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Wissenschaftlerin Viola Priesmann rät zu kurzem hartem Lockdown

17.01.2021, Mecklenburg-Vorpommern, Zinnowitz: Spazierg
Januar 2021: Spaziergänger gehen am leicht verschneiten Strand der Insel Usedom.Bild: dpa / Stefan Sauer
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Wissenschaftlerin rät zu kurzem harten Lockdown – Kritik auch von Streeck an strikten Regeln im Freien

18.01.2021, 20:44
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Um die Corona-Epidemie samt der Gefahr von Virusmutationen unter Kontrolle zu bringen, ist aus Sicht der Göttinger Physikerin Viola Priesemann ein kurzer harter Lockdown nötig. Damit könnten die Fallzahlen schnell auf ein niedriges, für die Gesundheitsbehörden nachverfolgbares Niveau gesenkt werden, sagte die Forscherin vor den Bund-Länder-Beratungen zum Corona-Kurs am Montag im Corona-Sonderausschuss des Landtags in Hannover. Auch der Bonner Virologe Hendrik Streeck äußerte sich am Montag in Hannover kritisch über das Management der Pandemie.

Die Politik müsse sich klar entscheiden, ein Kompromiss helfe nicht weiter, sagte Priesemann. Entweder erreiche man eine Kontrolle oder nicht, eine halbe Kontrolle gebe es nicht. "Es macht hier keinen Sinn, halbe Sachen zu machen, weil das den Lockdown unnötig verlängert", sagte die Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation, die im Namen einer Gruppe von Wissenschaftlern Position bezog. Priesemann betonte, dass es zuvor schon Nachbarländern wie Frankreich, Belgien und Österreich gelungen sei, mit Einschränkungen die Fallzahlen nachhaltig zu senken.

Infektionen breiteten sich vor allem über den Kontakt zwischen Familien aus, sagte Priesemann. Übertragungswege zwischen den Familien seien Schule, Arbeitsplatz, Freizeit sowie Mobilität. Auch wenn man keine Datengrundlage etwa über Infektionen in Restaurants und im Nahverkehr habe, könne man nicht davon ausgehen, dass dort nichts passiere, warnte die Wissenschaftlerin.

Kritik auch von Streeck an strikten Regeln im Freien

Der Bonner Virologe Hendrik Streeck riet dringend zum Erarbeiten einer besseren Datengrundlage zur Corona-Epidemie. Man wisse in der Mehrzahl nicht, wo die Menschen sich ansteckten, ob möglicherweise bestimmte Berufe besondern betroffen seien, wie gut Hygiene-Konzepte funktionierten und bis zu welchem Umfang ein Infektionsgeschehen noch beherrschbar sei. Es fehlten eine Richtschnur und ein vorausschauendes langfristiges Management der Epidemie. "Zahlenspiele und dauerdrohende Voraussagen helfen nicht."

Sowohl Priesemann als auch Streeck kritisierten, dass den Menschen auch draußen unter freiem Himmel strikte Kontaktbeschränkungen auferlegt worden seien. Dort sei unter Beachtung von Abstandsregeln die Infektionsgefahr 20 mal geringer, sagte Priesemann. Die negative Folge der Beschränkung sei, dass die Menschen sich dann im Verborgenen daheim verabredeten, wo dann zumeist keine Masken getragen werden, sagte Streeck.

(pas/dpa)

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