Barack Obama hat sich besorgt über die aktuelle weltpolitische Lage geäußert. Zum 100.Geburtstag des verstorbenen Nelson Mandela hielt der Ex-US-Präsident eine emotionale Rede im südafrikanischen Johannesburg, bei der er sich über einige derzeitige Entwicklungen kritisch äußerte.
Obama hielt seine Rede einen Tag nach dem Gipfeltreffen zwischen Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin. Und obwohl er Trumps Namen nicht direkt nannte, verstanden viele seine Aussagen auch als Kritik an der derzeitigen US-Regierung, wie CNN berichtete.
"Du musst den Fakten glauben. Ohne Fakten gibt es keine Zusammenarbeit. Wenn ich jetzt sage, das hier ist ein Podium und ihr sagt, das sei ein Elefant, dann wird es schwierig für uns zusammenzuarbeiten", sagte Obama zu den über 10.000 Menschen im Publikum.
Zwar tauchte Trumps Name in der Rede nicht auf, allerdings wurden Obamas Äußerungen als Kritik am Weißen Haus verstanden. Zum Beispiel an dieser Stelle: "Ich kann nicht mit jemandem zusammenkommen, der sagt, der Klimawandel existiere nicht, wo doch alle Wissenschaftler der Welt uns das Gegenteil sagen."
Obama weiter: "Leute denken sich einfach Sachen aus. Sie erfinden Sachen. Wir sehen das daran, wie die durch den Staat finanzierte Propaganda wächst. Wir sehen es an frei erfundenen Geschichten im Internet. Wir sehen es daran, wie die Linien zwischen Nachrichten und Entertainment immer weiter verschwimmen."
"Wir sehen, wie Politiker sich nicht mal mehr schämen, wenn sie beim Lügen erwischt wurden. Sie weichen einfach aus und lügen weiter. Früher dachte man ,Oh Mann!', wenn die bei einer Lüge erwischt wurden – jetzt machen die einfach weiter wie bisher", sagte er ins Gelächter des Publikums.
Es sei "zum Teil die Schuld der Regierungen und mächtiger Eliten", "dass wir nun sehen, wie große Teile der Welt zu einer älteren, gefährlicheren, brutaleren Art des Handelns zurückzukehren drohen", sagte der im Januar 2017 aus dem Präsidentenamt geschiedene Obama. "Wir brauchen mehr internationale Zusammenarbeit. Nicht weniger."
Nationalismus und Populismus breite sich aus. "Die Politik der Angstmache ist jetzt am Zug. Sie verbreitet sich mit einer solchen Geschwindigkeit, die noch vor wenigen Jahren unvorstellbar gewesen wäre."
Obama befand, es sei traurig, dass er 100 Jahre nach Mandelas Geburtstag immer noch betonen müsse, das alle Menschen gleich seien. Sowohl in Südafrika, als auch in den USA. "Schwarze, Weiße, Asiaten, Lateinamerikaner, Frauen und Männer, Schwule und Heterosexuelle - wir sind alle Menschen; was uns unterscheidet, ist oberflächlich." Wenn Menschen lernen könnten, einander zu hassen, dann könne man ihnen auch beibringen, einander zu lieben.
Obama betonte zudem die Bedeutung ethnischer Vielfalt für den Erfolg von Nationalstaaten und verwies dabei auf die französische Fußball-Nationalmannschaft, die am Sonntag Weltmeister geworden war. Von den 23 Spielern haben 14 einen afrikanischen Migrationshintergrund.
Viele Südafrikaner verehren Nelson Mandela als Nationalhelden, auch für Obama war der Anti-Apartheits-Kämpfer nach eigenen Worten eine Inspirationsquelle.
"Lasst mich euch sagen, was ich glaube. Ich glaube an Nelson Mandelas Vision. Ich glaube an die Visionen Gandhis, Martin Luther Kings und Abraham Lincolns. Ich glaube an die Idee von Gleichheit und Gerechtigkeit, Freiheit und eine ,multi-racial' Demokratie, die auf dem Versprechen aufbaut, dass alle Menschen gleich geschaffen wurden und von unserem Schöpfer mit unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind."
(afp/dpa/jd)