Politik
05.11.2018, 14:4605.11.2018, 16:45
Innenminister Horst Seehofer versetzt den umstrittenen Verfassungsschutz-Präsidenten Hans-Georg Maaßen in den einstweiligen Ruhestand.
- Seehofer sagte am Montag in Berlin zur Begründung, das am Vortag öffentlich bekannt gewordene Manuskript einer Abschiedsrede Maaßens enthalte "inakzeptable Formulierungen". Aus diesem Grund sei eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich.
- Seehofer kritisierte in diesem Zusammenhang die Äußerung Maaßens über linksradikale Kräfte in der SPD. Dies sei eine Grenzüberschreitung. Natürlich sei er in diesem Zusammenhang auch "ein Stück weit menschlich enttäuscht".
- Bis zur förmlichen Entscheidung des Bundespräsidenten über die Versetzung sei der Verfassungsschutzpräsident von seinen Aufgaben entbunden, sagte Seehofer. Maaßens bisheriger Stellvertreter Thomas Haldenwang soll nach Angaben des Innenministers vorläufig die Aufgaben des Präsidenten übernehmen, bis zeitnah über die Nachfolge entschieden werde, hieß es weiter.
Das war passiert
Hintergrund ist eine Abschiedsrede Maaßens vor internationalem Geheimdienst-Publikum, in der er von teilweise linksradikalen Kräften bei den Sozialdemokraten gesprochen hatte.
Maaßen beklagte demnach am 18. Oktober vor europäischen Kollegen in Warschau, seine Äußerungen zu den Vorfällen in Chemnitz seien für diese Kräfte willkommener Anlass gewesen, einen Bruch der großen Koalition zu provozieren. Er sei in Deutschland als Kritiker einer naiven und linken Ausländer- und Sicherheitspolitik bekannt.
Die Rede war seit dem 24. Oktober im Intranet des Bundesamtes für Verfassungsschutz zu lesen.
Die ganze Pressekonferenz im Stream zum Nachschauen gibt es hier:
So lief die Pressekonferenz von Horst Seehofer:
Nach der Seehofer-Pressekonferenz spricht Jörg Meuthen von der AfD beim TV-Sender Welt – und bietet Maaßen die Mitgliedschaft in der AfD an. Herr Maaßen "wäre selbstverständlich bei uns willkommen", sagt Meuthen. Die AfD habe eine "ganz ausgezeichnete Meinung" von Maaßen. Hintergrund: Maaßen hatte in der Rede, die ihm jetzt zum Verhängnis wurde, angedeutet, dass er eine Tätigkeit in der Politik nicht ausschließt.
Bild: imago stock&people
Jede Funktion, in die Maaßen noch versetzt hätte werden können, wäre zu herausgehoben gewesen für das, was passiert ist, sagt Seehofer. Damit endet die Pressekonferenz.
"Natürlich ist man dann auch ein Stück menschlich enttäuscht", sagt Seehofer über Maaßen. Ihn stören drei Dinge: Dass Maaßen zuerst im Innenausschuss mehrfach das "Bild"-Interview bedauert hatte, das er nun in seiner Rede wieder verteidigte. Außerdem die Bezeichnung der SPD als in Teilen linksextrem. Auch die Zuwanderungspolitik als links zu bezeichnen, sei eine "Grenzüberschreitung", sagt Seehofer. Mögliche Pläne Maaßens, in die Politik zu gehen, will der Innenminister nicht kommentieren. Er wirkt angekratzt.
Maaßens bisheriger Stellvertreter Thomas Haldenwang soll vorläufig die Aufgaben des Präsidenten übernehmen, bestätigt Seehofer. "Ich will ausdrücklich darauf hinweisen, dass mir das Signal dieser Entscheidung wichtig ist." Es gehe darum, die sachorientierte Arbeit der Koalition zu unterstützen. Zu seiner Personalpolitik habe zwar immer gehört, Mitarbeitern zu vertrauen. "Wenn aber wie in diesem Fall eine politisch abgeschlossene Angelegenheit weitergeführt wird von dem Betroffenen und dabei auch Formulierungen verwendet werden, die nicht zu akzeptieren sind, dann muss ich handeln." Von der Rede Maaßens habe er am 2. November erfahren, sagt Seehofer.
Die Pressekonferenz beginnt. Horst Seehofer wäre übrigens nicht Horst Seehofer, wenn er den Termin nicht zeitgleich mit der ersten Sitzung des bayerischen Landtags angesetzt hätte. Wenn er schon nicht dabei sein darf, stiehlt er den Bayern wenigstens die Show.
"Mit Schreiben vom heutigen Tag habe ich den Bundespräsident gebeten, Herr Maaßen in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen." Grund sei ein Redemanuskript, das "inaktzeptable Formulierungen" enthalte und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit auch mit ihm nicht mehr ermögliche, so Seehofer.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) versetzt den umstrittenen Verfassungsschutz-Präsidenten Hans-Georg Maaßen mit sofortiger Wirkung in den einstweiligen Ruhestand. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Montag aus Sicherheitskreisen in Berlin. Maaßens bisheriger Stellvertreter Thomas Haldenwang soll vorläufig die Aufgaben des Präsidenten übernehmen, bis zeitnah über die Nachfolge entschieden werde, hieß es weiter.
In dem Redemanuskript Maaßens, das die "Süddeutsche Zeitung" und die "Bild"-Zeitung veröffentlichten, heißt es unter anderem: "Ich habe bereits viel an deutscher Medienmanipulation und russischer Desinformation erlebt. Dass aber Politiker und Medien 'Hetzjagden' frei erfinden oder zumindest ungeprüft diese Falschinformation verbreiten, war für mich eine neue Qualität von Falschberichterstattung in Deutschland." Er habe lediglich klargestellt, dass es nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden keine derartigen rechtsextremistischen Hetzjagden gegeben habe.
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