In Wien gibt es Wegweiser zum nächsten Corona-Testzentrum.Bild: APA / Herbert Neubauer
International
Nach sechs Wochen Corona-Lockdown öffnen in
Österreich am Montag die Geschäfte wieder. Auch Kinder und
Jugendliche dürfen – teilweise im Schichtbetrieb und mit regelmäßigen
Corona-Tests – wieder in die Schule in den Präsenzunterricht gehen.
Friseure können Kunden wieder die Haare schneiden. Es gelten
verschärfte Hygienemaßnahmen. Das Tragen einer besonders schützenden
FFP2-Maske wird nahezu überall Pflicht. Die Zahlen der Neuinfektionen
sind weiterhin vergleichsweise hoch. Die Politik schließt einen
weiteren Lockdown nicht aus.
Für den Besuch eines körpernahen Dienstleisters, wie es Masseure
oder Friseure sind, ist künftig auch ein negativer Corona-Test nötig.
Das Ergebnis darf nicht älter als 48 Stunden sein. Dafür wurde das
Angebot für kostenlose Testungen auf fast 1000 Stationen ausgebaut.
In Betrieben gibt es eine breite Testoffensive. Bis Ende Februar
sollen zudem Gratistests in Apotheken im ganzen Land verfügbar sein.
Dies würde vor allem der älteren Bevölkerung helfen, die weniger
mobil ist, und das Angebot auf dem Land ausbauen.
Das Bundesland Tirol erhält möglicherweise Ausnahmeregelungen
Museen können nun ebenfalls wieder besucht werden. Die
nächtlichen Ausgangsbeschränkungen bleiben bestehen. Wann die
Hotellerie und die Gastronomie wieder aufsperren darf, blieb unklar.
Keinesfalls vor März, teilte die Regierung mit.
Zunächst blieb unklar, ob es spezielle Maßnahmen für das
Bundesland Tirol geben wird. Die Verhandlungen dazu liefen den ganzen
Tag, wurden am späten Sonntagabend vertagt. In Tirol war die
ansteckendere Südafrika-Variante des Coronavirus vermehrt
aufgetreten. Daher forderten Wissenschaftler eine schnelle Isolierung
einzelner Orte oder des ganzen Bundeslandes an der Grenze zu
Deutschland, um die Verbreitung der Mutation zu unterbinden. Tirols
Regierung wehrte sich aber lautstark gegen jede neue Maßnahme. Eine
Entscheidung wurde nun am Montag erwartet.
Österreich kämpft weiterhin mit hohen Infektionswerten
Die Zahlen der durchschnittlichen täglichen Neuansteckungen in
Österreich stagnierten zuletzt trotz Lockdowns. Am Sonntag wurden
1317 Neuinfektionen vermeldet. Die sogenannte Sieben-Tages-Inzidenz
lag bei 107 pro 100.000 Einwohner. Der deutsche Wert betrug 75.6.
Bundeskanzler Sebastian Kurz nannte im Januar als Zielwert, dass
es mit Ende des Lockdowns nur noch 600 bis 700 Neuinfektionen pro Tag
geben dürfe – eine Inzidenz von etwa 50. Diese Werte wurden nie
erreicht. Gesundheitsminister Rudolf Anschober hoffte, dass es keinen
weiteren Lockdown brauche. "Aber ausschließen kann das auf dieser
Welt niemand", sagte er der "Kronen Zeitung" am Sonntag.
Seit Beginn der Pandemie sind in Österreich mit seinen knapp neun
Millionen Einwohnern mehr als 8000 Menschen an oder mit Covid-19
gestorben.
Grenzübertritte werden nur unter Auflagen erlaubt
Aus Sorge vor der weiteren Verbreitung des Coronavirus kündigte
Österreich zudem an, Grenzkontrollen zu Deutschland und den weiteren
Nachbarländern ab Montag massiv zu verschärfen. So sollen alle nicht
notwendigen Reisen in der Pandemie verhindert werden. "Die
Grenzkontrollen dienen als Wellenbrecher für Infektionsketten, die
gerade durch neue Virusmutationen immer gefährlicher werden", sagte
Innenminister Karl Nehammer.
Jeder Reisende muss künftig beim Grenzübertritt einen negativen
Coronatest vorlegen. Ausnahmen gibt es nicht mehr. Auch sei eine
zehntägige Quarantäne einzuhalten. Pendler müssen sich – wie andere
Einreisende auch – nun online registrieren und einmal pro Woche einen
negativen Coronatest vorzeigen. Um mögliche Grenzübertritte von
Touristen zu verhindern, kündigten die Behörden zudem verstärkte
Kontrollen in Skigebieten an.
(lfr/dpa)
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