Ngozi Okonjo-Iweala wird die neue Chefin der Welthandelsorganisation.Bild: dpa / Martial Trezzini
Wirtschaft
Nach dem Regierungswechsel in
den USA hat sich die auf internationalem Parkett erfahrene
Nigerianerin Ngozi Okonjo-Iweala im Rennen um den Chefposten der
Welthandelsorganisation (WTO) durchgesetzt. Die letzte noch
verbliebene Kandidatin, die südkoreanische Handelsministerin Yoo
Myung Hee, zog ihre Bewerbung zurück und die Regierung von
US-Präsident Joe Biden stellte sich am Freitag (Ortszeit) hinter
Okonjo-Iweala. Die Personalie scheint damit so gut wie besiegelt,
denn zuletzt hatte nur die frühere US-Regierung unter Präsident
Donald Trump den Sieg der Nigerianerin verhindert.
Mit neuer Chefin der WTO sollen notwendige Reformen erreicht werden
Die US-Regierung freue sich, Okonjo-Iweala zu unterstützen,
erklärte das Büro des Handelsbeauftragten. Die Kandidatin bringe dank
ihrer 25 Jahre bei der Weltbank und ihrer zwei Amtszeiten als
nigerianische Finanzministerin großen wirtschaftlichen Sachverstand
und Erfahrung in internationalen Belangen mit, hieß es. Die USA
wollen mit der neuen WTO-Führung zusammenarbeiten, um "notwendige
substanzielle" Reformen der Organisation zu erreichen, hieß es.
Okonjo-Iweala bedankte sich auf Twitter umgehend für die
Unterstützung der US-Regierung. Der Chef der ebenfalls in Genf
ansässigen Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom
Ghebreyesus, gratulierte der Nigerianerin über Twitter. Sie werde die
WTO als Generaldirektorin ausgezeichnet führen, schrieb er.
Donald Trump wollte sie verhindern
Okonjo-Iweala (66) ist eine an US-Eliteuniversitäten ausgebildete
Ökonomin. Neben Kabinettsposten in Nigeria war Okonjo-Iweala lange
bei der Weltbank, wo sie als geschäftsführende Direktorin unter
anderem die Nummer zwei der Organisation war. Sie war zeitweise auch
Vorsitzende des Aufsichtsrats der globalen Impfallianz Gavi. Nun
dürfte Okonjo-Iweala die erste Frau an der Spitze der WTO werden.
Die Organisation, die die Regeln für den freien Welthandel
überwacht, steckt derzeit in der tiefsten Krise seit ihrer Gründung
1995. Sowohl die Differenzen zwischen den großen Handelsblöcken USA,
China, EU als auch zwischen Industrie- und Entwicklungsländern
wachsen. Die USA haben unter Trump zudem das zentrale Organ der
Streitschlichtung bei Handelsdisputen blockiert.
Der bisherige WTO-Generaldirektor Roberto Azevêdo war im August
2020 ein Jahr vor dem regulären Ende seiner zweiten Amtszeit
zurückgetreten, aus familiären Gründen, wie es hieß. Okonjo-Iweala
(66) setzte sich unter mehreren Kandidaten bei 163 der 164
WTO-Mitgliedsländer als Nachfolgerin durch. Als einziges Land
blockierten die USA unter Trump eine Konsensentscheidung im Oktober
und setzten auf die Südkoreanerin Yoo. Anfang März wird der
Generalrat der WTO-Mitglieder tagen, der die Ernennung beschließen
müsste. Möglich wäre aber auch eine frühere Einberufung des
Rates.
(vdv/dpa)
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