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Lehrerpräsident findet neue Corona-Maßnahmen an Schulen unzureichend

EIne Maskenplficht in Schule gilt nur unter bestimmten Bedingungen.
EIne Maskenplficht in Schule gilt nur unter bestimmten Bedingungen.Bild: iStockphoto
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"Verlängerte Weihnachtsferien sind Symbolpolitik": Lehrerpräsident über Corona-Maßnahmen an Schulen

26.11.2020, 14:5127.11.2020, 07:13
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Nachdem vergangene Woche die Bund-Länder-Konferenz ergebnislos blieb und weder Verschärfungen noch Lockerungen der Maßnahmen beschlossen wurden, gibt es nun deutlichere Ansagen. Stundenlang berieten sich Bund und Länder diesen Mittwoch, um im Anschluss einen neuen Fahrplan vorzulegen.

Nötig war er allemal, besonders für den Schulbetrieb. Anfang November hieß es vom Deutschen Lehrerverband (DL), dass sich mehr als 300.000 Schülerinnen und Schüler in Quarantäne befänden. Viele Schulen mussten ihre Pforten schließen. Entsprechend gab es in Bezug auf die Schulen jede Menge Fragen: Gibt es bald eine Maskenpflicht im Unterricht? Folgt ein Schichtsystem für Schüler – ein Teil bleibt zu Hause, ein anderer geht in die Schule? Werden die Weihnachtsferien vorgezogen?

All das ist, zumindest vorläufig, beantwortet worden. Kurzum: Die Weihnachtsferien beginnen fast überall gleichzeitig am 19. Dezember, Schulen bleiben bis dahin weiterhin offen. Eine Maskenpflicht im Unterricht gilt ab der 7. Klasse, ist aber abhängig von den regionalen Corona-Zahlen. "Deutlich mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner" soll laut Papier der Grenzwert sein, ab dem die Maßnahmen greifen. Was "deutlich mehr" genau bedeutet, wird jedoch nicht näher erläutert.

Außerdem müssen sich positiv getestete Schüler unverzüglich in eine fünftägige Quarantäne begeben. Folgt darauf ein negativer Test, geht’s zurück in die Schule.

Eine schöne Entwicklung

Der Präsident des DL, Heinz-Peter Meidinger, findet die Beschlüsse zunächst positiv. "Endlich werden wieder Hygieneschutzmaßnahmen an Schulen ans Infektionsgeschehen in den jeweiligen Regionen gekoppelt", sagt er im Gespräch mit watson. Es sei ein Fehler der Kultusministerkonferenz und vieler Bundesländer gewesen, "unabhängig von explodierenden Inzidenzzahlen am Präsenzunterricht festzuhalten". Schließlich reiche es nicht aus, sich nur auf festgestellte Infektionen in Schulen zu konzentrieren. Meidinger sagt:

"Besonders, wenn man weiß, dass sich steigende Infektionszahlen auch in einer wachsenden Zahl von Kindern an Schulen spiegeln, deren Infektion nicht erkannt wird, weil sie asymptomatisch verläuft, die aber trotzdem infektiös sind."

In Bezug auf die Maskenpflicht hätte sich der DL gewünscht, "dass sie dann im Unterricht ab der 5. Klasse gilt" – und dass bei höheren Fallzahlen auch an Grundschulen Masken verpflichtet werden. Dennoch seien die Beschlüsse ein Schritt nach vorn. Besonders für Berlin, Sachsen und Thüringen, wo es vorher keine Maskenpflicht in den Schulen gab. Meidinger freut sich auch, dass die Kultusminister den Schulen einräumten, Mindestabstandsregeln in Form von Wechselbetrieb im Unterricht wieder einzuführen.

Zur Info: Vergangene Woche hatten die Minister das konsequent abgelehnt.

Nicht alles positiv

Neben viel Lob findet Meidinger auch kritische Worte zu den Beschlüssen:

"Negativ ist, dass dies eine bloße Kann-Bestimmung ist, die ins Belieben der Bundesländer gelegt worden ist. Auch erscheint uns der Richtwert von 200 für einen entsprechenden Handlungsbedarf als sehr hoch gegriffen, er liegt um das Vierfache über den entsprechenden Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts."

Bedauerlich sei ebenfalls, dass die Problematik der Lüftungskonzepte und Raumfilteranlagen kein Thema war. Hinsichtlich der Aerosole in geschlossenen Räumen ist das ein wichtiger Punkt. "Die Verlängerung der Weihnachtsferien um wenige Tage sehen wir eher als Symbolpolitik, die wenig Effekt bei der Pandemieeindämmung haben wird, allerdings konkrete negative Auswirkungen auf Eltern und Schulen."

Das bedeutet: Angesetzte Klausuren müssten etwa ins neue Jahr verschoben werden, wo sich dann Testtermine ballen würden. Viele Eltern wüssten noch nicht, wie sie dann die Betreuung ihrer Kinder sicherstellen.

Die Maßnahmen werden ab dem 1. Dezember in Kraft treten und vermutlich bis Anfang Januar andauern. Zwischenzeitlich werden Merkel und die Ministerpräsidenten sich in Anbetracht des Infektionsgeschehens allerdings weiterhin beraten, ob die Maßnahmen ausreichen. Denn über eins sind sich Bund und Länder einig: Die Schulen sollen um jeden Preis geöffnet bleiben.

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