Vor dem Hintergrund von Corona zu heiraten,ist keine leichte Entscheidung.Bild: Getty Images / 4X-image / picture alliance / VisualEyze / Montage watson
Familie & Freunde
Ein großes Fest mit zahlreichen Gästen feiern? In Zeiten von Corona unmöglich. Die Krise wirft auch die Hochzeitspläne etlicher Paare durcheinander. Da stellt sich die Frage: trotzdem heiraten oder lieber verschieben?
Jawort mit Mundschutz? In Zeiten von Corona
durchaus denkbar. Doch so weit kam es bei Marlena und Sebastian
Sternberg dann doch nicht. Denn in ihrem Standesamt im Hamburger
Stadtviertel Eimsbüttel trennte sie schließlich eine Plexiglasscheibe
von der Beamtin. Die weißen Mund-Nase-Masken bestickt mit "Mr" und
"Mrs" trug das Paar nur für das Foto nach der Trauung.
Große Hochzeitsfeiern allerdings sind in der Corona-Krise undenkbar.
Wer kirchlich heiraten wollte, muss meist umplanen – denn viele
Bistümer haben Trauungen erst einmal verschoben. Selbst der Vorschlag
der Deutschen Bischofskonferenz zur schrittweisen Lockerung der
Corona-Maßnahmen in der Kirche legt eine Verschiebung der Zeremonie
nahe.
Termine auf dem Standesamt können zwar weiterhin wahrgenommen
werden, doch man müsse sich auf eine schlichtere Zeremonie
einstellen, sagt Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen
Städtetages. "Das Virus verdrängt die Romantik." Außer dem Brautpaar
dürften nur noch die Trauzeugen dabei sein, in manchen Standesämtern
ist selbst das verboten.
Die Lockerungsbemühungen der vergangenen Tage haben inzwischen dazu geführt, dass manche Standesämter wieder mehr Gäste zulassen. In München etwa dürfen zusätzlich zum Brautpaar zwei weitere Menschen mit in den Trausaal.
Heiraten ohne Gäste
Die Trauung im Kreis der engen Familie, ein anschließender
Sektempfang – all das war für die Sternbergs plötzlich nicht mehr
möglich. Das Paar aus dem Norden entschied sich trotz der Umstände,
am geplanten Termin zu heiraten. Bei der Zeremonie war das Brautpaar
alleine im Trauzimmer. Nur die Standesbeamtin und ein weiterer
Beamter, der Trauzeuge gespielt hätte, seien dabei gewesen. "Das hat
jetzt halt wirklich niemand mitgekriegt, wie wir Ja gesagt haben."
Für sie sei das sehr komisch gewesen, erzählt die 26 Jahre alte
Marlena Sternberg. Auch dass sie anschließend nicht mit der ganzen
Familie feiern konnten. "In dem Augenblick war es nicht so toll, aber
jetzt mittlerweile finde ich es eigentlich ganz witzig", sagt sie.
Und betont:
"Uns ist in erster Linie wichtig, dass wir beide zueinander Ja sagen"
Marlena Sternberg
Letztendlich zähle eben das Brautpaar, so viel man auch
drumherum plane.
Solche Bilder wie dieses hier aus Russland werden wir wohl noch länger sehen. Heiraten ja, aber bitte mit Mundschutz.Bild: TASS / Mikhail Tereshchenko
Eine Hochzeit vor leeren Stühlen kam für Sabrina Kopp und Fabian
Bühler hingegen nicht in Frage. Ihren Termin im Standesamt eines
Ulmer Vororts hätten auch sie wahrnehmen können. "Aber so haben wir
es uns einfach nicht vorgestellt", erzählt die zukünftige Braut. Das
Paar hat deshalb die Trauung und auch die anschließende Feier von
Ende Mai auf Ende August verschoben. Etwa ein Drittel aller Paare hat
es ihnen laut Dedy gleichgetan und den Termin auf dem Standesamt
verlegt.
Hochzeiten nicht per se verboten
Kopp hofft, dass sie an dem neuen Termin im August auch mit
Risikogästen mit gutem Gewissen feiern kann. Ganz sicher ist das aber
noch nicht: "Das kann natürlich sein, dass wir uns noch einen Plan C
überlegen müssen", sagt die 27-Jährige.
Kanzleramtschef Helge Braun
(CDU) hatte Mitte April zumindest davon abgeraten, Familienfeste wie
etwa Hochzeiten für den Sommer zu planen. "Die Gefahr, dass man sie
kurzfristig wieder absagen muss, weil das Virus noch den ganzen
Sommer über im Land sein wird, ist einfach zu groß."
Braun sagt
außerdem: "Wenn man eine Veranstaltung macht mit 150 Gästen aus dem
ganzen Bundesgebiet, dann ist das aus der Sicht des
Infektionsgeschehens momentan auch nicht gut."
Wirklich verboten sind indes bis Ende August nur Veranstaltungen ab
1000 Teilnehmern. "Da Hochzeiten per se jedoch keine
Großveranstaltungen sind, bleibt abzuwarten, wie die Entscheidung
dafür ausfällt", kommentiert der Bund Deutscher Hochzeitsplaner. Der
Verband hofft auf eine baldige Lockerung der Regelungen, habe für Mai
und Juni geplante Hochzeiten aber bereits verschoben.
Viel Stress und viele Emotionen
Ein neues Datum, eine neue Location, ein neuer Fotograf – ein
Großevent wie die Hochzeit zu verschieben, ist gar nicht so einfach.
Finanziell hätten die beiden Glück gehabt, erzählt die zukünftige
Braut Sabrina Kopp. Viele Dienstleister seien sehr kulant gewesen.
Aber die Situation sei trotzdem eine Herausforderung.
"Aktuell sind
das sehr viele Emotionen, die da mitspielen und auch sehr viel
Organisation und Ungewissheit und Unsicherheit. Entscheidet man
richtig, entscheidet man falsch? Ist Ende August jetzt vielleicht
doch zu früh oder nicht?"
Das alles wirkt sich auch auf das Gemüt aus.
Kopp stellt fest:
"Die Vorfreude ist auf jeden Fall weg und ich hoffe, dass sie irgendwann mal wiederkommt"
Sabrina Kopp
Zumindest am Ablauf und an der Location konnten die beiden
festhalten, aber richtig optimal sei der neue Termin eben nicht.
Sogar die Gravur der Ringe müssten sie ändern.
Auch Marlena und Sebastian Sternberg haben ihre große Feier
verschoben. Unter den geltenden Maßnahmen wären sie auch gar nicht zu
ihrem Veranstaltungsort in Dänemark gekommen. Denn die Grenzen sind
noch mindestens bis zum 10. Mai dicht – feiern wollten sie einen Tag
vorher. Nun ist es ein Termin im kommenden Jahr geworden, durch einen
Gutschein hatten die zwei keine Verluste. "Bei uns ist alles ganz
glimpflich ausgegangen", sagt sie.
Bangen muss das Paar aber noch um seine Flitterwochen. Im November
wollten die Sternbergs für zwei Wochen nach Bali. "Das ist jetzt halt
auch wieder so blöd, dass man da sitzt und denkt: Sagt man das jetzt
ab – beziehungsweise wird es abgesagt, kann man das überhaupt
machen?", sagt die Frischverheiratete. "Die ganze Vorfreude fehlt
irgendwie, wenn man nicht weiß, was man machen kann."
(lau/dpa)
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