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Missbrauch: Papst Franziskus gesteht – Katholische Kirche hat versagt

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"Scham und Reue" – Papst gesteht, katholische Kirche hat versagt

3 Fragen und Antworten zum aktuellen Missbrauchsskandal.
20.08.2018, 20:2521.08.2018, 06:06
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Papst Franziskus hat eingestanden, dass die katholische Kirche den Schmerz von Missbrauchsopfern lange ignoriert hat. In einem ausführlichen Schreiben richtete er sich am Montag an die Gläubigen in aller Welt. Das Kirchenoberhaupt: 

"Der Schmerz dieser Opfer ist eine Klage, die zum Himmel aufsteigt und die Seele berührt, die aber für lange Zeit nicht beachtet, versteckt und zum Schweigen gebracht wurde." 
Papst Franziskus, Oberhaupt der katholischen Kirche

3 Fragen und Antworten zu dem neuerlichen Skandal in der römisch-katholischen Kirche.

05.08.2018, Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus gestikuliert beim Segen aus seinem Atelierfenster, mit Blick auf den Petersplatz, beim Angelus-Mittagsgebet. Foto: Gregorio Borgia/AP/dpa +++ dpa-Bi ...
Papst FranziskusBild: AP

Was sagt der Papst genau?

Der Brief kommt wenige Tage, nachdem sich der Vatikan am Donnerstag bereits bestürzt über Berichte zu Kindesmissbrauch durch Priester in den USA geäußert hatte. Der Papst erklärte weiter:

"Mit Scham und Reue geben wir als Gemeinschaft der Kirche zu, dass wir nicht dort gestanden haben, wo wir eigentlich hätten stehen sollen und dass wir nicht rechtzeitig gehandelt haben, als wir den Umfang und die Schwere des Schadens erkannten, der sich in so vielen Menschenleben auswirkte."
Papst Franziskus, Oberhaupt der katholischen Kirche

Der Missbrauchsskandal trifft die Kirche in ihrem Innersten. Das schuldlose Kind ist ein wesentliches Motiv des Kirche. 

Das schuldlose Kind – klassisches kirchliches Motiv

Was ist in den USA passiert? Und was hat das mit Jesus-Goldkettchen zu tun?

In den USA ist in der Vorwoche ein neuerlicher Missbrauchsskandal bekannt geworden. Mehr als 300 Priester im Bistum Pittsburgh sollen darin verwickelt sein. An erster Stelle George Zirwas.

Er soll an der Spitze eines innerkirchlichen Pädophilen-Rings gestanden haben. Schüler, Ministranten und Seminaristen wurden in jungen Jahren verführt. Als Geschenk erhielten sie eine Goldkettchen mit Jesus-Anhänger. So wussten weitere pädophile Priester in anderen Einrichtungen, wen sie missbrauchen konnten. 

Um die Straftaten zu vertuschen, siedelte Zirwas nach Kuba über. Dort fand er 2001 im Alter von 47 Jahren den Tod. Er wurde von einem Callboy ermordet.

Zu seiner Beisetzung in den USA fand Kardinal Donald Wuerl nur lobende Worte: 

"Er ist ein Priester. Wer einmal geweiht ist, bleibt geweiht."
Donald Wuerl, 2001, Kardinal von Pittsburgh

Und die Kirche in den USA?

Versucht die Krise auszusitzen. Raymond Kardinal Burke gestand zwar ein, die katholische Kirche in den USA sei "in ihrer schwersten Krise." Zugleich heizte der Kardinal die Debatte weiter an. Er forderte: 

"Wir müssen homosexuelle Strukturen in der Kirche ausmerzen."
Raymond Kardinal Burke, US-Geistlicher

Kardinal Burke hat merkwürdige Absichten

Das Problem ist aber nicht Homosexualität. Das Problem ist das verklemmte Verhältnis der katholischen Kirche zu Sexualität als solcher. 

Und die Reaktionen?

Erst im Mai waren in Chile alle 34 Bischöfe des Landes als Reaktion auf einen Missbrauchsskandal in der Kirche zurückgetreten. Papst Franziskus hatte sich zuvor auf einer Chile-Reise widersprüchlich zu dem Fall verhalten. 

In Deutschland übte der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung heftige Kritik an der katholischen Kirche. Johannes-Wilhelm Rörig sagte, die katholische Kirche zeige zu wenig Engagement bei der Aufarbeitung sexueller Misshandlungen. Auch in Deutschland werde Aufarbeitung noch zu oft als Gefahr für die eigene Institution gesehen. 

"Diese Haltung macht leider deutlich, wie sehr Institutionen- und Täterschutz noch immer vor Opferschutz steht."
JW Rörig, Missbrauchsbeauftragter der Bundesregierungfunke mediengruppe

(dpa, afp, rtr)

Belarus geht gegen Homosexuelle vor und eifert Russland nach

Aus seiner homophoben Einstellung macht der Präsident von Belarus, Alexander Lukaschenko, schon lange keinen Hehl mehr. Bereits in den frühen 2010er Jahren machte der belarussische Machthaber mit schwulenfeindlichen Aussagen Negativschlagzeilen. So richtete er etwa an den früheren Bundesaußenminister Guido Westerwelle die Bemerkung "lieber Diktator als schwul".

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