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ZDF-Film zeigt: Mit diesen Tricks arbeitet Nutella-Hersteller

FRANCE - SUPERMARCHE - ILLUSTRATION Spreadable jars of Nutella brand pasta on a shelf. From the FRANCE - SUPERMARCHE series of illustrations. France on 2020-10-14. Photography by Quentin Falco / Hans  ...
Mit Nutella wurde der italienische Konzern Ferrero groß.Bild: www.imago-images.de / Quentin Falco
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Dokumentation zeigt, mit welchen Tricks Ferrero arbeitet

07.04.2021, 13:1207.04.2021, 18:25
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Nutella, Mon Chéri, Kinderriegel, Duplo – die Produkte von Ferrero sind allgegenwärtig in den Lebensmittel-Regalen. Das ZDF hat in der Dokumentation "Die Tricks von Ferrero" am Dienstagabend gemeinsam mit Produktentwickler Sebastian Lege Geheimnisse des italienischen Konzerns aufgedeckt. Denn: Ferreros Erfolg hat auch negative Folgen.

Ferrero gilt als einer der verschwiegensten Konzerne überhaupt. Erfolgreich wurde er mit Nutella. Zur Herstellung braucht der Konzern eine Menge Haselnüsse. Ferrero ist der größte Abnehmer türkischer Haselnüsse und möchte hier so günstige Nüsse wie möglich kaufen. In diesem Bereich ist die türkische Branche von Ferrero abhängig, zwei Drittel der über eine halbe Million Tonnen geernteten Haselnüsse in der Türkei kauft Ferrero.

Geringe Preise für Erzeuger

Eine solche Dominanz auf dem Markt hat meistens negative Folgen für die Erzeuger. Auch in diesem Fall drückt die Marktmacht den Preis. Für die Erzeuger bedeutet das, dass sie wenig Geld für ihre Produkte erhalten und die Arbeitsbedingungen der Erntehelfer schlecht sind. So arbeiten Berichten zufolge auch syrische Kinder auf den türkischen Plantagen, die Haselnüsse für Ferrero anbauen.

ZDF fragte bei Ferrero nach, ob Kinderarbeit auf den Plantagen sicher ausgeschlossen werden kann. Der Konzern antwortete: "Ferrero ist sich bewusst, dass dies eine Schwachstelle in der landwirtschaftlichen Lieferkette in der Türkei ist. (...) Nach den derzeit verfügbaren Daten hatten wir in der Türkei bis Ende 2018 eine Rückverfolgbarkeit von 45 Prozent für unsere Haselnüsse erzielt." Kinderarbeit kann Ferrero also nicht ausschließen.

Auch bei anderen Zutaten wie beispielsweise Palmöl nutzt Ferrero seine Marktmacht, um möglichst günstige Rohstoffe einzukaufen. Darunter leiden die Arbeiter, aber auch die Umwelt.

Künstliche Aromen geben typischen Geschmack

Auch bei der Zusammensetzung ist nicht alles so, wie es zunächst scheint. Der Riegel Yogurette wirbt vor allem mit den Zutaten Joghurt und Erdbeeren, doch in 125 Gramm Yogurette stecken in Wahrheit nur 6 Gramm Joghurt und 3 Gramm Erdbeeren. Der Geschmack der Erdbeeren wird beispielsweise intensiviert, indem sie gefroren und anschließend vakuumiert werden. Durch diese spezielle Technik sowie Joghurtpulver und Aroma wird der Geschmack konzentriert.

Bildnummer: 50221802 Datum: 29.03.2003 Copyright: imago/Lem
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Auf der Verpackung sind Joghurt und Erdbeeren abgebildet, in einem Riegel selbst ist nur wenig davon enthalten.bild: imago

Bei all seinen Produkten setzt Ferrero solche speziellen, künstliche Aromen ein, die jedem Produkt den typischen Geschmack geben. So spart das Unternehmen erneut Geld für teure Zutaten.

Außerdem wirbt Ferrero speziell bei seinen Produkten aus der "Kinder"-Linie wie beispielsweise Milch-Schnitte und Schoko-Bons mit Milch und guten Inhaltsstoffen. Der Konzern versucht so, seine Produkte einigermaßen gesund erscheinen zu lassen. Auf allen Verpackungen sind Milchgläser abgebildet, da Milch ein gutes Image hat. Es stecken zwar tatsächlich Bestandteile wie Calcium und Magnesium in den Produkten, aber durch extrem viel Zucker und Fett haben sie auch besonders viele Kalorien. Letztendlich braucht Ferrero die Milch also vor allem zum Marketing.

Piemont-Kirsche aus Baden-Württemberg

Und eine weitere Entdeckung macht die Dokumentation: Ferrero bewirbt sein Produkt "Mon Chéri" im deutschsprachigen Raum mit der Piemont-Kirsche, die es gar nicht gibt. In Piemont in Italien werden nämlich kaum Kirschen angebaut. Eigentlich kommt die Kirsche für den Kern der Praline aus Baden-Württemberg. Ferrero gibt seinem Produkt durch diese Vermarktung aber einen Hauch von Exklusivität.

Ergebnis der Doku: Ferrero produziert Massenware, schafft es durch eine perfekt geplante Vermarktung aber, die Produkte besonders erscheinen zu lassen. Der Konzern arbeitet dabei auch mit einer künstlichen Verknappung, so sind Produkte wie Mon Chéri beispielsweise in den warmen Monaten nicht erhältlich, stattdessen werden im Sommer Giotto und Raffaelo beworben.

(pas)

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