Nun kommt er also tatsächlich, der harte Lockdown. Das öffentliche Leben in Deutschland wird angesichts der sich ausbreitenden Corona-Pandemie schon ab Mittwoch drastisch heruntergefahren. Der Einzelhandel mit Ausnahme der Geschäfte für den täglichen Bedarf muss schließen. Das teilte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Sonntag nach Beratungen mit den Ministerpräsidenten mit.
Auf der Pressekonferenz sprach zunächst die Kanzlerin und verkündete die Maßnahmen in allen Einzelheiten. Danach übergab sie das Wort an den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller. Es folgten Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Finanzminister Olaf Scholz.
Nachdem die drei Männer in der Runde, bei denen vor allem Markus Söder deutlich länger als die Kanzlerin selbst sprach, ihre Ausführungen beendet hatten, konnten die Journalisten ihre Fragen stellen.
Einer Frage, mit der sie offenbar fest gerechnet hatte, wollte Merkel jedoch vorweg abbügeln. Es ging um einen scheinbar ominösen Zettel der Bundeskanzlerin.
Was war passiert? Nach ihren Erläuterungen, als die Kameras nicht mehr auf sie gerichtet waren, hatte Merkel einen Zettel weitergereicht.
Klar, dass das den Journalisten im Raum nicht entging. Und an einem solch historischen Tag mit so weitreichenden Verkündungen ist ein Zettel der Bundeskanzlerin mit einer möglicherweise geheimen Botschaft natürlich besonders interessant.
Daher beschloss Merkel, einmal aufzuklären, bevor sie überhaupt die allererste Journalisten-Frage beantwortete.
"Ich wollte zu Beginn sagen: Falls nachher Recherchen angestellt werden, welchen Zettel ich weitergegeben habe...", fing sie an und schmunzelte. "Es war die Bitte, die Unterrichtung der Fraktionsvorsitzenden auf 12.15 Uhr zu verschieben, damit wir noch ein bisschen Zeit für Fragen haben." Gut 25 Minuten Zeit blieben bis dahin noch. "Damit ist auch der Umfang der Pressekonferenz definiert", sagte Merkel.
Zum Hintergrund: Nach den Beratungen von Bund und Ländern ist das öffentliche Interesse natürlich riesig. Bevor alle Maßnahmen bereits über undichte Stellen an die Öffentlichkeit gelangen, setzen Merkel und die Ministerpräsidenten darauf, die Pressekonferenz möglichst zeitnah abzuhalten. In diesem Fall noch, bevor die Fraktionsvorsitzenden der Parteien überhaupt offiziell etwas über die Beschlüsse erfahren.
Auch Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus und sein SPD-Kollege Rolf Mützenich dürften an diesem Sonntagvormittag also gespannt vor dem Fernseher gesessen haben. Und die Verschiebung ihres Termins auf 12.15 Uhr live am Bildschirm mitbekommen haben.
(hau)