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Auf welche Impfstoffe die EU setzt – und was bei Astrazeneca anders ist

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Während Politker wie Markus Söder an der Impstrategie rummeckern, wird fleißig weiter geimpft.Bild: dpa
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Was bei Astrazeneca anders ist als bei Biontech und Moderna – und auf welche Impfstoffe die EU noch setzt

12.01.2021, 12:3912.01.2021, 15:25
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Impfen und meckern, so lässt sich das derzeitige Geschehen hierzulande runterbrechen. Doch zwischendurch gibt es auch gute Nachrichten: So scheint die Zulassung eines weiteren Impfstoffs nun in greifbarer Nähe. Der Pharmakonzern AstraZeneca lässt sein Präparat jetzt durch die Europäischen Arzneimittelbehörde EMA bewerten – und hofft auf eine Zulassung schon Ende des Monats.

Die EU-Kommission verspricht sich viel von dem neuen Vakzin, das in Großbritannien bereits zum Einsatz kommt und bestellte 400 Millionen Dosen für die 27 Mitglieds-Staaten. Bisher war in der EU nur der Impfstoff von Biontech im Umlauf, erste Menschen bekamen ihn bereits. In Deutschland wird seit Dienstag auch das Moderna-Vakzin an die Bundesländer verteilt.

Doch abseits von Biontech und Moderna? Um einen kleinen Überblick zu bekommen, hat watson sich den AstraZeneca-Impfstoff und weitere aktuell vielversprechende Impfstoffkandidaten angeschaut.

AstraZeneca

Der schwedisch-britische Pharmakonzern AstraZeneca hat die Zulassung seines Corona-Impfstoffes bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA beantragt und teilten mit, dass die Bewertung "in einem beschleunigten Zeitrahmen" erfolgen soll. Das sei auch dringend notwendig, meint SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Beim Fernsehsender Phoenix plädierte er für die rasche Zulassung: "Wir sollten in Deutschland eine vorläufige Notfallzulassung prüfen, die dann in eine endgültige Zulassung umzuwandeln ist, wenn sich die europäische Arzneimittelbehörde bewegt hat." Der AstraZeneca-Impfstoff sei eine "wichtige Hoffnung" und könne mit dafür sorgen, dass in Deutschland die Menschen schneller geimpft würden.

AstraZeneca könnte "möglicherweise bis zum Ende des Monats eine Zulassung haben", sagte auch die für Gesundheit zuständige Generaldirektorin der Kommission, Sandra Gallina, in einer Anhörung im EU-Parlament. Der 29. Januar könnte der Tag der Genehmigung sein.

Anders als die Impfstoffe von Biontech und Moderna gehört das AstraZeneca-Präparat nicht zu den sogenannten mRNA-Impfstoffen, sondern ist ein Vektorimpfstoff. Sein Wirkstoff AZD1222 beruht auf der abgeschwächten Version eines Erkältungsvirus von Schimpansen und soll sowohl die Bildung von spezifischen Antikörpern als auch von T-Zellen fördern – beide sind für die Immunabwehr wichtig. Ein großer Vorteil des Impfstoffes ist: Er kann bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad aufbewahrt werden. Großbritannien setzt den Impfstoff bereits seit Anfang des Jahres ein.

Curevac

Vor zwei Wochen startete das Tübinger Unternehmen Curevac die klinische Phase-3-Studie für seinen Impfstoffkandidaten. 2.500 Probandinnen und Probanden werden dabei getestet, die in der Universitätsmedizin Mainz tätig sind. Geprüft werden sollen dabei Sicherheit und Wirksamkeit des Vakzins. Die Leiterin des Bereichs Infektionskrankheiten bei Curevac, Lidia Oostvogels, sagte dazu:

"Mit dieser klinischen Studie mit Mitarbeitern des Gesundheitswesens wollen wir herausfinden, welchen Unterschied unser Impfstoffkandidat für diese spezielle Personengruppe machen kann, die aufgrund ihrer viralen Exposition einem hohen potenziellen Infektionsrisiko ausgesetzt ist."

Eine Zulassung in der EU ist nach aktuellem Stand also noch offen. Dennoch: 405 Millionen Impfdosen habe sie sich bereits vor Monaten gesichert.

Ein Vorteil des Curevac-Impfstoffs ist seine Lagerung. Für ihn reichen bereits Kühlschrank-Temperaturen. Im Vergleich zum Biontech-Vakzin, das bei Temperaturen bis zu -70 Grad in Spezial-Kühlschränken gelagert werden muss, ist das ein Fortschritt. So könnten auch Einrichtungen ohne Spezialausrüstung Impfungen vornehmen.

Janssen

Die belgische Tochter des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson prüft seinen vektorbasierten Kandidaten schon in einer länderübergreifenden Phase-III-Studie. Zwischenergebnisse zur Wirksamkeit werden Ende Januar erwartet.

Parallel läuft eine weitere Studie, bei der das Zweimal-Dosis-Schema, also zwei Spritzen mit zeitlichem Abstand statt nur einer, geprüft wird. Bei Biontech führt das Verfahren zur hohen Wirksamkeit von 95 Prozent. Ob das auch für Janssens Vakzin gilt, bleibt abzuwarten. Die EMA prüft das Mittel derzeit in einem "Rolling Review"-Verfahren, was die Zulassung wie auch bei dem von AstraZeneca beschleunigen soll.

Sanofi

Zusammen mit dem britischen Pharmaunternehmen Glaxo-Smith-Kleine entwickelte das französische Unternehmen einen Impfstoff, der seit September klinisch getestet wird. Allerdings zeigte sich vor wenigen Wochen, dass das Vakzin bei älteren Menschen eine unzureichende Immunreaktion auslöst. Es sind also Verbesserungen nötig. Für die EU ein Rückschlag. Sie hatte sich bereits 300 Millionen Dosen gesichert.

Sanofi hofft, Ende 2021 ein wirksames Vakzin anbieten zu können. Da der Entwicklungsprozess jedoch nur bedingt berechenbar ist, wäre es womöglich ein Fehler, sich auf einen Stichtag festzulegen.

Gamaleya-Institut

Das staatliche russische Institut war als erstes mit einem Corona-Impfstoff im Einsatz. Vollständig erprobt wurde er zwar nicht und auch Studien stehen der Öffentlichkeit bisher nicht zur Verfügung. Aber das als "Sputnik V" bekannte Vakzin wurde schon im August zugelassen – und immerhin 800.000 Menschen haben es inzwischen verabreicht bekommen. Die fehlende Transparenz diesbezüglich führte jedoch auch zu Kritik. Die EMA wird das Mittel wohl nicht allzu schnell zulassen.

(tkr mit Material der dpa)

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