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Kunstraub: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will geraubte Kunstgüter an Afrika zurückgeben

France's President Emmanuel Macron delivers a speech during a meeting with French mayors at the Elysee Palace, in Paris, France November 21, 2018. Thibault Camus/Pool via REUTERS
Staatspräsident Emmanuel Macron verteidigt seinen Erlass.Bild: X80003
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Premiere: Frankreich will geraubte Kunst an Afrika zurückgeben. Freitag entscheidet Macron

22.11.2018, 15:3322.11.2018, 21:41
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Lange hat Frankreich gewartet. Am Freitag wird es ernst. Dann übergibt eine Expertenkommission um die renommierte Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ihren Bericht zur Kunst, die die Kolonialmacht in Afrika geraubt und in französische Museen verschleppt hat. 

Macron plant nichts weniger als eine Revolution. Frankreichs Präsident will mit kolonialen Traditionen brechen und hat die Rückgabe afrikanischer Kunstwerke an die Herkunftsländer versprochen. Am Freitag nimmt der Staatschef einen Expertenbericht zum Thema an. Französische Museen blicken mit Unruhe auf die Entwicklung, die einen Präzedenzfall in Europa schaffen könnte. In Afrika stößt der Bericht dagegen auf einen positiven Widerhall.

"Die Stunde der Rückgabe", titelt die Zeitung Libération (left of the middle)

"Afrikas Erbe kann nicht nur in europäischen Privatsammlungen und Museen bleiben", hatte Macron im vergangenen Jahr bei einer Reise nach Burkina Faso gesagt und damit Hoffnungen in den früheren Kolonien geweckt. Die französische Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy und der senegalesische Schriftsteller und Ökonom Felwine Sarr haben nun im Auftrag des Staatschefs die Bedingungen zur Rückgabe von Werken untersucht, die zwischen 1885 und 1960 nach Frankreich kamen.

Savoys Buch zur Debatte 

Der Bericht der beiden Wissenschaftler erhält eine umfangreiche Aufstellung der afrikanischen Kunstwerke in Frankreich. Um eine Rückgabe bestimmter Werke in Gang zu bringen, sei eine offizielle Anfrage eines der betroffenen afrikanischen Länder notwendig, heißt es in dem Bericht.

Betroffen sind theoretisch 90.000 afrikanische Kunstwerke in Frankreich. Davon gehören rund 70.000 zum Bestand des Museums für außereuropäische Kunst am Pariser Quai Branly an der Seine, unweit des Eiffelturms. Es hat eine große Sammlung afrikanischer Masken, Skulpturen und anderer Kunstgegenstände.

Vertreter Afrikas begrüßten die Bemühungen Macrons und den Bericht. Damit seien afrikanische Länder "nur noch einen Schritt entfernt" von der Rückgabe ihres kulturellen Erbes durch Frankreich, sagte die Präsidentin der Zinsou Kunststiftung in Benin, Marie-Cécile Zinsou. Auch der Leiter des Museums der schwarzen Zivilisationen im Senegal sprach von einer "guten Entscheidung, die den Gang der Geschichte widerspiegelt."

Auch in Ländern wie Deutschland, Großbritannien und Belgien gibt es eine Debatte über die Rückgabe von Kunstwerken aus der Kolonialzeit.

Deutschland und seine umtriebige Kulturstaatssekretärin Monika Grütters, CDU, tun sich mit der Debatte aber schwer. Derzeit wird im Zentrum Berlins das alte Stadtschloss als Humboldt Forum wiedererrichtet. Geplant war der Bau als weltoffenes Museum für die in Dahlem gelagerten Kulturschätze aus aller Herren Länder – nun stellt sich auch in Deutschland die Debatte: Was tun mit der geraubten Kunst? Doch das politische Berlin schweigt. 

Soll Deutschland in der Kolonialzeit geraubte Kulturgüter zurückgeben?

(afp)

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