Rund fünf Jahre hielt meine erste Beziehung. Kennengelernt mit 16, getrennt mit 21. Wir besuchten dieselbe Schule, machten zusammen unser Abitur und unterstützten uns gegenseitig bei der Suche nach dem richtigen Studiengang.
Auch das erste Mal und das erste Besäufnis erlebten wir miteinander. Eigentlich die perfekte Grundlage – warum kam es also zum Bruch?
Es klingt zwar banal, doch eine Trennung besteht fast immer aus einem Zusammenspiel mehrerer Gründe: Der Schrei nach etwas Neuem, Langeweile, Egoismus, Kommunikationsprobleme, schlechter Sex und noch viele mehr.
Entsprechend kann auch ich mein damaliges Beziehungsaus nicht auf diese eine Ursache zurückführen. Beide Seiten machten Fehler und einige davon kommen bei vielen Paaren vor.
Im Laufe der vergangenen Jahre fragte ich mich, wie ich sie hätte verhindern können, die Trennung. Wo doch irgendwie alles so perfekt schien. Ich erkannte entscheidende fünf Fehler und fragte bei verschiedenen Paar-Therapeuten nach, wie ich sie hätte vermeiden können. Oder sie.
Die Situation:
Zu meinem 18. Geburtstag schmiss ich eine Party im Garten meiner Eltern. Für mich war nicht nur der Einzug in die Volljährigkeit etwas Besonderes, sondern auch, dass meine Partnerin meinen gesamten Freundeskreis kennenlernen sollte. Leider lief das weniger gut als geplant.
Das Problem:
Aus einer Bierlaune heraus prahlte ein infantiler Sandkastenfreund mit Prügeleien. Meine Freundin ärgerte sich über das Gequatsche, was normal ist. Doch statt höflich das Thema zu wechseln, machte sie ihn den restlichen Abend runter – und auch Jahre danach. Das führte häufig zum Streit.
Das sagt die Paar-Therapeutin:
Die Situation:
Ich hatte mal ein Problem mit Grenzen. Das lag daran, dass ich selbst keine setze. Entsprechend erwischten mich meine Mitbewohner, wie ich mich an deren Süßigkeiten bediente, in ihren Zimmern schlief oder mit ihren Handys herumspielte.
Damals schnappte ich mir auch das Handy meiner Freundin. Immerhin hatte sie eines dieser neuen Smartphones mit Internet und 3D-Spielen. Zu der Zeit war das noch etwas Besonderes. Eines Tages erwischte sie mich dabei.
Das Problem:
Ich fragte sie vorher nicht. Sie wurde wütend und das zurecht, wie ich heute denke. Leider blieb es nicht bei dem einen Mal. Das ließ meine Beratungsresistenz nicht zu.
Das sagt die Paar-Therapeutin:
Die Situation:
Unsere letzten Treffen bestanden aus einem flüchtigen Kuss an der Tür, schweigendem Herumhocken auf der Couch und leidenschaftslosem Sex unter der Bettdecke.
Das Problem:
Wenn es Gespräche gab, sahen sie in der Regel so aus:
"Sollen wir etwas unternehmen?", fragte sie.
"Ja, können wir. Schaust du im Internet, was so ansteht?", antwortete ich.
"Ähm…klar. Guck du auch mal", sagte sie.
Am Ende schaute keiner von uns nach.
Das sagt die Paar-Therapeutin:
Die Situation:
Als wir nebeneinander saßen und unsere Beziehung in einem letzten Gespräch Revue passieren ließen und dann auch unweigerlich beendeten, warfen wir uns so gut wie alles an den Kopf, was sich in den letzten fünf Jahren ansammelte.
Das Problem:
Das ist nur ein Teil der Kleinigkeiten, die man mit einem Gespräch hätte aus der Welt schaffen können. Stattdessen fraßen wir die Dinge in uns hinein, um sie uns in einer Explosion dummer Anschuldigungen um die Ohren zu hauen.
Das sagt die Paar-Therapeutin:
Die Situation:
Gegensätze können Gift für eine Beziehung sein. Insbesondere wenn es sich nicht um grundlegende Eigenschaften oder Vorlieben handelt, sondern wenn sich Haltungen oder die Leben insgesamt in verschiedene Richtungen entwickeln.
Das Problem:
Wir gingen die ersten vier Jahre gemeinsam zur Schule, saßen meist nebeneinander, hassten dieselben Lehrer, spielten in derselben Band und hatten gemeinsame Freunde. Unsere Leben waren eng miteinander verflochten. Logisch, dass das nicht ewig funktioniert.
Denn kaum verließen wir die Schule, änderte sich alles. Wir gingen auf unterschiedliche Universitäten und entwickelten neue Interessen. Ich trat etwa aus der Band aus, weil mir das Musizieren keinen Spaß mehr bereitete – ihr dagegen schon. Genauso wie die Club- und Festivalszene, für die ich ohnehin nichts übrig hatte. Entsprechend planten wir unsere Abende immer häufiger getrennt voneinander.
Das sagt die Paar-Therapeutin:
Unsere Trennung liegt nun sieben Jahre zurück. Wir sind uns mittlerweile fremd geworden. Ob es mit den Ratschlägen der Paar-Therapeutinnen anders gelaufen wäre? Davon bin ich überzeugt.
Gut möglich, dass sich einige in diesen Problemen wiederfinden. Vielleicht helfen da ja die beschriebenen Lösungsvorschläge. Sollte das nicht der Fall sein, keine Panik. Es braucht nicht zwangsläufig einen Therapeuten, um Beziehungskrisen zu überwinden. Manchmal hilft es bereits, sich einem Verwandten oder dem besten Freund anzuvertrauen. Schließlich können die Nächsten ebenfalls einen sinnvollen Rat zur Hand haben.