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"Markus Lanz": Als Kubicki N-Wort sagt, geht "Tote Hosen"-Sänger Campino dazwischen

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"Markus Lanz": Campino war in der Polit-Talk-Runde zu Gast. Bild: screenshot zdf
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"Markus Lanz": Als Kubicki N-Wort sagt, geht Campino dazwischen

07.10.2020, 08:3308.10.2020, 09:41
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Der Umgang von Donald Trump mit seiner Covid-19-Erkrankung sorgt weltweit für Kopfschütteln. Auch in den USA vermuten mittlerweile viele, dass der Präsident seine eigene Erkrankung für den Wahlkampf nutzen will. Über die Chance, dass dies gelingt, sprach Markus Lanz am Dienstagabend mit ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen, der live ins Studio geschaltet wurde.

Aber auch Tote-Hosen-Frontmann Campino war zu Gast in der Sendung, der beim Thema Meinungsfreiheit mit FDP-Vize Wolfgang Kubicki aneinandergeriet.

Die Gäste bei Markus Lanz:

  • ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen
  • FDP-Vize Wolfgang Kubicki
  • "Spiegel"-Redakteurin Susanne Beyer
  • Musiker Campino

Beim N-Wort mischt sich Campino ein

In der Sendung wollte Lanz mit FDP-Vize Kubicki über die von ihm infrage gestellte Meinungsfreiheit sprechen. Denn einer Studie zufolge fühlten sich viele Menschen in ihrer Meinungsäußerung eingeschränkt, Kubicki hat zu dem Thema ein Buch geschrieben. Doch schnell ging es dabei vor allem um Streitkultur und Shitstorms, die regelmäßig in den sozialen Medien entbrennen, und darum, was man nun eigentlich noch sagen darf und was nicht.

Kubicki warf ein: "Ich glaube, es ist naiv zu glauben, dass wir Rassismus dadurch bekämpfen, dass wir Begrifflichkeiten verändern." Es gehe hingegen darum, wie abwertend etwas gesagt wird. Der FDP-Politiker behauptete weiter:

"Es macht für einen Rassisten keinen Unterschied, ob er sagt 'Du Neger' abwertend oder 'Du POC' abwertend. Die Abwertung bleibt."

Es sei eben nicht der Begriff, sondern die Haltung dahinter, die problematisch sei. Die Würde des Menschen ist unantastbar sollte das Leitmotiv sein, meinte Kubicki und wenn man danach handeln würde, müsse man sich auch nicht mit der Frage beschäftigen, ob man aus den klassischen Werken das Wort "Mohr" herausstreichen müsse. "Wie albern ist denn sowas", befand er.

Da ging Campino dazwischen und musste vehement widersprechen. "Man muss erstmal verstehen, dass die Sprache und die Wörter sich entwickeln", sagte er.

Man müsse sie immer in den zeitlichen Kontext setzen und müsse jederzeit in der Lage sein, sich das selber zu justieren und "man kann nicht sagen, das Wort Neger war vor 20 Jahren oder vor 50 und deshalb ist es heute noch in Ordnung. Ganz und gar nicht", tat der Musiker seine Meinung kund.

"Ich finde, wir sind gerade dazu aufgerufen, uns über die Begriffe Gedanken zu machen."

Man müsse bei dieser Diskussion zwar nicht hysterisch werden, wie er sagt, denn es schlage manchmal schon komische Wellen, aber man müsse die Dinge hinterfragen. "Generell sollten wir verdammt noch mal sensibilisiert sein, wie wir mit solchen Begriffen umgehen", sagte er. Da musste ihm letztendlich auch Kubicki zustimmen.

Kritik im Netz an N-Wort im TV

Die Debatte erhitzte auch die Gemüter im Netz. Viele kritisierten, dass überhaupt das N-Wort fiel – ganz egal, ob Kubicki es benutzt hat oder Campino:

Trump nutzt Covid-19-Erkrankung zu Wahlkampfzwecken

Bevor in der Sendung allerdings das N-Wort fiel und die Diskussion in eine ganz andere Richtugn abdriftete, drehte sich alles um das Thema Trump. Aus den USA war ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen zugeschaltet. Von ihm wollte Lanz wissen, wie die Amerikaner auf Trumps Covid-19-Erkrankung reagiert haben.

Der Journalist erklärte, dass die große Mehrheit in Amerika auch das Gefühl habe, dass hier etwas inszeniert wird. Dass es dem Präsidenten in der Tat schlechter gegangen ist, als er nach außen dargestellt hat. Dieser Eindruck habe sich nun noch mehr verstärkt, da nach und nach Details vom Wochenende an die Öffentlichkeit gelangt sind. Dazu gehören auch Fotos von Trump, die ihm bei der Arbeit in verschiedenen Positionen im Weißen Haus zeigen. Das einzige Problem: Die Metadaten der Aufnahmen wurden nicht gelöscht und so war schnell klar, dass diese Aufnahmen innerhalb von zehn Minuten entstanden waren. Außerdem hätte der ärztliche Berater erst nach und nach eingeräumt, dass Trump Sauerstoff benötigt habe.

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Markus Lanz sprach mit seinen Gästen über Donald Trump.Bild: screenshot zdf

Trump hat Weltöffentlichkeit bewusst belogen

Lanz machte in diesem Zusammenhang auf das Ringen um die Wahrheit aufmerksam. Auch Theveßen hatte es zuvor bereits bewusst als "Propaganda" bezeichnet. "Die Weltöffentlichkeit wurde bewusst belogen", warf Lanz dazu ein, was auch Theveßen nicht bestritt. "Der Präsident und sein Team haben sich bewusst dafür entschieden, die Krankheit für seine Zwecke zu nutzen", fasste der Korrespondent zusammen. Und man habe seine Krankheit bewusst ausschlachten wollen, man habe sich dafür entschieden, die Erkrankung zu einem "Werkzeug, wenn nicht gar zu einer Waffe im Wahlkampf zu machen", so Theveßen weiter. Wundern würde ihn das aber nicht mehr, da Trump in den vergangenen vier Jahren Amtszeit rund 20.000 Mal bewusst Falschinformationen verbreitet habe.

Auch Trumps schnelle Rückkehr ins Weiße Haus kritisierte Theveßen, nannte sie "unverantwortlich". Er gefährde mit seinem Verhalten vor allem auch seine Mitarbeiter, erklärte er zu Bildern, die Trump auf dem Balkon des Weißen Hauses zeigen, auf denen er sich demonstrativ die Maske vom Gesicht nahm. Theveßen ist sich sicher: Trump war bei diesem Auftritt außer Atem. Die Stufen zum Balkon hätten ihm zugesetzt.

Theveßen geht mit Trumps Auftritt hart ins Gericht

Er berichtete außerdem, dass auch unabhängige medizinische Berater Trumps Verhalten kritisch sehen. "Angesichts der Kürze der Zeit, die er im Krankenhaus verbracht hat, angesichts der Medikamente, die er bekommt, ist dieser Präsident ihrer Einschätzung nach weiterhin krank. Er ist auch ansteckend aus ihrer Einschätzung heraus", fasste er die Meinung der Ärzte zusammen. Da konnte Lanz nur ein fassungsloses "wow" entgegnen. Theveßen fügte hinzu:

"Vor dem Hintergrund ist es ja auch nicht nur die Frage, ob er für sich selbst entscheidet, die Maske nicht zu tragen, sondern er gefährdet andere im Weißen Haus, die in seinem unmittelbaren Umfeld sind."
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Wolfgang Kubicki, Susanne Beyer und Campino waren live im Studio, Elmar Theveßen war per Video zugeschaltet.Bild: screenshot zdf

Laut neuen Umfragen würden auch 63 Prozent der Amerikaner Trumps Umgang mit der Krankheit kritisch sehen, erläuterte der Journalist. Hinzu käme, dass Trump immer wieder suggeriere, unter anderem mit seinen Tweets, dass nur er die Kompetenz hätte, authentisch über Corona zu urteilen, weil er – im Gegensatz zu Joe Biden – erkrankt sei. "Ganz klar: Das wird für Wahlkampfzwecke, für Propaganda gebraucht", meinte Theveßen. Dass Trumps Taktik aufgeht, glaubt er allerdings nicht. Biden liegt mittlerweile in den Umfragen auch in den Staaten wie Pennsylvania vorn, auf die es letztendlich ankäme. "Ich glaube, der Schuss geht für Donald Trump nach hinten los", so der Korrespondent.

Trump als Versuchskaninchen?

Theveßen legte sich – Stand jetzt – fest: Wenn es um die Wahl geht, glaubt er, dass ein Großteil gegen Trump stimmen wird. Gespannt sei er allerdings auf das zweite TV-Duell am 15. Oktober, in der der Präsident noch auf "Steroide" (wegen der starken Medikamente) sein dürfte.

Beim Stichwort Medikamente schaltete sich Lanz ein und hakte nach, ob Trump quasi als Versuchskaninchen herhalte. Immerhin würde er Medikamente und Antikörper bekommen, die nicht sofort zum Einsatz kommen würden. Theveßen erklärte dazu, dass es laut Hersteller Medikamente seien, die auch jedem anderen zur Verfügung stünden. Während Trumps Anhänger den Präsidenten für genau dieses Vorgehen feiern, wenden sich aber auch immer mehr Stammwähler ab, wie Theveßen zu berichten wusste. In Theveßens Augen liegt die größte Gefahr tatsächlich in der Zeit nach der Wahl, falls Trump eine mögliche Niederlage nicht anerkennt.

Campino nennt Trump "Wahnsinnigen"

Da meldete sich auch Journalistin Susanne Beyer zu Wort und mahnte sogar vor einem Bürgerkrieg in den USA.

Auch Campino erläuterte Lanz, wie er gegenüber den USA fühle. "Ich habe sehr ambivalente Gefühle", begann er. Er kenne viele Amerikaner die schon lange angesichts Trumps verzweifeln. Natürlich sei die Hoffnung da, dass er zumindest in den Wahlen verliert. Nur ob er es dann anerkennen würde? "Das ist die größte Gefahr", meinte auch Campino.

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Campino war bei Lanz zu Gast.Bild: screenshot zdf

Grundsätzlich habe der Musiker aber mittlerweile gar keine Lust mehr sich mit Nachrichten rund um Trump, "diesen Wahnsinnigen", wie er ihn nennt, zu beschäftigen. Denn 80 Prozent der Nachrichten, die ihm am Tag erreichen, seien eben über Trump. Deshalb habe er für sich beschlossen, erst wieder bei den Wahlen und den wichtigen Tagen danach hinzusehen. "Ansonsten kann man den nicht für voll nehmen. Und ich möchte auch innerlich nicht weiter daran verzweifeln, wenn ich mir diese Äußerungen von ihm anhöre."

Denn, wie es Campino auf den Punkt brachte: "Man denkt immer, das kann nicht noch unverschämter, da kann nicht noch mehr gelogen werden. Aber er toppt das immer wieder."

(jei)

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