Die Ermittler gehen bei dem tödlichen Anschlag in Straßburg von einem terroristischen Hintergrund aus.
Der gesuchte Terrorverdächtige ist 29 Jahre alt und stammt aus Straßburg. Der Mann heiße Chérif Chekatt und soll sich in Haft radikalisiert haben, so der Chef-Ermittler weiter.
Der mutmaßliche Täter hätte einem Medienbericht zufolge eigentlich schon am Dienstagmorgen verhaftet werden sollen. Wie France Info unter Berufung auf Polizeiquellen berichtete, war er jedoch nicht zu Hause. Dem 29-Jährigen werde ihm versuchter Mord vorgeworfen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung – Stunden vor den Schüssen – sollen Granaten gefunden worden sein, wie France Info und die Zeitung "Le Parisien" berichteten.
Der Täter wurde auf der Sicherheitsakte "Fiche S" geführt - einer Liste von Personen, die verdächtigt werden, radikalisiert zu sein.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ist der mutmaßliche Angreifer ein französischer Staatsbürger mit nordafrikanischen Wurzeln. Er wurde demnach vom Amtsgericht Singen wegen schweren Diebstahls zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und war in Deutschland in Haft. Nach dem Verbüßen der Strafe wurde er im Jahr 2017 nach Frankreich abgeschoben, wie die dpa am Mittwoch weiter erfuhr.
Der Verdächtige schoss am Dienstagabend mitten in der weihnachtlich geschmückten Innenstadt um sich, nahe dem Weihnachtsmarkt der Elsass-Metropole. Er habe eine Handfeuerwaffe und ein Messer dabeigehabt. "Auf seinem Weg hat er mehrfach das Feuer mit einer Handfeuerwaffe eröffnet und ein Messer benutzt, mit dem er getötet und schwer verletzt hat", sagte Staatsanwalt Heitz.
Anschließend flüchtete er, lieferte sich zwischen 20 und 21 Uhr aber noch zwei Schusswechsel mit Sicherheitskräften. Die Nachrichtenagentur AFP meldete unter Berufung auf die Polizei, der Mann sei vor seiner Flucht von Soldaten verletzt worden.
Laut dem Sender France Info entkam er mit einem Taxi, das er gestohlen haben soll. Es könne "nicht ausgeschlossen" werden, dass er nach Deutschland geflohen sei, sagte Frankreichs Innenstaatsekretär Laurent Nuñez. Nach dem Angriff seien aber die Grenzen und die Stadt Straßburg abgeriegelt worden.
Der Weihnachtsmarkt in Straßburg bleibt am Mittwoch geschlossen. Auch die kulturellen Einrichtungen der Stadt öffnen nicht, wie es in einer Mitteilung der Stadt hieß. Der Unterricht sollte am Mittwoch an Grundschulen und Vorschulen ausgesetzt werden. Eltern wurde geraten, ihre Kinder zu Hause zu lassen, wie die Präfektur mitteilte. An weiterführenden Schulen und Hochschulen sollte der Unterricht stattfinden.
Auch das Europaparlament in Straßburg wurde zwischenzeitlich abgeriegelt. Über Stunden hinweg durfte niemand das Gebäude verlassen, Mitarbeiter wurden per Handy-Kurznachricht und Mail gewarnt. Erst am frühen Mittwochmorgen durften Abgeordnete und Mitarbeiter sich auf den Heimweg machen.
Frankreichs Regierung ließ nach dem Anschlag die höchste nationale Sicherheitswarnstufe ausrufen. Das bedeute verstärkte Kontrollen an den Grenzen des Landes, erläuterte Castaner. Auch Weihnachtsmärkte würden stärker kontrolliert.
Frankreich ist in den vergangenen Jahren immer wieder Ziel von islamistisch motivierten Terroranschlägen geworden, die insgesamt fast 250 Menschen das Leben kosteten. Auch diesmal übernahmen wieder Anti-Terror-Spezialisten der Pariser Staatsanwaltschaft die Ermittlungen. Die Untersuchung wurde unter anderem dem Inlandsgeheimdienst DGSI übergeben, wie Justizkreise der Deutschen Presse-Agentur in Paris bestätigten.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron berief in Paris eine Krisensitzung ein. Er beriet sich am frühen Mittwochmorgen unter anderen mit Premierminister Édouard Philippe und Verteidigungsministerin Florence Parly. "Solidarität der gesamten Nation für Straßburg, unsere Opfer und ihre Familien", schrieb Macron auf Twitter.
Zusammen mit dem Weihnachtsmarkt in Dresden zählt der Straßburger Weihnachtsmarkt zu den ältesten Europas. Der "Christkindelsmärik" wurde 1570 erstmals erwähnt. Er sollte schon einmal Ziel eines Attentats sein: Im Jahr 2000 wurde ein geplanter Sprengstoffanschlag einer algerischen Gruppe rechtzeitig verhindert.
(dpa)