Virologe Christian Drosten befürwortet einen zeitlich begrenzten Lockdown.Bild: dpa / Michael Kappeler
Leben
Der Virologe Christian Drosten hat sich für
einen zeitlich begrenzten Lockdown ausgesprochen. "Wenn die Belastung
zu groß wird, dann muss man 'ne Pause einlegen", sagte der
Charité-Wissenschaftler in der am Dienstag veröffentlichten Folge des
"Coronavirus-Update" von NDR-Info. "Dieses Virus lässt nicht mit sich
verhandeln. Dieses Virus erzwingt bei einer bestimmten Fallzahl
einfach einen Lockdown."
Momentan sei die Inzidenz in Deutschland noch vergleichsweise
niedrig. "Wenn wir jetzt einmal auf die Bremse treten würden, dann
hätte das einen ganz nachhaltigen Effekt. Das würde uns ganz viel
Zeit einspielen."
Drosten beschrieb den Vorteil eines befristeten Lockdowns, der
zum Beispiel auch Ausnahmen wie geöffnete Schulen machen könne: "Alle
wissen von vorneherein, der ist zeitlich befristet." Etwa drei Wochen
- etwas mehr als eine Quarantänezeit brauche man aus Sicht des
Wissenschaftlers dafür. "Die Inzidenz ist danach erheblich gesenkt
und ist dann auch unter bestimmten Umständen auf lange Frist
gesenkt".
Frühes Bremsen
Das sei ein Gewinn für alle. Diese geplanten Mini-Lockdowns, auch
"Circuit Breaker" (Überlastschalter) genannt, gebe es schon in Teilen
Großbritanniens. Sie sollen das System vor Überlastung schützen.
Denkbar sei eine Art Zeitplan bis Frühjahr mit und ohne
Einschränkungen, damit die Wirtschaft planen könne. Das sei wie bei
einem Lastwagen, der einen Hang hinunterfahre. Wenn man frühzeitig
fünf Sekunden auf die Bremse trete, reiche das eine ganz schön lange
Zeit aus. Vielleicht müsse man gar nicht so lange und so stark
bremsen.
Der Virologe sprach sich zudem für Schnelltests bei Infektionen
in Menschengruppen aus. Wenn ein Infizierter zuvor beispielsweise im
Büro gewesen sei, sollten alle Menschen dort einen
Antigen-Schnelltest machen, "und in einer Viertelstunde wissen wir,
ob wir hier einen Cluster haben oder nicht", sagte er. "Dann
isolieren wir die ganze Gruppe." Das gehe schneller als der bislang
übliche PCR-Test, auf dessen Ergebnis man Tage warten müsse. Es
benötige aber sicher einige Zeit, um diese Entscheidungen für einen
solchen Einsatz in Deutschland zu treffen, "und ich habe das Gefühl,
dass wir immer weniger Zeit haben".
Fast zwei Drittel der Bürger rechnen nach einer YouGov-Umfrage im
Auftrag der Deutschen Presse-Agentur damit, dass es wegen der stark
steigenden Infektionszahlen wieder zu Schließungen von Geschäften,
Restaurants oder Schulen kommen wird. Am Mittwoch berät Kanzlerin
Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der Länder über Maßnahmen
zur Eindämmung des Coronavirus.
(pcl/dpa)
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