Du bist Teil der Generation Scheidungskinder. Du bist die Schnittstelle und der Austragungsort unserer Eltern. Von dir werden Lösungen erwartet. Und das ein Leben lang. Denn bist du einmal Scheidungskind, bist du immer Scheidungskind.
Triffst du Menschen, deren Eltern noch zusammen sind, ist das schon etwas Besonderes. Diese Außenseiter deiner Generation kennen folgende zehn Situationen ganz sicher nicht:
Wenn du dich erstmal entschieden hast, ist das andere Elternteil traurig oder sauer. Na danke! Natürlich gibt es jedes Jahr eine Regelung. Heiligabend bei Mama, 1. Weihnachtsfeiertag bei Papa und andersherum. Blöd nur, wenn sie weit weg voneinander wohnen...
Wenn dich jemand fragt, wie viele Geschwister du hast, musst du erstmal ausholen: "Also, ich habe zwei richtige Geschwister von meinen Eltern. Meine Eltern haben wiederum jeweils Kinder mit neuen Partnern und Kinder aus alter Ehe. Das sind meinen Halb- und Stiefgeschwister. Ich nenne sie aber lieber Geschwister..."
Ja, cool! Das ist der große Scheidungskind-Mythos! Doppelte Geschenke bringen dir gar nichts. Vor allem nicht, wenn die Eltern nicht wissen, wofür du dich interessierst, weil sie quasi durchgehend mit sich selbst beschäftigt sind.
Tja, du musst dich ja eh ständig entscheiden, wo du die großen Jahresfeste wie Ostern und Weihnachten verbringst. Leider auch an deinem eigenen Geburtstag. Deshalb entscheidest du dich, ohne deine Eltern zu feiern. Mutige Trennungskinder feiern den Geburtstag im Anschluss zweimal nach.
Irgendwann kommen die großen Ereignisse wie Heiraten oder Kinderkriegen. Darüber machst du dir natürlich heute schon Gedanken. WER darf dabei sein? Bekommen meine Eltern es hin, auf dem gleichen Event zu sein? Und warum ist das eigentlich mein Problem?
"Nur weil du meine Mutter/ meinen Vater nicht siehst, heißt es nicht, dass ich keine/n habe." Ob du diese Wahrheit nun laut aussprichst oder dir bloß wütend denkst: Die neuen Partner der Eltern werden nie den Platz der Original-Eltern einnehmen können. Müssen sie auch gar nicht!
Das gibst du dir nicht mehr. Du willst alles besser machen und so früh wie möglich ein eigenes Leben starten, also ziehst du aus.
– und verschickst Urlaubs- und andere Eventfotos immer in beide Gruppen. An guten Tagen wird der Text jeweils in einer abgeänderten Version verschickt.
Deine Eltern reden eh die ganze Zeit hinter dem Rücken über das andere Elternteil, um es schlecht dastehen zu lassen – warum erzählen sie uns dann, es sei "alles gut", und wollen uns vor allem bewahren? Du sagst (und forderst) immer die Wahrheit – so unangenehm und brutal sie auch sein mag. Außerdem IST NICHT ALLES GUT!
Wenn deine Eltern schon nicht miteinander reden, dann sagst du Papa auch, dass Mama die dritten Ohrlöcher erlaubt hat (oder dass man beim besten Freund schläft, statt dem Schwarm). Muss ja auch seine Vorteile haben.