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Corona-Impfstart in Deutschland: Antworten zu Impfstoff, Nebenwirkungen und Ablauf

17.12.2020, USA, Naperville: Mitarbeiter des Krankenhauses
Menschen warten darauf, gegen das Coronavirus geimpft zu werden.Bild: dpa / Nam Y. Huh
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Seit dem 27. Dezember wird gegen Corona geimpft: Was du jetzt wissen solltest

26.12.2020, 14:3628.12.2020, 16:00
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Nun ist es so weit: Die ersten Menschen in Deutschland werden gegen Corona geimpft. Bundesweit bauten Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz in den vergangenen Wochen Impfzentren auf. In vielen Sporthallen stehen nun Trennwände auf zerkratztem Linoleum zwischen Basketballkörben und Fußballtoren. Auch in Messehallen, etwa in Hamburg, entstanden die kleinen provisorischen Behandlungsräume.

Noch nie wurde in Deutschland so schnell ein Impfstoff wie der von Biontech entwickelt und zugelassen, auch das Mittel von Moderna könnte bald auf den EU-Markt kommen. Und mit den neuen Impfstoffen kommen auch die Fragen: Wo kannst du dich impfen lassen, ist die Impfung eine Pflicht – und wann bist du überhaupt dran? Darüber hinaus tauchte in Großbritannien vor Kurzem eine mutierte Form von Sars-Cov-2 auf, die wesentlich ansteckender sein könnte als bisherige Varianten des Virus. Helfen die Impfstoffe auch dagegen?

Deine Fragen – unsere Antworten
Bild: watson

Watson hat wichtige Fragen zur Corona-Impfung gesammelt und beantwortet. Hilfe gab es dabei von dem Immunologen Carsten Watzl. Er ist Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.

Wo kann ich mich impfen lassen?

Für den Start von Corona-Impfungen sind in ganz Deutschland regionale Zentren eingerichtet worden, über die die Impfungen gebündelt anlaufen. Bis zu 442 Standorte seien dafür eingeplant, das geht aus einer Umfrage der Deutschen Presseagentur hervor. Die Kapazitäten würden so ausgelegt, dass in den Ländern jeweils mehrere Tausend Impfungen pro Tag möglich wären.

Allein in Bayern sollen 102 Impfzentren in Betrieb gehen und bis zu 30.000 Impfungen täglich vornehmen können, wie das Gesundheitsministerium erläuterte. Ebenfalls bis zu 30.000 Impfungen am Tag peilt Hessen mit 28 Impfzentren an. In Berlin sollen bis zu 20.000 Impfungen pro Tag möglich werden, die über sechs Zentren laufen. In Hamburg werden täglich bis zu 7000 Impfungen machbar sein – in einer Messehalle, in der sieben Zentren je nach Bedarf an- und abgeschaltet werden können. Rheinland-Pfalz plant bis zu 7200 tägliche Impfungen in über 31 Zentren.

Der Wartebereich im Impfzentrum,, Patienten warten mit mit Mundschutz Mund-Nasen-Schutz, MNS, Maske, Gesichtsmaske, Maskenpflicht, FFP2 Maske aufs Impfen, auf ihre Impfung, Wartezimmer für Impflinge,  ...
Ein Warteraum in einem Impfzentrum in Kirchheim.Bild: www.imago-images.de / Oliver Zimmermann

Zusätzlich zu den festen Impfzentren werden mobile Impfteams eingesetzt, die etwa in Pflegeheime und Krankenhäuser gehen. In Berlin sind 30 solcher Teams vorgesehen – in Thüringen neben 29 Impfzentren zehn mobile Teams, die auf 15 aufgestockt werden könnten. In Mecklenburg-Vorpommern soll es neben zwölf Zentren je nach Bedarf bis zu 40 mobile Impfteams geben. Im Saarland kommen zu drei Impfzentren jeweils zwei mobile Teams. Im Stadtstaat Bremen mit Bremerhaven sollen zwei Zentren bis zu 2000 Impfungen pro Tag machen können, mobile Teams mindestens 500 pro Tag.

Zu Impfzentren umfunktioniert wurden verschiedene Gebäude: in Baden-Württemberg beispielsweise ein Baumarkt, eine Tennishalle und das Kulturzentrum Liederhalle in Stuttgart. In Schleswig-Holstein kommen Impfzentren in einen früheren Indoor-Spielplatz, ins Foyer der Musik- und Kongresshalle Lübeck und in ein leer stehendes Gebäude in Flensburg, das eigentlich das Kraftfahrt-Bundesamt nutzen sollte. In Niedersachsen wird eine Jugendherberge zum Impfzentrum, in Düsseldorf die Fußball-Arena. In Sachsen-Anhalt wird ein ehemaliger Supermarkt umfunktioniert. In Hessen ist ein früheres Flughafengelände dabei, in Rheinland-Pfalz auch eine Werkshalle von Opel in Kaiserslautern. Die Bundeswehr stellt ebenfalls 26 Impfstationen in Aussicht.

Warum kann ich mich nicht beim Hausarzt impfen lassen?

Es wäre zwar sehr bequem, aber dass du die Impfung nicht einfach beim nächsten Hausarzt-Besuch machen kannst, hat gleich mehrere Gründe: Erstens müssen einige der Corona-Impfstoffe, wie eben der von Biontech und Pfizer, bei minus 70 Grad gekühlt werden, was viele Praxen und Apotheken nicht leisten können. Ärzte-Kühlschränke laufen meistens auf viel höheren Temperaturen, nämlich zwei bis acht Grad Celsius – die ideale Spanne für viele andere Arzneimittel. Der Corona-Impfstoff würde sich bei dieser Wärme aber nur fünf Tage lang halten.

Außerdem ist der logistische Spielraum an den Zentren größer als in einer kleinen Praxis. Die Mengen an Impfstoff können besser eingeteilt werden, so wird weniger verfallen, glauben Experten. Zudem ist die Organisation der Impfungen in den extra dafür hergerichteten Zentren sicherer und leichter umzusetzen: Dort gibt es extra Warte- und Beobachtungsräume, einen Check-In, um den Vorrang bestimmter Impfgruppen im Auge zu behalten, und Sicherheitspersonal. Langfristig sollen zwar auch niedergelassene Ärzte in die Corona-Impfungen einbezogen werden, wann und wie das ablaufen soll, ist jedoch bislang offen.

Und wie erfahre ich, zu welchem Zentrum ich muss?

Wie es auf der Seite der Bundesregierung heißt, werden alle Impfberechtigten von den jeweiligen Bundesländern informiert. Dadurch sollen lange Schlangen vor den Impfzentren vermieden werden, die wiederum ein Gesundheitsrisiko sowie einen deutlich höheren organisatorischen Aufwand darstellen würden. Impfwillige sollen sich laut Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nicht einfach sofort um Termine bemühen, bevor sie darüber informiert werden, dass sie an der Reihe sind. Die Länder würden die jeweiligen Gruppen informieren. Eine Übersicht der einzelnen Bundesländer und deren Impfzentren findest du hier.

Wer wird zuerst geimpft?

Spahn unterzeichnete Mitte Dezember eine Verordnung, die den Rahmen für den Start von Impfungen schafft. Grundsätzlichen Anspruch darauf haben alle Menschen mit Wohnsitz oder gewöhnlichem Aufenthaltsort in Deutschland. Festgelegt wird aber, dass Bund und Länder vorhandenen Impfstoff in einer festgelegten Reihenfolge einsetzen sollen.

Die höchste Priorität in Gruppe 1 hat neben über 80-Jährigen, Personal und Bewohnern in Pflegeheimen auch Gesundheitspersonal mit sehr hohem Infektionsrisiko, etwa in Intensivstationen, Notaufnahmen und Rettungsdiensten. Zur Gruppe 2 gehören über 70-Jährige und unter anderem Menschen mit Demenz oder einer geistigen Behinderung. Zur Gruppe 3 gehören über 60-Jährige und Menschen mit Erkrankungen wie Krebs oder Diabetes. Hierzu zählen etwa auch Polizei, Feuerwehr, Personal im Lebensmitteleinzelhandel, Erzieherinnen und Lehrkräfte.

Die Verordnung regelt auch, wie man nachweist, dass man zu einer Gruppe mit Impf-Vorrang gehört. Beim Alter soll ein Personalausweis oder anderer Lichtbildausweis reichen. Sonst sind Bescheinigungen der Einrichtungen oder Unternehmen vorzulegen, bei Vorerkrankungen ein Attest (ärztliches Zeugnis). Wenn man bei seinem Arzt aus früherer Behandlung "unmittelbar persönlich bekannt" ist, soll man das Attest auch telefonisch anfordern und sich dann zuschicken lassen können.

Wie erfahre ich, dass ich geimpft werden kann?

Bevorzugt Impfberechtigte sollen direkt nach der Zulassung zu einer Terminvereinbarung eingeladen werden. Dies soll per Post erfolgen. Es sollen aber auch Impftermine per Telefon-Hotline oder über Websites vergeben werden. Das ist in jedem Bundesland ein wenig anders, Infos dazu findest du hier.

Einen Attest oder eine Impfberechtigung durch den Arzt braucht es bei der ersten Prioritätsgruppe vorerst nicht, "da es entweder nur eines Altersnachweises oder Arbeitgebernachweises bedarf", wie das Gesundheitsministerium auf seiner Homepage erklärt.

Wie läuft der Impf-Prozess ab?

Essen, Ruhrgebiet, Nordrhein-Westfalen, Deutschland - Corona Impfzentrum Essen in den Hallen der Messe Essen, hier sollen mehr als 2.000 Menschen proTag geimpft werden, bei einem Testlauf messen Rettu ...
Bei einem Testlauf in Essen messen Rettungshelferinnen Fieber vor einem Impfzentrum.Bild: www.imago-images.de / Rupert Oberhäuser

Die Impfstoffe werden durch die Regierung deutschlandweit an rund 60 Standorte verteilt, je nach Bevölkerungsanteil. Für die weitere Lagerung und Logistik vor Ort sind dann die Länder zuständig. In deren Hand liegt auch die Beschaffung von Spritzen, Kanülen, Desinfektionsmitteln oder Tupfern. Die meisten Länder planen mindestens ein Zentrum in jedem Kreis und jeder kreisfreien Stadt. In der Anfangsphase werden von den Impfzentren koordinierte mobile Impfteams vor allem in Alten- und Pflegeheime gehen. Dazu kommen die Termine in den Impfzentren. In einem ersten Schritt sollen in Deutschland 400.000 Impfdosen zur Verfügung stehen, bis Ende März bis zu 13 Millionen. Es wird geschätzt, dass in einem Impfzentrum täglich mindestens 1500 Menschen geimpft werden können, mancherorts sogar deutlich mehr.

Laut Stiko soll die Vakzine "strikt intramuskulär (i.m.) und keinesfalls intradermal, subkutan oder in-travaskulär" verabreicht werden. Das heißt, die Impfung wird in einen gut durchbluteten Skelettmuskel gesetzt, zum Beispiel im Oberarm.

In den Zentren wird zumeist am Eingang Fieber gemessen, es folgt eine Anmeldung an Schaltern, ein Beratungsgespräch, die Impfung und danach eine 30-minütige Beobachtungsphase.

Wie oft muss ich geimpft werden?

Ein kleiner Pieks und das war's? Leider ist das nicht so. Wie bei vielen anderen Krankheiten sind auch bei Corona zwei Impfdosen nötig, die im Abstand von 21 Tagen gespritzt werden müssen. Die Stiko betont, dass die Vervollständigung von Impfserien Vorrang hat vor der Impfung weiterer Personen. Die Impfzentren sollen dafür entsprechend Impfstoff zurücklegen. Außerdem soll die Impfserie immer mit dem gleichen Produkt abgeschlossen werden.

Wer trägt die Kosten?

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sagt dazu auf ihrer Homepage: "Für die Bürgerinnen und Bürger soll die Impfung unabhängig von ihrem Versicherungsstatus kostenlos sein. Die Kosten für den Impfstoff übernimmt der Bund. Die Länder tragen gemeinsam mit der gesetzlichen Krankenversicherung und der privaten Krankenversicherung die Kosten für den Betrieb der Impfzentren." Das heißt also, dass du für deine Impfung nicht aus eigener Tasche zahlen musst.

Welche Impfstoffe gibt es?

Der Impfstoff des Mainzer Impfstoffentwicklers Biontech und seines US-Partners Pfizer muss bei minus 70 Grad Celsius gelagert werden. Dafür wurden eigens Boxen entwickelt, die mit Trockeneis befüllt den Impfstoff bis zu 15 Tage lagern können. Aufgetaut kann er dann bis zu fünf Tage bei Kühlschranktemperatur zwischen zwei und acht Grad aufbewahrt werden.

Der vom US-Biotechnologieunternehmen Moderna entwickelte Impfstoff kann bei minus 20 Grad gelagert werden. Für andere Impfstoffe ist wie bei der Grippeimpfung ein Kühlschrank ausreichend.

Der ebenfalls vielversprechende Impfstoff des Tübinger Pharmaunternehmens Curevac soll bei fünf Grad mindestens drei Monate lang stabil bleiben.

Wie genau funktioniert die mRNA-Impfung?

Zur mRNA-Impfung wird bereits seit Jahren geforscht – zum Beispiel in der Krebsforschung. Im Prinzip wird für den Impfstoff nur ein Teil der genetischen Information des Virus verwendet: die mRNA. "Die ist eine Art Kochrezept für die Bausteine des Virus. Wenn man diese mRNA jemanden injiziert, dann wird sie von den Muskelzellen aufgenommen und genutzt, um Teile des Virus herzustellen", sagt Carsten Watzl zu watson. Beim Coronavirus handelt es sich um das Spikeprotein.

Dieser Teil wird darauf vom Immunsystem bekämpft. Das Problem bei der mRNA ist, dass sie relativ instabil ist, sie kann schnell zersetzt werden. Das heißt aber auch, "dass sie vom Körper schnell wieder abgebaut wird", so Watzl. Eine Erbgutveränderung schließt er aus, "das hat keinerlei wissenschaftliche Grundlage."

Ist der Impfstoff sicher?

Ja. Die Corona-Impfstoffentwicklung ging deutlich schneller als bei anderen Impfstoffen. Die Sicherheit kam dabei aber nicht zu kurz. In Deutschland wird ein Impfstoff erst zugelassen, wenn er alle drei Phasen des klinischen Studienprogramms erfolgreich bestanden hat. Auch nach seiner Zulassung überwachen Gremien, etwa die Stiko, einen Impfstoff, um auch sehr seltene Nebenwirkungen auszuschließen.

Der Corona-Impfstoff konnte so schnell entwickelt werden, weil Studien aufgrund einer starken finanziellen Unterstützung schnell im großen Stil durchgeführt werden konnten. Auch die enge Zusammenarbeit zwischen Zulassungsbehörden und Pharmaunternehmen wie Biontech half dabei. Da die Behörden die Impfstoffe priorisierten, konnten forschende Firmen und Labore Zeit sparen und schnell von einer Prüfungsphase zur nächsten gehen. Es wurden also keine wichtigen Schritte übersprungen, die die Gesundheit gefährden könnten, sondern lediglich bürokratische Vorgänge zeitlich verkürzt.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Pressekonferenz und Rundgang durch das Impfzentrum in der Messe Koeln Aktuell, 15.12.2020, Koeln Symbolfoto und Symbolbild des Wartebereich nach der erhaltenen Impfung des Corona Impfstoff im Impfzent ...
Raum für die 30-minütige Nachbeobachtung in Köln.Bild: www.imago-images.de / Political-Moments

Keine Wirkung ohne Nebenwirkung: Die Floskel lässt sich auf die meisten Medikamente sowie auch körperliche Eingriffe, die Impfungen nun mal sind, übertragen. "Impfungen sind aber etwas, das wir gesunden Menschen geben. Von daher tolerieren wir hier nur deutlich geringere Nebenwirkungen als zum Beispiel bei einem Krebsmedikament", sagt Watzl zu watson. Bei einer Chemotherapie nehme die Forschung zum Beispiel horrende Nebenwirkungen in Kauf, da eine Krebserkrankung häufig ein aggressiveres Vorgehen erfordert.

Bei den mRNA-Stoffen, etwa von Biontech, sind bereits ein paar Nebenwirkungen bekannt, "die aber zeigen, dass die Mittel wirken", so Watzl. Darunter fallen Müdigkeit und Kopfschmerzen. Ein Drittel der Geimpften wird eventuell Muskel- oder Gelenkschmerzen haben. "Diese Symptome sind aber relativ kurzweilig und nach ein bis zwei Tagen schon wieder weg. Wir gaukeln dem Körper eine Infektion vor, weshalb die Reaktion entsprechend ausfällt." Schwere Nebenwirkungen sind bei den Studien bisher nicht aufgetreten.

Ausgeschlossen können seltene, schwere Nebenwirkungen leider nicht. "Dafür sind die Studien nicht groß genug. Allerdings kann so etwas keine Impf- oder Medikamentenstudie aus der Vergangenheit beantworten, weil die Probandengruppen dafür einfach zu klein sind", sagt Watzl. Seltene Nebenwirkungen, etwa bei einem von 10.000, können auftreten, aber das müsse man in Relation zur Erkrankung setzen. "Selbst unter besten gesundheitlichen Voraussetzungen habe ich eine Chance von eins zu 10.000, an dem Virus zu sterben. Da gewinnt der Impfstoff immer gegen die natürliche Infektion."

In welchen Fälle sollte ich mich nicht impfen lassen?

Wenn du dich gerade erst gegen eine Influenza hast impfen lassen, solltest du bis zur Corona-Impfung mindestens 14 Tage warten, empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko). Außerdem sind Menschen bis 16 Jahre bislang von den Impfungen ausgeschlossen, da die Stoffe für Kinder und Jugendliche "noch nicht genügend auf Wirksamkeit und Sicherheit untersucht werden konnten", so die Stiko. Aus demselben Grund scheiden auch schwangere Frauen als Impf-Patienten aus.

Um unnötige Risiken auszuschließen, sind Beratungsgespräche vor den Impfungen geplant. Hier ist es gut, auf etwaige Vorerkrankungen, Immunschwächen oder auch aktuelle Erkältungen hinzuweisen, damit die Ärzte sich ein vollständiges Bild machen können.

Hier findet das Beratungsgespräch statt bei einem Pressetermin im betriebsbereiten Kölner Impfzentrum in der Kölnmesse Halle 4. Hier können die ersten Kölnerinnen und Kölner unverzüglich geimpft werde ...
So wird ein Beratungsgespräch in einem Impfzentrum in Köln aussehen.Bild: www.imago-images.de / Horst Galuschka

In England reagierten einige Allergiker sehr heftig auf den Impfstoff von Biontech und Pfizer. Die britische Regierung warnt seitdem, dass Menschen, die in der Vergangenheit anaphylaktischen Schocks erlitten, von der Impfung Abstand nehmen sollen. Für Deutschland gibt es eine solche Warnung aber noch nicht.

Immunologe Carsten Watzl empfiehlt allerdings, Menschen, die bereits mit schweren allergischen Reaktionen zu kämpfen hatten, nach der Impfung noch ein paar Minuten zu überwachen. Sollte es zu einer heftigen Reaktion in Richtung eines anaphylaktischen Schocks kommen, können Betroffene direkt behandelt werden, ehe es kritisch wird.

Sollte ich mich impfen lassen, wenn ich bereits Covid-19 hatte?

Im Moment empfiehlt die Stiko, sich mit einer nachgewiesenen Corona-Infektion nicht impfen zu lassen. "Das hat einfach den Hintergrund, dass Menschen nach einer Infektion eine gewisse Immunität haben. Weil der Impfstoff derzeit knapp ist, können wir ihn also besser für die verwenden, die völlig ungeschützt sind", sagt Mediziner Carsten Watzl. Wer bereits infiziert war, müsse sich bei einer Impfung keine Sorgen um Nebenwirkungen machen. "Bisher deutet nichts auf irgendwelche Probleme diesbezüglich hin", sagt Watzl.

Wie schnell bin ich nach einer Corona-Impfung geschützt?

Bei dem Biontech-Impfstoff werden zwei Spritzen innerhalb von 21 Tagen verabreicht. Bei dem von Moderna liegt der Abstand bei 28 Tagen. "Jetzt hat sich auch gezeigt, dass es bereits nach der ersten Spritze einen gewissen, wenn auch schwächeren Impfschutz gibt", sagt Carsten Watzl. "Der deutlich effizientere 95 prozentige Schutz, wie es ihm etwa bei Biontechs Impfstoff geben soll, tritt laut klinischen Studien etwa sieben Tage nach der zweiten Spritze ein." Nach der ersten Spritze gibt es also einen kleinen Impfschutz, aber deutlich sicherer ist man erst nach der zweiten.

Wie lange hält die Impfung vor?

Langzeitstudien dazu gibt es bisher noch nicht. Auch die Phase-III-Studien lassen diesbezüglich nicht wirklich Rückschlüsse zu, sie sind schlicht zu kurz. Mut macht jedoch eine bisher ungeprüfte, aber vielversprechende Studie des kalifornischen La-Jolla-Instituts für Immunologie, die zeigt, dass Antikörper sowie T-Zellen immerhin fünf Monate nach einer Infektion nachweisbar sind – auch bei milden Verläufen. Immunologe Thomas Jacobs sagte der "Pharmazeutischen Zeitung", dass die lange Nachweisbarkeit von T-Zellen auf zumindest mildere Symptome bei einer weiteren Covid-19-Erkrankung schließen lasse. Von einem lebenslangen Schutz durch einen Impfstoff geht er jedoch nicht aus. Eine weitere Studie der Universität Birmingham berichtete sogar, die T-Zellen seien auch noch sechs Monate nach einer Infektion nachweisbar.

Hoffnung macht das vor allem, weil die Immunantwort bei einer Impfung wesentlich effizienter ausfällt als bei einer natürlichen Infektion, sagt der Immunologe Christian Watzl zu watson. Selbst wenn der Impfschutz aber nur etwa zwei Jahre hält, könne laut Watzl einfach nachgeimpft werden. Sars-Cov-2 wäre dann lediglich ein weiterer Erreger, gegen den wir uns regelmäßig impfen müssten. Nervig, aber verkraftbar.

Kann ich andere nach der Impfung trotzdem anstecken?

Tierversuche deuten zumindest nicht darauf hin. Dabei hatten Forscher Affen geimpft und anschließend mit dem Sars-Cov-2-Virus infiziert. Bereits am zweiten Tag konnte im Rachen der Affen das Virus nicht mehr festgestellt werden. "Das Immunsystem hatte das Virus so schnell bekämpft, dass es sich nicht mehr vermehren konnte und die Tiere entsprechend nicht mehr ansteckend waren", sagt Carsten Watzl.

Wie es sich aber bei Menschen verhält, ist noch unsicher – klinische Studien haben das noch nicht geprüft. Deshalb halten sich Impfstoffhersteller diesbezüglich mit Freudenbotschaften zurück. Die Möglichkeit, andere nicht mehr anzustecken, bestehe, müsse aber nicht zu hundert Prozent gelten. Entsprechend ist die Empfehlung, sich auch nach einer Impfung weiterhin an die AHA+C+L-Regeln zu halten.

Wirkt die Impfung auch gegen Mutationen des Coronavirus, wie beispielsweise die neue Version aus Großbritannien?

Biontech-Chef Uğur Şahin geht davon aus, dass der Corona-Impfstoff auch gegen das mutierte Coronavirus ankommt. "Mutationen sind bei so einem Virus nichts Außergewöhnliches. Mittlerweile können wir davon ausgehen, dass sich das derzeitige Sars-Cov-2-Virus von dem damaligen aus Wuhan wegen Mutationen unterscheidet. Das sind aber alles kleine Veränderungen", sagt der Mediziner Watzl.

25.12.2020, Großbritannien, Dover: Soldaten führen Corona-Test bei einem Autofahrer vor dem Hafen von Dover durch. Obwohl Frankreich die Grenze zu Großbritannien wieder geöffnet hat, werden zahlreiche ...
Wer von Großbritannien nach Frankreich einreisen will, muss wegen der Mutation einen negativen Corona-Test vorzeigen. Hier testen Soldaten an der Grenze.Bild: AP / Kirsty Wigglesworth

Man könne sich das so vorstellen, dass bei dem mutierten Virus in dem "Rezept" für das Spikeprotein je ein Buchstabe in ein oder zwei Wörtern verändert ist. Dadurch entstehe ein nur leicht abgeändertes Spikeprotein. Die Immunreaktion der Impfung, die auf das ursprüngliche Spikeprotein trainiert ist, kann das aber immer noch ausreichend erkennen.

"Generell sollten wir Mutationen differenzierter betrachten. Aktuell läuten Medien und Politik die Alarmglocken. Dass Viren mutieren, ist jedoch erstmal natürlich", sagt Watzl. Viren können sich dabei nicht willkürlich verändern, da sie immer noch Zellen im Menschen infizieren müssen. Zu starke Veränderungen wäre entsprechend kaum möglich.

Kann ich mich weigern, mich impfen zu lassen?

Ja, die Impfung ist freiwillig.

Wann sind genug Menschen geimpft?

Laut WHO müssten zwischen 60 und 70 Prozent der Bevölkerung geimpft werden, um die Pandemie in den Griff zu kriegen. "Das ist relativ wenig. Bei Masern liegt der Wert bei 95 Prozent, wobei die auch deutlich ansteckender sind", sagt Carsten Watzl. "Trotzdem ist die Angabe der WHO eine gute wie auch erreichbare Zielgröße." Auch wenn Umfragen darauf hindeuten, dass es in der Bevölkerung einige gibt, die sich nicht impfen lassen möchten, ist Watzl optimistisch. "Ich gehe davon aus, dass sich einige dieser Menschen überzeugen lassen, sobald der Impfstoff dann greifbar ist."

Wie kann ich die Impfzentren unterstützen?

Die großen Impfzentren brauchen jetzt zahlreiche Menschen, die den aus dem Boden gestampften Betrieb in den nächsten Monaten aufrecht erhalten. Zwar haben sich schon jetzt tausende Freiwillige beispielsweise beim Deutschen Roten Kreuz, den Johannitern, Maltesern oder direkt bei ihrem Bundesland dafür angeboten, vielerorts sind die Einstellungen aber noch nicht abgeschlossen.

Natürlich freuen sich die Zentren vor allem über Menschen mit medizinischem Wissen (wie Medizinstudenten oder Sanitäter), gesucht werden aber auch Flugbegleiter für die Organisation des Ablaufs, Dolmetscher, Reinigungs- und Sicherheitskräfte. Oft winkt sogar eine befristete Anstellung, das ist aber im Einzelfall zu klären

(mit Material der dpa/afp)

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