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Gaming-Plattform: Steam verbannt Spiel von Rechtsextremen

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Nachdem sich Gamerinnen und Gamer lange dagegen wehrten, entfernt die Gaming-Plattform Steam nun ein Spiel von Rechtsextremen aus ihrem Store.Bild: Getty Images / agrobacter
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Es dauerte keine Woche: Spiel von Rechtsextremen fliegt aus dem Steam-Store

24.09.2020, 14:27
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Es schien verrückt, wie ein Scherz mit unschöner Pointe, die statt Lachern betroffenes Schweigen untermalt mit Grillenzirpen erntet. Die rechtsextreme "Ein Prozent"-Bewegung und das ebenso rechte Künstlerkollektiv "Kvltgang" veröffentlichten ein eigens entwickeltes Game auf der Spieleplattform Steam, wir berichteten.

Gamerinnen und Gamer protestierten im Voraus auf Reddit, meldeten sich bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BpjM). Die habe aber aufgrund des Zensurverbots mit einer Prüfung abwarten müssen. Doch ehe die BpjM dazu kam, hatte Steam das Spiel bereits entfernt – das Konto der Verantwortlichen löschte die US-Plattform gleich mit.

Warum das Spiel problematisch ist

Grund für den Widerstand sind nicht nur die Beteiligten, sondern auch die Inhalte des Spiels. So steuert man unter anderem den Sprecher der rechtsextremen Identitären Bewegung Martin Sellner und bekämpft dabei das "Globo Homo"-Regime. Ein Spielbösewicht sieht zudem dem ungarischen Milliardär George Soros sehr ähnlich, der zum Feindbild von Rechtsextremen sowie Antisemiten gehört.

Außerdem ist das Spiel von diffamierenden Bildern durchzogen. In einem Level taucht etwa auf dem Völkerschlachtsdenkmal, einer bei Rechtsextremen beliebten Landmarke, eine antiziganistische Karikatur einer Roma-Frau auf. Auf Twitter und Reddit äußerten sich einige Menschen, darunter auch Gamerinnen und Gamer, gegen die Veröffentlichung, forderten von Steam, das Spiel gar nicht erst in den Store zu nehmen.

Untypisch für Steam

In der Vergangenheit betonte Valve, die Verantwortlichen hinter Steam, dass aller Content erstmal grundsätzlich erlaubt sei, sofern er nicht illegal oder von Trollen ist. Das sorgte für Kontroversen.

So landeten zeitweise Simulationen für einen Amoklauf oder auch eine Vergewaltigung auf der Plattform. Verantwortung dafür übernehmen wollte Steam nicht. Die obliege den Spielerinnen und Spielern. Mit dem überraschend schnellen Entfernen des Sellner-Games geht Valve also einen ungewohnten Weg – das Spiel wurde nicht einmal eine Woche im Store angeboten.

Der Verein hinter dem Spiel beklagt, dass es das erste Spiel sei, das aus politischen Gründen gelöscht worden sei. Dennoch soll der Cameo-Auftritt ein Erfolg gewesen sein. 23.000 Mal wurde das Spiel laut dem Verein heruntergeladen. Nachprüfen lässt sich das nicht.

(tkr)