Es gibt diese Perlen der Sonntagnachmittag-dein-Burger-deine-Jogginghose-Unterhaltung, die irgendwie an uns vorbeigezogen sind. Weil wir damit beschäftigt waren, uns vor der 7. "Game of Thrones"-Staffel noch mal mit den vorherigen 6 auf Stand zu bringen. Weil es schnell gehen musste und wir dann doch zum Putzen "Friends" reingehauen haben.
Deswegen präsentieren wir an dieser Stelle unterschätzte Serien, die immer gehen. Diesmal:
Die Serie in einem Satz: Eleanor ist nach ihrem Tod im Himmel gelandet. Dabei war sie auf der Erde ein Assi.
Zu Beginn der Serie erfährt Eleanor (Kristen Bell), dass sie tot ist: Und nun entweder zum guten Ort kommt, oder zum bösen, ein klassisches Himmel- oder Hölle-Szenario. Eleanor hat Glück, ihre Karma-Punkte reichen. Sie kommt in den "Good Place".
Die offizielle Begründung: Sie war zu Lebzeiten Anwältin, die unschuldig zum Tode Verurteilte gerettet hat, also eine Top-Kandidatin. In Empfang genommen wird sie von Michael (Ted Danson), dem engelsgleichen Schöpfer und Architekten des "Good Places". Michael ist so großväterlich, wie man sich einen Engel vorstellt: um die 60, Typ Bürokrat mit einer Schwäche für Frozen Yoghurt.
Wie Eleanors Schicksal berechnet wurde? Die Mächte in Himmel und Hölle haben mitgezählt und für gute Taten Punkte vergeben. Michael: "Kennt ihr diese Menschen, die die Spur schneiden und sich denken, 'Ah, wen interessiert's, niemand schaut zu'? Wir haben zugeschaut. Überraschung!"
Friede, Freude, Frozen Yoghurt also? Ähm, nicht ganz. Denn Eleanor gehört nicht in den "Good Place". Eleanor war auf der Erde ein egoistischer Proll, der seine Freunde ausgenutzt und Magazine mit konstruktiven Titeln wie "Berühmte Babys mit katastrophalen Schönheitsoperationen" gelesen hat.
Willkommen im "Good Place", wo alles genau auf die Belange der Bewohner abgestimmt ist. Fortan lebt Eleanor also das Leben der asketischen Menschenrechtsanwältin, was sie sehr nervt und den Zuschauer sehr freut.
In den "Bad Place" will Eleanor nämlich auch nicht.
Jeder Tag im Paradies also ein Krampf. Dass das alles so unterhaltsam und irgendwo auch glaubwürdig ist, liegt vor allem an Kristen Bell. Sie gibt den Assi-Single, der Samstagabends "Lonely gal margharita mix for one" kauft und hauptberuflich alten Menschen Placebo-Tabletten verkauft. Preise sind zwar nicht alles, aber Bell hätte eine Nominierung bei den Emmys in diesem Jahr mehr als verdient gehabt.
Mit "The Good Place" hat Produzent Michael Schur eine Comedy-Serie geschaffen, die sich – wenn man es gaaanz weit runterbricht – damit auseinandersetzt, was einen Menschen gut macht, ob ein Mensch das überhaupt sein kann und was das eigentlich ist: Gut.
Eleanor hat die besten Vorsätze, aber sie versagt ständig. Utilitarismus, Konstruktivismus, moralischer Partikularismus, solche Dinge laufen über ihr Hirn wie Öl über eine Murmel. Ohne einzudringen.
Wie für die meisten Menschen sind Vorsätze für Eleanor eine Art bessere Versprechen: Je öfter man sie bricht, umso länger halten sie. Aber so oft sie auch scheitert, sie gibt nicht auf. Nach dem Motto: Das Ziel ist fern, aber es gibt eins.
Wobei Eleanor auch mit weniger als dem Paradies zufrieden wäre, solange es nur nicht die Hölle ist:
"The Good Place" ist ein bisschen wie "Big Bang Theorie" mit Philosophie, allerdings einen Tacken besser.
Aber das ist nur die Oberfläche von "The Good Place". Was die Serie so besonders macht, ist ihre Unvorhersehbarkeit. Erinnert ihr euch an den Moment, als ihr erfahren habt, dass Darth Vader Lukes Vater ist? An den Moment, als rauskam, dass der Junge in “The Sixth Sense” tot ist? An den Moment in “Die üblichen Verdächtigen”, als ihr merkt, dass Verbal Kint eigentlich Keyser Söze ist?
Es sind die Sekunden, in denen sich dreht, was zuvor passiert ist – und das auch noch vollkommen logisch. Diese Momente: Das ist "The Good Place".