Winzige Tröpfchen, die meterweit durch die Luft getragen und dann eingeatmet werden können: Die sogenannten Aerosole rücken als möglicher Übertragungsweg des Coronavirus immer mehr in den Vordergrund. Das könnte vor allem in vollen Schulklassen zum Problem werden – jetzt, da die ersten Schülerinnen und Schüler wieder aus den Sommerferien zurückkommen.
Während Forscher anfangs davon ausgingen, Sars-CoV-2 werde vor allem über Tröpfchen übertragen, die beim Niesen oder Husten abgegeben werden, legen neue Erkenntnisse nahe, dass auch schon die feinen Sprühtröpfchen, die beim Ausatmen abgegeben werden, infektiös sein können. Zumindest dann, wenn sich ein Corona-Infizierter mit mehreren Personen über längere Zeit in einem geschlossenen Raum befindet.
Die TU Berlin hat in diesem Zusammenhang nun einen Versuch gemacht, um zu zeigen, wie sich mit Viren besetzte Atemluft in unterschiedlich belüfteten Räumen verbreiten könnte. Die Erkenntnisse können in zahlreichen alltäglichen Situationen von Nutzen sein – und zum Beispiel dabei helfen, Hygienepläne für Schulen, Großraumbüros oder andere Orte zu erstellen, wo viele Menschen auf engem Raum zusammen arbeiten müssen.
Für den Versuch unter der Leitung von Martin Kriegel wurde ein Dummy in einen Versuchsraum gesetzt, der Rauch abgibt. Dieser Rauch steht für die Atemluft, die wir abgeben. Im Versuchsverlauf zeigt sich: Schon nach wenigen Minuten ist der ungelüftete Raum mit Aerosolen besetzt, die Viren übertragen könnten. Auch Mindestabstand einhalten schützt in diesem Fall nicht.
Im Falle einer Mischbelüftung, also wenn ein leichter Durchzug herrscht, verbreitet sich die Atemluft zwar immer noch im gesamten Raum, wird allerdings verdünnt. Somit würden dann weniger Viren eingeatmet werden.
"Da es wichtig ist, die virenbeladenen Aerosole herauszubekommen aus dem Raum, brauchen wir eine ganze Menge Frischluft", sagt Kriegel in einem Videobeitrag von "Spiegel Online". Er rät: "Der CO2-Messwert ist ein guter Indikator für die Frischluftzufuhr."
Den CO2-Wert kann man mithilfe einer CO2-Ampel messen, die man zum Beispiel in einem Klassenraum aufstellen könnte. "Je höher dieser CO2-Wert ist, desto höher ist auch (...) die virenbeladene Aerosolkonzentration, wenn ein Infizierter mit im Raum ist", sagt Kriegel.
Um die Virenkonzentration in der Luft beispielsweise in einem Klassenraum niedrig zu halten, schlägt Kriegel außerdem vor, die Unterrichtszeiten zu verkürzen:
Kürzere Unterrichtszeiten könnten vor allem dann hilfreich sein, wenn nicht gut gelüftet werden kann, wie es in manchen Schulen der Fall ist. Das zumindest merkte Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL), jüngst in einem Interview mit watson über die Hygienekonzepte an, die die Kultusministerkonferenz für Schulen erstellt hat. Er sagte:
Schulen großflächig mit CO2-Ampeln auszustatten, könnte sich als zu teuer erweisen. Allerdings könnten möglicherweise zumindest einige Klassenzimmer mit den Geräten versehen werden, um daraus Lüftungskonzepte für die jeweilige Schule abzuleiten.
(ak)