Machtkampf zwischen Epic und Apple: Wer sitzt am längeren Hebel?screenshot: twitter
Digital
Die Macher des populären Online-Spiels "Fortnite" legen sich in einer bisher einmaligen Kraftprobe mit Apple und Google an. Mit mehreren hundert Millionen Fans im Rücken wollen sie die App-Store-Regeln der Smartphone-Plattformen aufbrechen.
Die "Fornite"-Entwicklerfirma Epic Games führte auf Apples iPhone
und iPad sowie auf Geräten mit dem Google-System Android die
Möglichkeit ein, Inhalte in Umgehung der In-App-Käufe günstiger zu
erwerben. Damit forderte Epic die Plattformen heraus. Die Reaktion
kam prompt: "Fortnite" verschwand erst aus dem App-Store für Apples
Mobil-Geräte und wenige Stunden später auch aus Googles Play Store.
Epic reichte umgehend eine Klage gegen Apple ein.
Bei dem Streit geht es im Kern um die 30 Prozent vom Preis, die
Apple und Google bei In-App-Käufen einbehalten. Schon seit einiger
Zeit gibt es Kritik an der Höhe der Abgabe – und im Fall von Apple
auch daran, dass die Entwickler bei In-App-Käufen keine alternativen
Bezahlwege anbieten können. Der Musikdienst Spotify
reichte deswegen Beschwerde bei den Wettbewerbshütern der
EU-Kommission ein.
Epic verbreitet #FreeFortnite
Epic wird mit dem Vorstoß von Donnerstag nun aber zum Wortführer
einer regelrechten Rebellion gegen das System. Die Firma ließ ihre
Nutzer, die auf iPhones und iPads spielen, wissen, dass selbst wenn
sie schon die App auf ihren Geräten haben, neue Inhalte der nächsten
"Season" von "Fortnite" ihnen verwehrt bleiben werden. Und Epic rief
die Kunden auf, sich bei Apple mit dem Hashtag #FreeFortnite zu
beschweren. Fortnite wird nach Angaben von Epic von mehr als 350
Millionen Spielern genutzt.
Für Nutzer von Android-Geräten ist die Situation etwas anders:
Google lässt dort Apps nicht nur aus dem hauseigenen Play Store,
sondern auch aus anderen Quellen laden. Apple lehnt diesen Ansatz
unter Verweis auf potenzielle Risiken für Nutzer durch präparierte
Apps ab.
Apple verwies darauf, dass Epic gegen die App-Store-Regeln
verstoßen habe. "Sie gelten gleichermaßen für jeden Entwickler und
dienen dazu, den Store sicher für unsere Nutzer zu halten." Epic habe
die neue Funktion mit der Absicht eingeführt, die Richtlinien zu
verletzen.
Epic umgeht PlayStore auf Android-Geräten
Google betonte jedenfalls, Entwickler müssten sich an die Regeln
halten, um im Play Store zu bleiben. In den vergangenen Jahren hatte
Epic "Fortnite" auf Android-Geräten bereits zeitweise am Play Store
vorbei vertrieben.
Apple erklärt stets, dass man mit der Vorgabe, die In-App-Käufe
über das System der Plattform abwickeln zu müssen, die Kunden vor
Betrug schützen wolle. Zugleich ist es einigen Abo-Diensten wie etwa
Netflix erlaubt, Verträge mit Nutzern auf ihren eigenen Websites
abzuschließen. Die Nutzer können sich dann auf ihren iPhones und
iPads einloggen - und für die Anbieter wird keine Abgabe an Apple
fällig.
Epic war gut auf den Showdown vorbereitet. Die Firma hatte nicht
nur schnell eine gut 60-seitige Klage parat, sondern auch ein Video,
das einen legendären Werbeclip des Konzerns aus dem Jahr parodierte.
In "1984" hatte Apple in Anlehnung an George Orwells gleichnamiges
Buch das Aufbegehren gegen eine totalitäre Welt dargestellt. Der 1984
gezeigte Clip sollte den Eintritt von Apple in den von IBM
dominierten PC-Markt einleiten. Epic stellte das Video
jetzt als Computeranimation nach, die Rolle des Diktators spielt eine
Figur mit einem Kopf in Form eines Apple-Logos.
(vdv/dpa)