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Klima-Aktivisten stürmen Vortrag von Christian Lindner – so reagiert der Politiker

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Bild: screenshot: facebook/christian lindner
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Klima-Aktivisten stürmen Lindner-Vortrag – wollen dann aber nicht mit ihm diskutieren

19.06.2019, 12:41
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Aktivisten der "Fridays for Future"-Proteste haben am Dienstag einen Vortrag des FDP-Parteivorsitzenden Christian Lindner an der Uni Leipzig mit Protesten gestört. Der Politiker lud sie zur Diskussion ein, die Aktivisten schlugen das Angebot jedoch aus. Später begründeten sie, warum.

Eigentlich sprach Lindner über "westliche Werte" und die Frage, ob diese unter Druck seien. Es sollte um eine "neue Systemfrage" gehen: "Liberalismus vs. Autoritarismus". Für Aufsehen sorgte aber vor allem der Protest der Klimastreik-Aktivisten. Die kamen auf die Bühne des Uni-Hörsaals und legten sich zu einem "Die-In" auf den Boden und stellten sich tot. Die Aussage: Wenn sich die Klimapolitik nicht verändert, werde das Leben aller Menschen bedroht.

Weitere Aktivistinnen hielten Transparente hoch. "Klimaschutz nur von Profi-teur*innen umweltzerstörender Politik? Nur über unsere Leichen" stand auf einem, "System Change not Climate Change" auf einem anderen.

So reagierte Christian Lindner:

Lindner entgegnete dem Protest mit einem Zitat des gerade 90 Jahre alt gewordenen Philosophen und Soziologen Jürgen Habermas. "Der hat einmal gesagt, in der Demokratie muss es herrschaftsfreien Diskurs geben, und den zwanglosen Zwang des besseren Arguments."

Lindner sagte weiter:

"Deshalb hier stehen dürft ihr. Hier liegen und schlafen dürft ihr. Stören dürft ihr nicht. Und zu Wortmeldungen diskutieren, das ist herzlich willkommen."

Viele der Zuhörer im Hörsaal applaudierten daraufhin für den FDP-Politiker. Die Aktivisten packten anschließend ihre Transparente zusammen, standen vom Boden auf und riefen im Chor:

"What do we want? Climate justice! When do we want it? Now!"
Auf Deutsch: Was wollen wir? Klimagerechtigkeit! Wann wollen wir das? Jetzt!

Während ein Großteil der Aktivisten den Saal verließ, rief ein Mann aus dem Publikum ihnen noch "Verpisst euch, ihr Kommunisten!" zu. Eine Aktivistin blieb dabei noch auf der Bühne stehen. Lindner forderte sie zur Diskussion auf: "Moment, Moment, Moment, Moment, Sie wollen doch jetzt nicht gehen?", fragte er.

"Sie können doch nicht einfach stummen Protest machen und brüllen, ohne ein Gespräch zu suchen."
Christian Lindner

Die Aktivistin begann daraufhin zunächst, ein offenbar vorbereitetes Statement von ihrem Handy abzulesen. Während Lindner auf der Bühne weiter sprach, verließ auch sie offenbar den Raum. Lindner kritisierte den Abgang ohne Diskussion: "Ich halte das für falsch und undemokratisch."

Ein Video von dem Vorfall veröffentlichte der FDP-Vorsitzende anschließend auf Facebook. In den mehr als 1100 Kommentaren, die unter dem Video seitdem gepostet wurden, werden die Aktivisten vor allem für die fehlende Diskussionbereitschaft kritisiert.

So begründen die Klima-Aktivisten ihren Abgang:

Die Leipziger "Fridays for Future"-Gruppe reagierte auf die Kritik mit einem Statement auf ihrer Facebookseite. Darin schreiben die Aktivisten, sie hätten "mit einem kurzen, friedlichen 'Die-In' mit anschließendem Verlassen des Hörsaals" auf die Problematik aufmerksam machen wollen.

"Auf eine darauffolgende Diskussion wurde bewusst verzichtet, da zum einen die Forderungen von Fridays for Future öffentlich bekannt sind und alle wichtigen Fakten seit einigen Jahrzehnten auf dem Tisch liegen."
"Fridays for Future" Leipzig

Darüber müsse nicht mehr diskutiert werden. An den FDP-Vorsitzenden gerichtet, schreiben sie: "Wenn Sie, Herr Lindner, jedoch darüber diskutieren wollen, wie die Klimakrise konkret gelöst werden soll, können Sie gerne in einen Dialog mit den Scientists 4 Future treten." Das ist ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern, die sich den Klimaprotesten der Schüler und Studenten in den vergangenen Monaten angeschlossen haben.

Damit und mit ihrem Transparent bezogen sich die Aktivisten auch auf eine viel kritisierte Aussage von Lindner. Der twitterte im März, Klimaschutz sei eine Sache für Profis. "Von Kindern und Jugendlichen", schrieb Lindner, "kann man aber nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen."

(fh)

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Die Grünen stehen für Frieden, Abrüstung sowie militärische Zurückhaltung. Sie sind bekannt als Friedenspartei. Allgemein war ihnen alles Militärische bisher suspekt – doch dann überfiel Russland die Ukraine.

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