Nach den Krawallen in Paris mit einem geschätzten Millionenschaden wollen Staatschef Emmanuel Macron und die Mitte-Regierung die schwere Krise eindämmen. Premierminister Édouard Philippe plant laut französischen Medien ein neues Maßnahmenpaket, um der Bewegung "Gelbe Westen" entgegenzukommen. Die "Gelben Westen" riefen allerdings zu neuen Protesten an diesem Samstag auf.
Was hat es mit den Protesten auf sich? 3 Fragen und 3 Antworten zu den Demonstrationen, die Emmanuel Macron gerade massive Probleme bereiten.
Die Wut der Demonstranten richtet sich gegen die Reformpolitik der französischen Regierung und Staatschef Emmanuel Macron, dessen Politik sie als abgehoben bezeichnen.
Bei den Krawallen am Wochenende wurde der Triumphbogen stark beschädigt . Er ist der Öffentlichkeit vorerst nicht zugänglich. Auch eine Marmorbüste von Napoleon sei geköpft worden. Es seien Schäden in Höhe von bis zu einer Million Euro entstanden, sagte der Leiter der Denkmal-Behörde, Philippe Bélaval, der Zeitung "Le Figaro". Landesweit waren außerdem gut 260 Menschen verletzt worden. Die Polizei nahm fast 400 Verdächtige in Gewahrsam.
Der Pariser Polizeichef Michel Delpuech sprach von einer "beispiellosen Gewalt". Die Proteste der "Gelbwesten" hatten sich an Steuererhöhungen für Diesel und Benzin entzündet, die im kommenden Monat geplant sind.
Am Dienstag wollte der Premierminister eigentlich Vertreter der "Gelbwesten"-Protestgruppe empfangen. Doch daraus wird nichts. Die "Gelbwesten" haben das Treffen abgesagt.
Zwei Vertreter der Protestbewegung gaben "Sicherheitsgründe" für die Absage an. Sie seien von Hardlinern bedroht worden, weil sie mit Regierungsvertretern sprechen wollten.
Der Präsident hat Regierungschef Edouard Philippe beauftragt, mit den "Gelbwesten" und der Opposition über eine Lösung der Krise zu verhandeln. Philippes Büro stellte weitere "Maßnahmen" als Antwort auf die Demonstrationen in Aussicht. Details wurden jedoch nicht genannt. Das französische Parlament befasst sich in Sondersitzungen ab Mittwoch mit den Protesten.
Am Rande dieser Beratungen forderte der Chef der bürgerlichen Republikaner, Laurent Wauquiez, die für kommenden Jahreswechsel geplanten Steuererhöhungen zu streichen. "Eine Geste der Beruhigung ist sofort nötig", forderte Wauquiez im Nachrichtensender BFMTV. Der konservative Politiker brachte auch ein Referendum ins Spiel, um die Franzosen entscheiden zu lassen.
Premier Philippe führte am Montag zudem Gespräche mit den Oppositionsparteien. Die Sozialisten und andere linke Gruppen forderten, die zum 1. Januar angekündigte Ökosteuer auf Diesel auf Eis zu legen und den Mindestlohn sowie die Renten von Geringverdienern zu erhöhen. Dafür müsse der Präsident aber "vom Olymp herabsteigen", sagte Sozialisten-Chef Olivier Faure.
Die Rechtspopulistin Marine Le Pen forderte die Auflösung der Nationalversammlung und Neuwahlen, wie auch die Linkspartei La France Insoumise (Das unbeugsame Frankreich). Zugleich äußerte Le Pen Verständnis für die Ausschreitungen. "Gewalt ist oft eine Folge von Wut", sagte sie.
Unwahrscheinlich, der Zorn der Demonstranten sitzt tief. Mit Versprechungen, warmen Worten oder möglichen rosigen Aussichten wird sich diese politische Krise nicht beruhigen.
Ein enger Vertrauter des französischen Präsidenten, Daniel Cohn-Bendit, stellte in einem Interview mit dem "Spiegel" fest: „Er (Macron) hat einen typischen technokratischen Fehler gemacht, als er Diesel- und Benzinpreiserhöhungen ohne soziale Abfederungsmaßnahmen verfügt hat. Er sah einfach die betroffenen Menschen nicht“.
Frankreichs Präsident Macron steht jetzt massiv unter Druck, um die angespannte Lage wieder zu entschärfen. Doch das wird eine schwierige Mission.
Für die kommenden Tage sind weitere Proteste der "Gelbwesten" angekündigt, am Samstag werden auch in Paris neue Kundgebungen erwartet. Die Gewerkschaft CGT rief zudem für den 14. Dezember zu einem "großen Aktionstag" gegen die sinkende Kaufkraft auf.
(aj/sd/dpa)