Leben
Interview

Kinder-Fotos auf Instagram: Wilson Gonzalez Ochsenknecht zeigt das Problem

Wilson Gonzalez Ochsenknecht mit einem Lätzchen für den guten Zweck.
Wilson Gonzalez Ochsenknecht mit einem Lätzchen für den guten Zweck.foto: Delia Baum
Interview

Projekt zeigt, wie fatal es sein kann, Kinderfotos auf Social Media zu posten

25.03.2019, 18:44
Mehr «Leben»

Eltern sind stolz auf ihre Kinder. Und das stellen sie gerne zur Schau. Häufig passiert das im Internet auf Instagram oder Facebook. Eltern posten ihre Kinder ohne Unterlass, ohne dass ihre Kleinen in der Lage sind, überhaupt ihre Erlaubnis zu geben.

Die Bloggerin und Moderatorin Toyah Diebel wollte vor zehn Monaten etwa auf die Privatsphäre von Kindern aufmerksam machen und photoshoppte ihr Gesicht auf die Bilder von Kindern, die sie im Netz fand.

Wütende Eltern sorgten dafür, dass ihr Instagram-Account daraufhin gesperrt wurde. (watson berichtete)

Doch Toyah hat das Thema anscheinend nicht losgelassen, und so hat sie sich was einfallen lassen.

"DEIN KIND AUCH NICHT." heißt das Projekt. Sie und Schauspieler Wilson Gonzalez Ochsenknecht ließen sich in Situationen ablichten, in denen eigentlich nur Kinder fotografiert werden. Auf der Website können Leute auch Bilder von sich selbst posten.

Das ist Toyah:

Bild

Wir haben mit Toyah über das Projekt gesprochen und warum sie nicht genug davon hat, sich mit postwütigen Eltern anzulegen.

watson.de: Wie fies können eigentlich Eltern sein?
Toyah Diebel: Eltern sind wie Löwen und wollen ihr eigenes Kind schützen. Dazu kommt, dass viele nicht zugeben können, dass sie in der Erziehung etwas falsch gemacht haben. Ich hatte offensichtlich nicht davon genug, mich mit ihnen auseinanderzusetzen. Ich finde das Thema so unglaublich wichtig, weil sich im Hinblick auf Persönlichkeitsrechte von Kindern noch nichts passiert ist.

Du unterscheidest in verschiedenen Kategorien bei Kinder-Bildern?
Einmal gibt es Bilder, die ihre Kinder in der Privatsphäre zeigen: Das Kind beim Schlafen, beim Weinen, auf dem Töpfchen, in der Badewanne, im Kinderzimmer, also an seinem Rückzugsort.

Dann gibt es noch die Kategorie Inszenierung. Da werden Kinder besonders fotogen hingesetzt, was ich absolut verurteile. Besonders im Zusammenhang mit einer Vermarktung durch Kooperationspartner. Das ist nichts anderes als Kinderarbeit.

Und als drittes gibt es noch die Zweckentfremdung. Wir finden Kinder vielleicht süß, doch Leute mit pädophilen Neigungen finden das nicht nur süß und werden dem was anderes abgewinnen. Diese Menschen können aber ohne Probleme die Bilder deines Kindes speichern und sogar noch drunter kommentieren. Wenn ich einkaufen wäre mit meiner zweijährigen Tochter und dann kommt ein fremder Mann und sagt zu ihr: "Du bist ja süß, du hast aber ein schönes Kleid an." Dann würde ich mein Kind vor ihm schützen. Wenn er das im Internet macht, dann freuen wir uns über den Kommentar?

Warum funktionieren denn Bilder von Babys und Kleinkindern so gut auf Instagram?
Babys, also nicht nur Menschen-Babys, sondern auch Welpen oder Katzenbabys findet man einfach süß. Es hat etwas Reines.

Aber warum will man sehen, wie eine Mutter ihr Kind füttert? Da kann man sich auch süßere Bilder im Internet anschauen.
Ich glaube, Menschen sind sehr voyeuristisch. Promis auf dem roten Teppich interessieren niemals so sehr wie Promis zu Hause. Je intimer, desto besser und umso mehr Likes gibt es. Hochglanzbilder von Kindern holen niemals so viele Likes wie die, die in einem privaten und reinen Moment entstanden sind.

Was sagst du zu den Videos, in denen sich Eltern über ihre Kinder lustig machen?
Das finde ich schlimm. Klar kann sich niemand davon befreien, zu schmunzeln, wenn ein süßes Kind Scheiblettenkäse ins Gesicht geworfen bekommt. Ist es aber richtig, dass es online ist? Was ist, wenn das Video in fünf Jahren immer noch kursiert und die anderen Schüler es "Käse-Baby" nennen? Wir werden es erst in paar Jahren erfahren, was es mit den Kindern anstellt, wenn ihre ganze Identität schon im Netz vorhanden ist.

Viele Jugendliche gehen heute schon sensibler um mit Bildern von sich im Netz. Sie posten häufig weniger als ihre Eltern. Glaubst du, dass viele Kinder sich später an ihren Eltern rächen werden, zum Beispiel durch Sammelklagen?
Das glaube ich auf jeden Fall. Stell dir vor, deine Eltern stellen ein Bild von dir als Kind auf dem Topf in Netz und du wirst ein weltberühmtes Meme. Das würde keiner wollen.

Das könnte dich auch interessieren:

Alle Storys anzeigen
Pilotstudie zur Vier-Tage-Woche: Unternehmen ziehen positive Bilanz

Weniger arbeiten, bei gleichbleibendem Gehalt? Das ist der Traum vieler. Die meisten Angestellten in Deutschland in Vollzeit müssen mindestens fünf Tage die Woche arbeiten. Doch die Vier-Tage-Woche geriet in den vergangenen Jahren vermehrt in den Fokus der öffentlichen Debatte. Es gibt bereits einige wenige Menschen, die aktuell hautnah erleben, wie sich die Vier-Tage-Woche auf ihr Leben und das Unternehmen auswirkt.

Zur Story