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Spahn ist offen für Impfstoffe aus Russland und China – doch die Skepsis ist groß

201231 -- BEIJING, Dec. 31, 2020 -- A volunteer receives the COVID-19 vaccine developed by Wuhan Biological Products Institute Co., Ltd. in Wuzhi County, central China s Henan Province, April 12, 2020 ...
Eine Freiwillige erhält eine Covid-19-Schutzimpfung in der chinesischen Henan Provinz. Bild: www.imago-images.de / xinhua
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Spahn ist offen für Impfstoffe aus Russland und China – doch die Skepsis ist groß

01.02.2021, 17:3501.02.2021, 21:12
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Stehen in Deutschland bald auch Impfstoffe aus Russland und China zur Verfügung? Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigt sich für den Einsatz von Corona-Vakzinen aus diesen Ländern zumindest offen. "Wenn ein Impfstoff sicher und wirksam ist, egal in welchem Land er hergestellt wurde, dann kann er bei der Bewältigung der Pandemie natürlich helfen", sagte Spahn dazu der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Entscheidend sei dabei aber eine reguläre Zulassung nach europäischem Recht.

Die bislang relevantesten Impfstoffe dieser Länder sind Sputnik V aus Russland und Sinopharm aus China. Beide Stoffe werden zwar schon in mehreren Ländern außerhalb der EU verimpft, sind jedoch durch die Europäische Arzneimittelagentur EMA noch nicht zugelassen. Wäre dies der Fall, könnten sie auch für Deutschland interessant werden. Die Skepsis unter Wissenschaftlern, Politikern und auch in der Bevölkerung ist jedoch groß, was auch der intransparenten Informationspolitik der Herstellerländer geschuldet ist. Ist sie berechtigt?

Watson hat gesammelt, was wir bislang über die Impfstoffe wissen.

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Bild: watson

Was hat es mit Sputnik V aus Russland auf sich?

Russland hatte am Freitag angekündigt, die Europäische Union im zweiten Quartal mit 100 Millionen Dosen des Impfstoffes Sputnik V versorgen zu können. Ein Antrag zur Zulassung des Vakzins sei bereits bei der EMA eingereicht worden, das wurde durch die EMA jedoch nicht bestätigt. Um dort zugelassen zu werden, müsste der russische Pharma-Hersteller all seine Daten zur Verfügung stellen, welche dann durch die EMA geprüft und zuletzt durch die Europäische Kommission abgenickt würden. Nur wenn dies passiert, könnte Sputnik V auch eine Option für Deutschland werden.

Russland selbst hatte am 5. Dezember damit begonnen, Risikogruppen mit Sputnik V zu impfen, zugelassen war das Mittel schon im August – noch vor dem Abschluss der dritten und damit letzten Phase der klinischen Studien. Dieses vorschnelle Handeln war international auf scharfe Kritik gestoßen. Nach russischen Angaben, die von unabhängiger Seite bisher nicht überprüft werden konnten, hat Sputnik V eine Wirksamkeit von mehr als 90 Prozent.

Es handelt sich bei Sputnik V um einen Vektorimpfstoff, also einen genbasierten Impfstoff, der am Gamaleja-Institut für Epidemiologie in Moskau gemeinsam mit dem Verteidigungsministerium entwickelt wurde. Vektor-Impfstoffe nutzen harmlose Viren als Transporter, um den genetischen Bauplan für ein Antigen in den Körper zu schleusen. In diesem Fall eben den Bauplan eines Sars-Cov-2-Virus-Proteins. Das Antigen wird dann vom geimpften Körper zusammengebaut und löst im Anschluss eine Immunantwort aus, die den Menschen künftig schützen soll. Die Sputnik V-Impfung besteht aus zwei Dosen. Ein Vorteil: Im Gegensatz zu vielen anderen Corona-Impfstoffen kann Sputnik V bei normalen Kühlschranktemperaturen gelagert werden.

January 22, 2021, Buenos Aires, Argentina: Today the vaccination of the second dose of the Sputnik V was carried to the nurses from the Posadas National Hospital in the same hospital. Buenos Aires Arg ...
In Argentien wird der russische Impfstoff bereits geimpft, wie hier in Buenos Aires am 22. Januar.Bild: www.imago-images.de / Paula Acunzo

Obwohl der Stoff "effektiv und ungefährlich" sein soll, wie Wladimir Putin verkündete, hat sich der Präsident selbst übrigens noch nicht damit impfen lassen. Seine Begründung: Sputnik V ist für Menschen über 60 Jahre ungeeignet und er sei mit seinen 68 Jahren dementsprechend zu alt. Trotz der noch ausstehenden Zulassungen wollen einige Länder den russischen Impfstoff nutzen, darunter Algerien, Argentinien, Bolivien, Mexiko und Ungarn.

Wie wirksam ist Sinopharm aus China?

China hat an Silvester das Vakzin des staatlichen Pharmaherstellers Sinopharm in ihrem Land "bedingt zugelassen", wie die zuständige Behörde zum Jahreswechsel verkündete. Die Daten hätten gezeigt, dass der Corona-Impfstoff die einschlägigen Standards der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Nationalen Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde erfülle, hieß es ihrer offiziellen Mitteilung. Die Haltbarkeit und Schutzwirkung müsse aber weiterhin beobachtet werden. Obwohl es nur eine Notzulassung gab, wurden in China bereits seit dem Sommer etwa eine Million Menschen mit dem Stoff geimpft – bevor die dritte Phase der klinischen Studien überhaupt durchlaufen war.

Anders als die Impfstoffe von Moderna und Biontech nutzt das chinesische Vakzin keine gentechnischen Verfahren, sondern beruht auf einer sehr klassischen Impfmethode, die schon seit den 1950er-Jahren verbreitet ist: Durch abgetötete Coronaviren wird eine Immunreaktion hervorgerufen, ein sogenannter Totimpfstoff also.

Für den Impfstoff wurden unterschiedliche Coronaviren von infizierten Patienten durch das Beijing Institute extrahiert und im Labor "inaktiv" gemacht, so dass sich die Viren nicht mehr selbstständig vermehren können, ihre Proteine aber erhalten bleiben. Bei der Injektion soll der Geimpfte so nicht an Covid-19 erkranken, sein Immunsystem wird dennoch aktiviert und bildet im Idealfall Antikörper gegen das Virus.
Sinopharm zufolge erreichte der Impfstoff in Studien eine Wirksamkeit von 79 Prozent, was im Vergleich zu anderen Vakzinen nicht sehr hoch ist (Pfizer/Biontech kommen auf 95, Moderna auf 94 Prozent durchschnittliche Wirksamkeit). Auch Sinopharm wird in zwei Dosen verabreicht und kann bei normalen Kühlschranktemperaturen gelagert werden.

Sinopharm hat noch keinen Antrag auf Zulassung bei der EMA eingereicht, das Pharmaunternehmen befinden sich aktuell noch in Phase drei ihrer klinischen Studien. Einige Länder wie Serbien und Ungarn bestellten bereits mehrere Millionen Dosen des chinesischen Stoffes über Notzulassungen.

(jd / mit Material von dpa und afp)

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