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Lungenfacharzt über Corona: "Diese Krankheit ist tückisch"

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Auf einer französischen Intensivstation warten Beatmungsgeräte auf ihren Einsatz. Nun warnt ein deutscher Pneumologe vor dem übereilten Anschließen.Bild: www.imago-images.de / Vincent Isore via www.imago-images.de
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Covid-19: Wird zu schnell beatmet? Lungenfacharzt schlägt Alarm

08.04.2020, 10:15
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Die Pandemie-Vorbereitungen in Deutschland laufen: Autohersteller stellen ihre Produktion auf Beatmungsgeräte um und Kliniken stocken das Personal auf, um Kranke schnell versorgen zu können.

Doch nun warnt ausgerechnet der Verbandsvorsitzende pneumologischer Kliniken davor, Corona-Patienten vorschnell an Beatmungsmaschinen anzuschließen.

Kritik an übereilten Entscheidungen

In einem Interview mit "FAZ" sagte Dr. Thomas Voshaar am Dienstag, dass ihn die "chaotischen Zustände" in chinesischen, italienischen und französischen Kliniken beunruhigt hätten.

"Für die längere Beobachtung eines Patienten und die Diskussion der Therapie ist im Chaos keine Zeit, deshalb ist häufig vorschnell intubiert, also invasiv beatmet worden."
Thomas Voshaar im "FAZ"-Interview

Für den Laien klingt das vielleicht gut. Frei nach dem Motto: Sicher ist sicher. Doch die künstliche Beatmung ist nur die letzte Notlösung, weil sie "grundsätzlich schlecht" für Patienten sei. Der Lungenfacharzt erklärt weiter: "Sie nehmen ihn aus der Welt. Er kann nicht mehr essen, trinken und selbständig atmen. Ich übernehme also die Totalkontrolle über den Organismus. Nur mit Überdruck kann ich Luft in die Lunge bekommen."

Warum künstliche Beatmung lebensgefährlich sein kann

Gerade der künstlich hohe Druck und zu viel Sauerstoff führt häufig zum endgültigen Lungenversagen, sagt Voshaar. "Es ist also immer besser, selbst zu atmen, deshalb schauen wir so kritisch auf die Beatmung."

Er selbst habe Covid-19-Patienten oft schon mit Sauerstoff durch die Nase und einer Atemmaske helfen können. Auch, wenn er nichts verharmlosen will.

"Diese Krankheit ist tückisch: Mir ist keine andere Lungenerkrankung bekannt, bei der Komplikationen und der zeitliche Verlauf so schwer kalkulierbar und variantenreich sind."
Thomas Voshaar im "FAZ"-Interview

Seine Wünsche für die Zukunft seien ein einheitliches Behandlungsschema von Covid-19-Patienten und mehr Wissenstransfer zwischen Intensivmedizinern und Lungenfachärzten. So könnten blinder Aktionismus und unnötige, vielleicht gefährliche Behandlungen besser vermieden werden.

Die wichtigsten Telefonnummern zum Coronavirus
Unter der 030 346 465 100 erreichst du das Bürgertelefon des Bundesgesundheitsministeriums.

Weitere wichtige Nummern:

116 117: Ärztlicher Bereitschaftsdienst
115: Einheitliche Behördennummer
0800 011 77 22: Unabhängige Patientenberatung Deutschland

(jd)

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