Mehr Spaß im Bett, wenn ihr auf den Orgasmus verzichtet? Das zumindest verspricht der Sex-Trend "Karezza". Indem Mann und Frau ganz bewusst den Orgasmus aussparen, soll eine innigere, lustvollere Beziehung und ganz neue sexuelle Erfahrung entstehen.
Das klingt ja erstmal gar nicht schlecht. Doch wie soll das bitte funktionieren, sich den Orgasmus einfach zu verkneifen?
Der Orgasmus gilt vielen Menschen als Ziel beim Sex. Doch gleichzeitig setzt das viele Frauen – und auch Männer – unter Druck, stets performen zu müssen. Beim Karezza-Sex fällt dieser Druck weg und ermöglicht somit beiden Partnern, sich voll und ganz auf den anderen sowie die eigene Erregung zu konzentrieren.
Vom italienischen Wort "carezza" stammend, was so viel wie "Liebkosung" und "Streicheln" bedeutet, geht es beim Karezza-Sex darum, zärtlich zueinander sein, sich zu spüren und eine innige Verbindung miteinander einzugehen, statt auf das Ziel Orgasmus, im wahrsten Sinne des Wortes, hinzuarbeiten. Dazu baucht es allerdings einiges an Training und vor allem das richtige Setting. Seid also nicht enttäuscht, wenn es beim ersten Mal nicht direkt klappt. Experten empfehlen eine Art Karezza-Kur: Erstmal drei Wochen lang auf den Orgasmus verzichten und dann die Karezza-Methode in das "normale" Sexleben integrieren.
Bevor es losgeht, sollten sich beide Partner ganz aktiv auf den Gedanken einlassen, nicht auf den Orgasmus hinzusteuern. Schafft euch eine intime und gemütliche Atmosphäre, in der sich beide wohlfühlen und fallen lassen können. Eine WG, in der jederzeit der Mitbewohner reinplatzen könnte, ist also denkbar unpraktisch. Plant zudem genug Zeit ein, denn mit dem Karezza-Sex ist es nicht in fünf Minuten getan. Es wird empfohlen, sind mindest zwei Stunden füreinander zu nehmen.
Beim Karezza gibt es bewusst kein Vorspiel, denn hier gehört alles zum Hauptakt. Dieser beginnt damit, dass ihr euch nackt gegenübersetzt oder hinlegt und dem anderen sagt, was ihr an ihm liebt und für ihn empfindet. Indem ihr all eure Gefühle mitteilt, öffnet ihr euch mental. Dabei ist Augenkontakt ganz wichtig. Aber auch anfassen ist natürlich erlaubt: Streichelt oder massiert euch zärtlich, fühlt den Herzschlag des anderen und spürt, wie langsam Erregung in euch beiden aufsteigt.
Wenn sich dann beide bereit fühlen, kann es losgehen. Dabei gilt beim Karezza, dass das Eindringen möglichst langsam geschehen sollte. Spürt ganz bewusst, wie ihr miteinander verschmelzt. Wichtig ist auch die richtige Position: Ihr solltet auf jeden Fall Augenkontakt haben können. Zudem bietet sich eine Position an, bei der man sich gegenseitig gut in seinen Bewegungen steuern kann, sollte man kurz vor dem Orgasmus sein. Die Missionars- oder Reiterstellung sind für Anfänger also optimal.
Habt ihr für euch eine passende Stellung gefunden, geht es nun darum, beim Karezza aktiv eure Erregungskurven zu steuern. Wie beim normalen Sex bewegt, küsst und streichelt ihr euch – doch jedes Mal, wenn ihr das Gefühl bekommt, gleich einen Orgasmus zu haben, arbeitet ihr gezielt dagegen an. Dies schafft ihr zum Beispiel durch gezielte Atemtechniken oder An- oder Entspannung eures Körpers. Ja, Karezza erfordert einiges an Training und Körperbeherrschung! Zudem könnt ihr euren Partner zärtlich mit den Händen zum Stoppen bringen. Indem ihr eure Erregungskurven aktiv steuert, soll ein orgastischer Gesamtzustand enstehen – für beide.
Klar ist, dass Karezza-Sex ein inniges Vertrauen voraussetzt, denn nur so kann man sich voreinander öffnen. Statt für das erste Date bietet es sich also vor allem für Paare an, die gerne etwas Neues ausprobieren möchten. Denn nicht oft ist der Sex nach Jahren zur Routine geworden oder sogar fast ganz verschwunden. Karezza soll ihnen ermöglichen, eine neue Art der Verbindung einzugehen und mehr Schwung ins Sexleben zu bringen. Einen Versuch ist es also wert, oder? Denn das Schlimmste, was passieren kann, ist schließlich ein Orgasmus.
Aber Achtung: Orgasmus hin oder her – ein Kondom solltet ihr zum Schutz trotzdem verwenden. Denn Safety bleibt immer first.