Nachhaltigkeit
Klima & Umwelt

Studie zeigt: Feinstaub macht Corona tödlicher

Asian woman are going to work.she wears N95 mask.Prevent PM2.5 dust and smog
Insgesamt könnten rund 15 Prozent der weltweiten Covid-Toten auf die Luftverschmutzung zurückgehen, schreiben Forscher – in Deutschland sind es noch mehr.Bild: iStockphoto / torwai
Klima & Umwelt

Studie zeigt: Feinstaub macht Corona tödlicher

28.10.2020, 14:2529.12.2020, 13:32
Mehr «Nachhaltigkeit»

Rund 15 Prozent der Covid-19-Todesfälle weltweit könnten auf das Konto der Luftverschmutzung gehen: Zu diesem Ergebnis kamen Forscher aus Deutschland und Zypern in einer kürzlich veröffentlichten Studie, in der sie die möglichen Corona-Gesundheitsrisiken durch Treibhausgasemissionen untersuchten. Frühere Forschungen kamen bereits zu dem Ergebnis, dass die dauerhafte Belastung etwa durch Feinstaubpartikel in der Luft, wie sie bei Abgasen entstehen, die Lebenserwartung im weltweiten Durchschnitt um fast zwei Jahre senkt.

Nach Angaben der neuen Studie beeinflussen die Emissionen aber auch die Sterblichkeitsrate durch das Coronavirus. Für ihre in der Zeitschrift "Cardiovascular Research" veröffentlichten Studie untersuchten die Forscher um Jos Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz unter anderem Gesundheits- und Krankheitsdaten aus den USA und China und kombinierten diese dann mit Daten zur globalen und lokalen Feinstaub-Belastung der Luft.

Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass in Ostasien, wo mitunter die höchsten Schadstoffbelastungen weltweit auftreten, 27 Prozent der Covid-19-Todesfälle auf die gesundheitlichen Auswirkungen der schlechten Luftqualität zurückzuführen sein könnten. In Europa lag der Anteil bei 19 Prozent, in Nordamerika bei 17 Prozent.

Allerdings gibt es je nach Standort große Unterschiede, was sich auch in Europa zeigt: Während die Forscher beispielsweise in Tschechien bei 29 Prozent und in Deutschland bei 26 Prozent der Covid-19-Todesfälle die Luftverschmutzung als mögliche Ursache sehen, sind es in Portugal nur elf und in Spanien neun Prozent. In Australien sind es gerade mal drei und in Neuseeland ein Prozent.

Feinstaub und Covid-19 greifen Herz- und Blutgefäße an

"Wenn die langfristige Belastung durch Luftverschmutzung und eine Infektion mit Sars-CoV-2 zusammenkommen, dann wirkt sich das negativ auf die Gesundheit aus – insbesondere auf Herz- und Blutgefäße", erklärte der Mainzer Kardiologie-Experte und Co-Autor der Studie, Thomas Münzel. Nach seinen Angaben macht die Luftverschmutzung Risikofaktoren für Covid-19 wie Lungen- und Herzprobleme wahrscheinlicher.

Der genaue Grund dafür sei noch unklar, sagte Münzel "Spiegel Online". Es könnte jedoch daran liegen, "dass sowohl Feinstaub als auch das Virus das Endothel, also die Auskleidung der Blutgefäße, jeweils angreifen und Entzündungen verursachen." Die Forschungsergebnisse deuteten darauf hin, dass "die Verschmutzungspartikel ein Co-Faktor bei der Verschlimmerung der Krankheit sind", sagte Lelieveld der Nachrichtenagentur AFP.

Die Schätzungen legten nahe, dass mehr als 6100 Covid-Todesfälle in Großbritannien und 40.000 in den USA auf Luftverschmutzung zurückgehen könnten. Die Forscher weisen darauf hin, dass Feinstaub auch ganz unabhängig von Covid-19 tödlich ist. Sie fordern deshalb einen stärkeren Kampf gegen Luftverschmutzung – etwa durch einen raschen Übergang zu sauberen und erneuerbaren Energiequellen. Die Pandemie werde vermutlich mit der Impfung der Menschen enden – aber "gegen schlechte Luftqualität und den Klimawandel" gebe es keine Impfung. Die einzige Abhilfe bestehe darin, "die Emissionen einzudämmen".

(ftk/afp)

Erdrutsche, Hochwasser, Hitze: Wie gefährlich ist die Lage in Brasilien?

Es ist eine Zeit der Extreme: Eine seit Wochen anhaltende Hitzewelle in Brasilien hat Rio de Janeiro einen neuen Temperaturrekord beschert. Nach Angaben des Wetterdienstes lag die gefühlte Temperatur in der Metropole vergangene Woche teilweise bei über 62 Grad, die reale Temperatur lag demnach bei 42 Grad.

Zur Story