Über Pferde redet SPD-Chefin Andreas Nahles sicher lieber als über Umfragetiefs. Jetzt kann sie das im Bundestag ausführlich tun. Doch der Parlamentskreis Pferd bietet Angriffsfläche.
Die spöttischen Wortspiele drängen sich nahezu auf: Aufgalopp im Bundestag.
Am Dienstag riefen die Abgeordneten imBundestag einen neuen Parlamentskreis ins Leben. Den Parlamentskreis Pferd. Kein Scherz.
Mitten in der tiefen Krise ihrer Partei, kurz nach der desaströsen Bayern-Wahl, wurde Nahles Beteiligung bekannt. Sofort hagelte es Häme – und im politischen Berlin begann der Aufgalopp der schlechten Wortspiele.
Am Dienstag traten etwa 25 Abgeordnete dem Parlamentskreis bei. Nahles verteidigte ihren Einsatz schon am Wochenende: Parlamentarier sollten Kontakt zu allen Teilen der Gesellschaft haben.
In ihrer Partei sorgt das Engagement eher für Befremden. "Es gibt ja zumindest mehr Pferde als SPD-Wähler in Bayern", habe ein Abgeordneter in einer Sitzung ironisch eingeworfen, hieß es aus Fraktionskreisen.
Sie machen Lobbyarbeit fürs Pferd, wollen sich einsetzen für den Erhalt seltener Rassen und denkmalgeschützter Gestüte, wie Gründer Kober der ARD sagte. "Wie kein anderes Tier hat das Pferd den Menschen beeinflusst", schrieben die vier Pferdefreunde in der Einladung zum ersten Treffen.
"Über 5000 Jahre prägte das Pferd Fortbewegung und Transport, Landwirtschaft und Militär." Es gebe über 1.6 Millionen Reiter in Deutschland, "mehr als 300.000 Menschen verdienen ihren Lebensunterhalt direkt oder indirekt mit dem Pferd".
Formlos schließen sich hier Abgeordnete aller Fraktionen zusammen, die eine Leidenschaft für ein bestimmtes Thema teilen. Gruppen von Abgeordneten beschäftigen sich mit Bahnlärm, Fahrrädern, Fußball-Clubs, Tierschutz und Binnenschifffahrt.
Es gibt einen Kreis zum Erhalt der Alleen und einen mit Namen Automobiles Kulturgut. Da geht es um Oldtimer, sogar eine gemeinsame Ausfahrt soll es schon gegeben haben. Ob sich die Mitglieder des Parlamentskreises Pferd demnächst zum Ausritt im Berliner Umland treffen könnten, blieb zunächst offen.
(hau/dpa)