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Weihnachten

Weihnachten: Warum ich lieber alleine feier

Weihnachten komplett alleine war die beste Entscheidung, die ich je traf

Bild: E+/collage
Weihnachten
Die Feiertage komplett alleine zu verbringen klingt einsam, war aber die beste Entscheidung, die ich je traf.
22.12.2018, 11:2430.01.2019, 16:52
Yasmina Banaszczuk
Yasmina Banaszczuk
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Im Wohnzimmer läuft leise “Winter Wonderland” von Dean Martin und die Lichterketten auf dem geschmückten Tannenbaum geben warmes Licht ab. Auf dem Tisch stehen Plätzchen, in der Küche stapeln sich Zutaten für ein leckeres Weihnachtsessen. Schön verpackte Geschenke warten darauf, aufgemacht zu werden. Weihnachten.

Die für viele wohl wichtigsten Feiertage im Jahr sind meistens alles andere als besinnlich. Manchmal fängt es schon beim letztmaligen Einkaufen an Heiligabend selbst an (so. viele. Menschen!), steigert sich dann über den Nachmittag mit einer stressigen Anreise zu den Eltern (jetzt beeil dich doch mal), und gipfelt in dem obligatorischen Besuch der Weihnachtsmesse (Weihrauch, schreiende Kinder, Hunger). Die Erwartungen an ein perfektes Fest sind meist hoch – zu hoch.

Spätestens nach dem Weihnachtsessen oder der Geschenkeübergabe wird sehnsüchtig zum Schnaps gegriffen, andere ziehen sich erleichtert in ihre Zimmer zurück, um dem Familienstreit zu entgehen. Wieder einen Tag überstanden. Morgen dann zum anderen Teil der Familie.

Weihnachten – ein schwelender Dauerstreit

Ich liebe Weihnachten, versteht mich nicht falsch – aber die Tatsache, dass die Feiertage für mich als Kind meist nur den schwelenden Dauerstreit der getrennten Eltern hat eskalieren lassen, prägte die Weihnachtszeit eher negativ. Wenn in der Adventszeit kitschige Werbung mit glücklichen Familien lief, musste ich weinen.

Warum konnten alle diese Zeit so genießen, nur wir nicht? Warum gab es überall anders so viel… Liebe? Später dann, als ich erwachsen und ein bisschen weniger naiv war, erkannte ich: Weihnachten ist alles andere als perfekt, und das ist vollkommen ok. Auch in anderen Familien gibt es mal Zank und Zoff, auch bei guten Freundinnen sind die Tage stressig.

Mit meiner eigenen Familie feier ich schon lange nicht mehr, also fand ich Alternativen. Gute Freundinnen und damalige Partner boten mir an, mich zu ihren Familien, zu ihren Feierlichkeiten, mitzunehmen. Lange Zeit fand ich so neue Wahlfamilien, feierte jedes Jahr mit meinen Liebsten.

Doch so schön das war: Das leise Gefühl, ich würde mich einschleichen, blieb. Schon Wochen im Voraus fragen zu müssen, mit wem ich die Tage verbringen durfte, stresste mich. Diese Art der Abhängigkeit setzte mich unter Druck, nagte an meiner Lust auf die Weihnachtstage. Keine Liebsten, mit denen ich Weihnachten verbringen könnte, kam für mich keiner Liebe gleich.

Wenn ich niemanden finden würde, der oder die mich mit in ihren Kreis schloss, hieß das wohl, dass mich niemand liebte. So zumindest meine verquere Logik.

Mal anders denken

Letztes Jahr dann war mir dieser Druck zu viel. Ich beschloss, die Weihnachtstage komplett alleine zu verbringen. Ja, ich hätte mit Freundinnen feiern können, ja, es wäre auch schön gewesen. Doch wovor hatte ich eigentlich solche Angst? Alleine zu sein? Mit mir selbst? Was ein Quatsch. Und um ganz ehrlich zu sein: Ein bisschen wollte ich auch einfach nur meine Ruhe.

Mit einer Mischung aus Trotz und Hoffnung verkündete ich daher, dass ich alleine feiern würde. Ich plante ein Festessen nach meinen Wünschen, überlegte mir mit welchen Spielen und Filmen ich die Feiertage verbringen würde. Ich schmückte meine Wohnung nach allein meinem Geschmack und schlief aus.

Drei Tage lang musste ich keinerlei Erwartungen oder Verpflichtungen erfüllen, und als ich am ersten Weihnachtstag mittags Lust auf Glühwein hatte, trank ich einfach welchen. Auf langen Spaziergängen mit meinem Hund merkte ich, wie menschenleer Berlin war. Im gesamten Häuserkomplex meiner Wohnung brannte nur in einer anderen Wohnung Licht. Es war, als gäbe es nur mich, meinen Hund und sonst niemanden. Freundinnen, mit denen ich telefonierte, wirkten Lichtjahre entfernt.

Ich war alleine, ja.

Aber einsam? Nein.

Wenn ich heute darüber nachdenke, dann blicke ich mit warmen Herz auf diese Tage zurück. Statt traurig alleine zwischen zwei Weihnachtsfeiern in der Wohnung zu sitzen und zu weinen, genoss ich die Zeit mit mir selbst. Mit Freundinnen tauschte ich Sprachnachrichten, Fotos und Videos aus, hatte so Teil an ihrem Fest – aber eben wann und wie ich das wollte. Und die einzige Person, auf die ich Rücksicht nehmen musste, war Ich.

Eine kleine Revolution, die mich mir selbst näher brachte! Insofern stellte sich meine größte Angst, an Weihnachten ungeliebt zu sein, als vollkommen überflüssig heraus: Ich wurde geliebt, und nicht zuletzt von mir selbst. Manchmal ist das genug. Das bedeutet nicht, dass ich nun jedes Jahr über die Feiertage untertauchen werden – sondern eben nur, dass ich die Wahl habe. Kein verqueres Bild des Weihnachtsfests kann daran etwas ändern. Das entspannt. Und macht glücklich.

Frohe Weihnachten!

Ein Weihnachtsfan gegen Weihnachtshater:

Video: watson/Helena Düll
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