Die Grünen sind der Wahlsieger des Tages. Noch nie haben sie bei einer bundesweiten Wahl so gut abgeschnitten wie heute. Falls es so etwas wie "Volksparteien" in Deutschland noch gibt, dann gehören die Grünen jetzt zweifellos mit dazu.
"Das ist ein super abgefahrenes Ergebnis", sagt die Europa-Abgeordnete Terry Reintke am Sonntagabend zu watson. Reintke zieht nun zum zweiten Mal ins EU-Parlament ein.
Tatsächlich sagt das Wahlergebnis viel darüber aus, wie gut die Parteien es schaffen, die junge Generation zu erreichen. Die Grünen sind die natürlichen Verbündeten der "Fridays for Future"-Proteste und nun zur stärksten Partei bei jungen Wählern geworden. Die CDU hingegen wird von jungen Klimaschützern (und Youtubern wie jüngst Rezo) angegriffen und kommt nur noch bei den alten Wählern auf zufriedenstellende Werte. "Für mich ist das ein ganz klarer Auftrag, den wir in Brüssel umsetzen wollen", sagt Reintke. Ein Auftrag der jungen Generation.
Auch Umfragen darüber, welche Themen den Wählern wichtig sind, zeigen, wieso die Grünen so gut abschneiden. Klima- und Umweltschutz sind nicht nur bei den Jungen das wichtigste Thema.
Terry Reintke sieht den Erfolg ihrer Partei jedoch auch in der Debatte um Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der EU begründet:
Zuletzt war die Union zunehmend auf Abstand zu Orban gegangen, die Mitgliedschaft seiner Fidesz-Partei in der konservativen europäischen Parteienfamilie EVP wurde eingefroren. Bis es soweit kam, musste Orban jedoch erst die EVP-Größen Jean-Claude Juncker und Manfred Weber angreifen.
Der Grünen-Spitzenkandidat Sven Giegold nannte das Wahlergebnis am Sonntagabend einen "Sunday for Future", in Anlehnung an die seit Monaten andauernden Klimaproteste.
Mit knapp über zehn Prozent gehört die AfD wahrlich nicht zu den Wahlsiegern. Europaweit wird das von Matteo Salvini angeführte neue Bündnis der Rechtsaußenparteien ("Europäische Allianz der Völker und Nationen") trotzdem zu einem einflussreichen neuen Block. Davon würde natürlich eine Gefahr für Europa ausgehen, sagt Terry Reintke. Sie sieht im Wahlergebnis jedoch vor allem Grund, zu hoffen:
(fh)