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Lanz schockiert über Aussage von Ärztin: "Das ist doch verrückt!"

Markus Lanz kann nicht glauben, was eine Ärztin ihm über die Corona-App erzählt.
Markus Lanz kann nicht glauben, was eine Ärztin ihm über die Corona-App erzählt.Bild: screenshot zdf
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"Das ist doch verrückt!": Markus Lanz schockiert über Aussage von Ärztin

11.11.2020, 15:55
alexandra karg
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Zwischen Corona-Krise und Wahl-Theater mit Donald Trump: Am Dienstagabend diskutierte Moderator Markus Lanz in seiner Sendung gleich auf zwei Kontinenten. Hauptthema der Sendung war jedoch eine hoffnungsvolle Ankündigung der letzten Tage. Das Mainzer Pharmaunternehmen BioNTech hatte vor wenigen Tagen einen Corona-Impfstoff angekündigt. Markus Lanz wollte von Hoffnung nicht viel wissen und verbiss sich in den Plan, seinen Gästen Ideen für eine langfristige Corona-Strategie zu entlocken. Die überraschendste Erkenntnis ergab sich für den Moderator an diesem Abend jedoch bei einem anderen Thema.

Dies waren die Gäste bei „Markus Lanz“ am 10. November 2020:

  • Michael Müller, Regierender Bürgermeister in Berlin (SPD)
  • Prof. Hendrik Streeck, Virologe
  • Dr. Carola Holzner, Ärztin
  • Johannes Hano, Journalist
  • John Bolton, ehemaliger Sicherheitsberater von Trump

Johannes Hano sieht gefährliche Entwicklung in den USA

Die Wahl in den USA ist bereits seit einigen Tagen entschieden, jedoch will Donald Trump seine Wahlniederlage gegen den Herausforderer Joe Biden nicht wahrhaben. Journalist Johannes Hano sah in den Klagen Donald Trumps gegen den Wahlausgang eine logische Schlussfolgerung:

"Donald Trump hat schon gleich nach den Wahlen zu Beginn den Sprengsatz an die amerikanische Demokratie gelegt und jetzt die Zündschnur angezündet."

Hano fürchtete: "Das Ganze wird hier sehr gefährlich werden aus meiner Sicht, denn Donald Trump ist nicht bereit, die Wahlniederlage anzuerkennen." Stattdessen säe der US-Präsident weiter Zweifel in der Gesellschaft. "Das ist Teil seiner Strategie, die Legitimität dieser Wahlen anzuzweifeln. Ich sage es nochmal: Das ist extrem gefährlich."

John Bolton ist über das Verhalten Trumps nicht überrascht.
John Bolton ist über das Verhalten Trumps nicht überrascht.Bild: screenshot zdf

An späterer Stelle in der Sendung wurde auch Trumps Ex-Sicherheitsberater John Bolton zugeschaltet. Bolton zeigte sich nicht gerade verwundert über Donald Trumps derzeitiges Verhalten und meinte: "Es wird sicherlich problematisch werden den Übergang zu gestalten zu Biden, aber ich glaube, bis auf Donald Trump haben eigentlich alle inzwischen Klarheit über das Ergebnis."

Zwar werde Trump versuchen, eine Dolchstoßlegende um seine Person herum aufzubauen. Jedoch drückte Bolton auch Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit der USA aus: "Es gibt ein Netz von verfassungsmäßigen Institutionen, die dafür sorgen werden, dass dieser Konflikt gelöst wird."

Nachdem ein Video aus einer US-amerikanischen Late-Night-Show einen Zusammenschnitt anderer Verlierer um das Präsidentenamt zeigte, die alle ihre Niederlage mit Würde anerkannten und im Vergleich dazu die Reaktion Donald Trumps, der sich noch am Wahlabend zum Sieger erklärte, versicherte John Bolton:

"Das macht noch einmal deutlich, dass Donald Trump die Ausnahme ist, der Ausreißer. Und wer glaubt, dass Donald Trump Amerika repräsentiert, der versteht unser Land nicht."

Hendrik Streeck ist skeptisch gegenüber Corona-Impfstoff

Mit den Worten "Zurück ins Hier und Jetzt. Herr Müller, wer kriegt zuerst den Impfstoff?" lenkte Markus Lanz die Aufmerksamkeit der Zuschauer wieder auf die Debatte im Studio und das Medienthema der vergangenen Tage: einen möglichen Corona-Impfstoff von BioNTech. Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin, erklärte: "Das muss priorisiert werden." Zunächst sollte der Impfstoff an Ältere, an Menschen mit Vorerkrankungen oder an Menschen aus besonderen Berufsgruppen verteilt werden.

Hendrik Streeck plädiert für langfristige Strategien.
Hendrik Streeck plädiert für langfristige Strategien.Bild: screenshot zdf

Markus Lanz, der offenbar selbst noch nicht ganz an einen Corona-Impfstoff glauben kann, fragte in die Runde: "Ist da die nächste Enttäuschung nicht schon angelegt?" Virologe Prof. Hendrik Streeck hatte zu Anfang der Sendung bereits kurz die Möglichkeit, seine Einschätzung zum möglichen Impfstoff von BioNTech zu geben. Dabei erklärte er: "Ich glaube, die Ergebnisse können einen vorsichtig optimistisch stimmen. Aber man weiß noch gar nichts, man hat noch keine Daten gesehen."

Diese Daten brauche es, um den Impfstoff besser verstehen zu können. Streeck beklagte:

"Wir wissen überhaupt nicht, ob der Impfstoff vor der Infektion schützt oder vor der Erkrankung."

Zwar sei die Produktion solcher Impfstoffe laut dem Virologen "unheimlich günstig". Der Nachteil daran sei jedoch, dass diese eine Kühlkette benötigten, weil diese sehr anfällig seien. "Es muss bei minus 70 Grad gelagert werden", erklärte Streeck. Auch sei noch völlig unbekannt, ob dieser bei jungen Menschen ebenso wie bei Älteren wirke und auch Informationen über langfristige Nebenwirkungen seien bisher noch nicht offengelegt.

Dennoch sei es gut sich bereits jetzt auf eine mögliche Verteilung eines Impfstoffs vorzubereiten, "weil dadurch Zeit gespart wird."

Ärztin ist nicht überzeugt von Theorie des Virologen

"So, und die große Frage ist, was machen wir bis dahin?", lenkte Moderator Markus Lanz nun auf eine Frage, die er an diesem Dienstagabend noch sehr oft stellen sollte. Es ging dem Moderator darum, ob ein Lockdown überhaupt sinnvoll ist und wie eine langfristige Strategie in der Corona-Pandemie wie Hendrik Streeck sie forderte, konkret aussehen könnte.

Der Virologe ist sich sicher: Die vergangenen Monate hätten gezeigt, es komme auf das persönliche Verhalten der Menschen an. Er meinte mit Verweis auf den Kampf gegen das HIV-Virus und die Kondom-Kampagne: "Das erreicht man viel besser langfristig über Gebote als über Verordnungen und Verbote."

Carola Holzner ist Intensivmedizinerin am Uni-Klinikum in Essen.
Carola Holzner ist Intensivmedizinerin am Uni-Klinikum in Essen.Bild: screenshot zdf

Ärztin Carola Holzner konnte dies nicht ganz nachvollziehen. Sie erklärte: "Aber Herr Streeck, da muss da muss ich schon mal fragen, wir hatten die gleiche Situation ja schon mal im Frühjahr. Da hatten wir einen Lockdown." Die Urlaubssaison danach habe jedoch gezeigt, dass die Menschen nicht auf Apelle reagiert hätten. Holzner bohrte nach: "Was ist denn das letzte halbe Jahr passiert? Wo waren denn die Leute? Was haben sie denn das letzte halbe Jahr getan?"

Virologe Hendrik Streeck bekundete, dass er einen Lockdown derzeit durchaus für angemessen halte, jedoch sei nun auch ein Nachdenken über eine langfristige Strategie nötig. "Was ist die Strategie?", will Markus Lanz wissen. Um eine konkrete Antwort wandte sich der Virologe jedoch herum: "Ich glaube, das ist etwas was man auf vielen Ebenen diskutieren muss. Das ist nicht nur, dass der eine Virologe sagt, das ist jetzt die Strategie, die man manchen kann. Das Problem ist, dass wir gar nicht darüber diskutieren."

Michael Müller: "Der Gesundheitsschutz steht über allem"

An dieser Stelle musste Bürgermeister Michael Müller widersprechen: "Aber es gibt ja wirklich eine tägliche Diskussion und Auseinandersetzung mit dem Thema, auf allen Ebenen."

Nach einem Abwägen bei der Ministerpräsidentenkonferenz habe man sich der Frage gegenübergestellt gesehen: "Auch wenn es dramatische Folgen hat, wie kann das Aufwiegen gegen den Gesundheitsschutz?" Müller verriet:

"Ich bin ganz klar zu dem Ergebnis gekommen: Der Gesundheitsschutz steht über allem."

Deshalb sei ein Lockdown für Müller zu rechtfertigen. An dieser Stelle zeigte sich Streek offenbar etwas in die Enge getrieben und in die falsche Ecke gestellt. Er stellte gegenüber Markus Lanz klar: "Da haben Sie mich eben auch missverstanden. Ich glaube, das dritte Mal sage ich jetzt, dass ich den Lockdown auch richtig finde." Dennoch seine eine vielfältigere Diskussion und weniger Vorverurteilung wichtig.

Markus Lanz warf an dieser Stelle die Hypothese in die Runde, die Maßnahmen könnten auch nicht streng genug gewesen sein. Eventuell wäre ein kurzer aber rigoroser Shutdown, wie es ihn in Taiwan oder Südkorea gab, die Lösung gewesen. "Das muss man alles zu Ende denken", warf Michael Müller ein und verwies auf die Gefahren von häuslicher Gewalt und auf die Auswirkungen für Kinder. Virologe Streeck meinte: "Ich glaube auch nicht, dass die Lösung jetzt ein acht Wochen Shutdown für Deutschland wäre, aber..."

Weiter kam Streek nicht, denn Markus Lanz unterbrach und versuchte ihn festzunageln: "Aber was dann, was dann, was ist die Strategie?" Wieder gelang dies dem Moderator nicht. Wieder verwies Streeck darauf, man müsse verschiedene Möglichkeiten diskutieren.

Markus Lanz schockiert über Erfahrung von Ärztin Holzner

Bürgermeister Michael Müller ist weniger erstaunt von den Erzählungen der Ärztin.
Bürgermeister Michael Müller ist weniger erstaunt von den Erzählungen der Ärztin.Bild: screenshot zdf

Verzweifelt auf der Suche nach Antworten nach einer langfristigen Corona-Strategie zog Moderator noch eine Diskussionskarte aus dem Hut und brachte das Thema Corona-App auf den Tisch. Michael Müller gab zu, dass er selbst nicht zufrieden ist mit der App: "Wir haben die technischen Möglichkeiten und wir setzen sie nicht um." Müller plädierte für eine Erweiterung der App und eine erweiterte Verwendung der Daten der Nutzer mit deren Einverständnis. Intensivärztin Dr. Carola Holzner sorgte zum Ende der Sendung noch für Aufsehen des Moderators Lanz, als sie bezüglich der Corona-App bemerkte:

"Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Ich arbeite in einem Corona-Hotspot. Eigentlich müsste die App permanent bimmeln – es hat noch nicht einmal geklingelt."

Markus Lanz traute seinen Ohren nicht. "Im Ernst jetzt?", frage der Moderator ungläubig. Doch es wurde noch besser: Denn auch Virologe Hendrik Streeck erklärte: "Bei mir auch nicht. Obwohl ich im Klinikum arbeite, genau wie sie." Im Gegensatz zu Michael Müller, der die App als "Sensibilisierungsinstrument" an dieser Stelle in Schutz nahm, war Markus Lanz völlig überrascht über diese Erkenntnis.

"Nur, um sich das mal auf der Zunge zergehen zu lassen“, leitete Lanz ein und richtete sich an die Ärztin. "Sie arbeiten in einem der Corona-Hotspots, auf einer Intensivstation, einer der größten des Landes – und ihre App macht nichts." An Michael Müller gewandt bekundete Lanz weiter: "Das ist doch verrückt, Herr Müller. 60 Millionen haben wir dafür ausgegeben. Das muss doch funktionieren." Michael Müller stimmte dem daraufhin zu und plädierte erneut dafür, die App mit erweiterten Funktionen auszustatten. Mit Blick auf diese und andere Verfehlungen fragte Berlins Bürgermeister an den Moderator gerichtet:

"Herr Lanz, wer kann denn hier sitzen und sagen, wir haben keine Fehler gemacht?"
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