkeit und seine außergewöhnliche Sprungkraft auf. Schon damals habe ich mich gefragt, warum alle schlafen, weil ich dort einen potenziellen europäischen Top-Stürmer gesehen habe." Wegen seiner Sprungkraft bekam er in Rotterdam den Spitznamen "Ache Airlines".

Nach den 90 Minuten sprach Falix mit seinem Klienten, als Ache an beiden vorbeilief. Falix erzählt lachend: "Wir hatten kurz Augenkontakt und er fiel quasi in meine Arme." Für den Berater war das Treffen wie in einem Märchen. "Ich habe ihm gesagt, dass er enorme Fähigkeiten hat und ein Top-Stürmer werden könnte. Er war sehr ungläubig. Aber ein paar Stunden nach unserem Gespräch hatte er schon meine Nummer und rief mich an. Er wollte, dass ich mich mit seinem Vater unterhalte." Gesagt, getan. Im Anschluss an das Gespräch entschied sich Ache dazu, sich von Falix beraten zu lassen. Acht Jahre später arbeiten sie noch immer zusammen. Der Rechtsfuß spielt mittlerweile aber bei Eintracht Frankfurt.

In Frankfurt erstmals auf sich alleine gestellt

"Aus einem schüchternen, kleinen Jungen wurde ein richtiger Mann. Besonders das vergangene Jahr bei Eintracht Frankfurt hat ihn vorangebracht. Er zog erstmals von seiner Mutter weg, musste sich um sich selbst kümmern. Das hat ihn sehr erwachsen gemacht", beschreibt Falix die Entwicklung von Ache. Gleichzeitig war das erste Jahr schwer für Ache. Oberschenkelprobleme schalteten ihn regelmäßig aus.

"Besonders beeindruckend finde ich, dass er sich nach Rückschlägen immer wieder zurückkämpft." Jüngst zeigte er das bei seinen Gala-Auftritten bei Olympia, aber auch bei Rotterdam gab es immer wieder Probleme, die für Falix nicht nachvollziehbar waren: "Er hatte in Rotterdam oft Trainer, die nicht auf ihn gesetzt haben. Er soll technisch nicht gut genug gewesen sein, aber darauf wird in Holland zu viel Wert gelegt. Mir war damals schon klar, dass er in der Bundesliga oder der Premier League erfolgreich sein wird." Das soll er in der kommenden Saison bei Frankfurt sein. Bei Olympia zeigte er, dass er wieder topfit ist.

Olympia als Sprungbrett

Aufgrund seiner langwierigen Verletzung dachte Ache auch gar nicht mehr an eine Olympia-Teilnahme, sondern an die Saisonvorbereitung bei der Eintracht. Die Telefonnummer von U-21-Nationaltrainer Stefan Kuntz hatte der 22-Jährige aber noch eingespeichert und sie blinkte auf, als er gerade schlafen gehen wollte. "Er hat sich ein Loch in den Bauch gefreut berichtete" berichtete Kuntz, der nach zahlreichen Absage bei Ache anfragte.

Das nicht ganz so hohe Niveau im olympischen Fußballturnier nutzen Spieler auch immer wieder, um mit guten Leistungen auf sich aufmerksam zu machen. "Die Leute haben das wahrgenommen und auf einmal warst du enorm im Fokus der Öffentlichkeit und wurdest für die A-Mannschaft gehandelt", sagte auch Silbermedaillengewinner von 2016, Nils Petersen im Gespräch mit watson. Dabei führte er Namen wie Serge Gnabry, Leon Goretzka und Max Meyer an, die allesamt 2016 dabei waren.

Und laut Berater Falix haben sie auch bei Eintracht Frankfurt um Neu-Trainer Oliver Glasner große Pläne mit Ragnar Ache. Schließlich verließ mit André Silva der Top-Torjäger die Mannschaft in Richtung Leipzig. Mit 28 Saisontoren sorgte der Portugiese dafür, dass sich die Eintracht für die Europa League qualifizierte und Ache in der kommenden Spielzeit auch international Erfahrung sammeln kann.

Für Ache geht es besonders darum, sich gegen Frankfurts neuen Stürmer Rafael Borré durchzusetzen und Tore zu schießen. Damit er öfter jubeln kann, wie gegen Saudi-Arabien. Nämlich im Stile der Football-Spieler der NFL.

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