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Long-Covid: Betroffene erzählen, wie es ihnen Monate nach ihrer Infektion geht

Auch viele junge Menschen leiden noch Monate nach ihrer Infektion mit dem Coronavirus unter den Spätfolgen. (Symbolbild)
Auch viele junge Menschen leiden noch Monate nach ihrer Infektion mit dem Coronavirus unter den Spätfolgen. (Symbolbild)Bild: Stone RF / Rieko Honma
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"Es ist ein Kampf an vielen Fronten" – Long-Covid-Betroffene sprechen über die Folgen ihrer Infektion

27.04.2021, 09:1427.04.2021, 13:13
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"Das einzige, was ich mache, ist zu Ärzten laufen, mich irgendwie durchkämpfen und versuchen, dass mich jemand hört", sagt Carina. Zwischen den Diskussionen um Impfungen, den Streits um Öffnungsstrategien und den Debatten um Infektionszahlen gehen Menschen wie sie unter: Menschen, die an Covid-19 erkrankten und auch Monate später nicht gesund sind.

Diese ganz verschiedenen anhaltenden Beschwerden nach einer Infektion heißen Long-Covid oder Post-Covid. Die häufigsten Long-Covid-Symptome sind Müdigkeit und eine geringere Belastbarkeit, Schmerzen in Muskeln und Gelenken, Riech- und Geschmacksstörungen sowie Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen. Genaue Zahlen darüber, wie viele Menschen betroffen sind, gibt es laut Robert-Koch-Institut derzeit nicht. Aus Daten des National Institute for Health Research in England geht hervor, dass bei etwa 40 Prozent der Menschen, die im Krankenhaus behandelt wurden und bei 10 Prozent der Patienten mit einem milden Krankheitsverlauf die Symptome länger als vier Wochen andauern.

Experten warnen davor, dass die Langzeitfolgen aktuell drastisch unterschätzt werden. Bei einer Bundespressekonferenz im März sagte Gesundheitsexperte Karl Lauterbach: "Das Long-Covid-Syndrom, über das wir viel zu wenig sprechen, wirkt wie ein Krankheits-Tsunami für die junge Altersgruppe. Wir müssen auf der Grundlage neuer Studien davon ausgehen, dass bis zu zehn Prozent derjenigen, die in der Altersgruppe 30 bis 50 erkranken, bleibende, zumindest für längere Zeit bleibende Schäden haben." Zum jetzigen Zeitpunkt gebe es keine gute Behandlungsmöglichkeit.

Watson hat mit vier jungen Menschen gesprochen, die auch Monate nach ihrer Infektion mit Covid-19 noch unter den Spätfolgen leiden. Sie können nicht arbeiten, vergessen Wörter, haben Schmerzen. Und sie sind erschöpft – körperlich, aber auch psychisch. Und erschöpft davon, nicht gehört und nicht ernst genommen zu werden. Da sie Angst davor haben, angefeindet zu werden oder keinen neuen Job zu finden, bleiben sie anonym.

Annica R.: "Ich kann meinen Traum nicht leben, weil ich mich mit Corona infiziert habe"

Sie spürt einen Schlag im Kopf, kann plötzlich nicht mehr sprechen, zittert. Annica sitzt gerade mit ihrer Familie am Tisch beim Essen. Ihre Eltern rufen den Krankenwagen, als der ankommt, liegt Annicas Sauerstoffsättigung nur noch bei 60 Prozent – normal sind Werte um 95 Prozent. Die Sanitäter vermuten einen Schlaganfall. Doch als sie mit Annica im Krankenhaus ankommen, geht es ihr wieder gut.

Annica infizierte sich im März 2020.
Annica infizierte sich im März 2020.bild: privat

Annica ist 20, sie macht eine Krankenpflege-Ausbildung, treibt fünf bis siebenmal pro Woche Sport. Dann infiziert sie sich im März 2020 mit Covid-19. Sie hat Fieber, verliert Geschmacks- und Geruchssinn, ist erschöpft. Nach eineinhalb Wochen geht es ihr eigentlich wieder gut. Sie arbeitet wieder und liest einige Zeit später, dass Genesene gesucht werden, die Antikörper spenden. "Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, dass das für mich vielleicht nicht so gut sein könnte", sagt sie. Doch sie kollabiert während der Spende. "Ab da ist alles schlechter geworden." Ob die Spende wirklich der ausschlaggebende Punkt war, weiß man nicht. Annica ist nach der Spende so schwach, dass sie nicht mal das Haus verlassen kann, um einige Schritte zu gehen.

"Es war ein schreckliches Gefühl, als würde ich die Kontrolle über meinen Körper verlieren."

Irgendwann wird es besser und Annica arbeitet wieder. "Nach einer Schicht hat mich eine Schwester gefragt, ob alles in Ordnung ist. Sie meinte, dass ich mir nichts mehr merken könne. Ich wollte das nicht wahrhaben. Aber die Tage danach ist mir aufgefallen, dass es immer schlimmer wurde. Ich konnte mir wirklich nichts mehr merken", erzählt sie.

Dann kommt der Tag, an dem sie zum ersten Mal einen Schlag im Kopf spürt. "Es war ein schreckliches Gefühl, als würde ich die Kontrolle über meinen Körper verlieren. Und niemand konnte mir sagen, was passiert ist." Nach einer Nacht im Krankenhaus darf sie zurück nach Hause. Sie ist extrem erschöpft, ihre Untersuchungs-Ergebnisse sind aber unauffällig. "Man wird dann schnell auf die Psycho-Schiene geschoben", sagt sie.

"Es war so schlimm, dass ich mir gewünscht habe, dass es jetzt vorbei ist."

Wieder fängt sie an zu arbeiten, versucht Atemnot, Schweißausbrüche und Schwindelanfälle auszublenden. "Ich habe mich auch gar nicht richtig getraut, mit jemandem zu sprechen, weil ich nicht wusste, was ich sagen soll." Im Juni bekommt sie erneut einen Schlag im Kopf. "Nur doppelt so heftig", sagt sie. Wieder kommt sie ins Krankenhaus, wieder sind die Ärzte ratlos. Und wieder wird Annica entlassen – und hat von da an eine Woche lang jeden Abend einen Anfall. "Nach einer Woche bin ich wieder ins Krankenhaus gekommen, aber bis das passiert ist, bin ich wirklich durch die Hölle gegangen. Ich habe nichts gegessen, nichts getrunken. Ich habe nur vor mich hin vegetiert. Es war so schlimm, dass ich mir gewünscht habe, dass es jetzt vorbei ist."

Annica wird erneut untersucht, macht verschiedene Tests. "Ich habe einfach nur gehofft, dass ich Hilfe kriege, aber die Ärzte sind an ihre Grenzen gekommen." Dann lernt sie im Krankenhaus eine Physiotherapeutin kennen. "Und irgendwie hat mein Hilfeschrei Gehör bekommen", sagt Annica. Noch am selben Tag beginnen die beiden mit einer Therapie. "Das war das Beste, was mir passieren konnte. Sie hat es geschafft, dass ich nicht ganz die Hoffnung verliere". Auch jetzt arbeitet Annica weiter mit ihr zusammen, geht zusätzlich zur Akupunktur.

"Die Erschöpfung ist unglaublich, sie kommt einfach so mitten am Tag. Dann bin ich plötzlich so kaputt, dass es mir schwerfällt, eine Faust zu machen."

Gesund ist Annica aber nicht. Die Anfälle bekommt sie zwar nicht mehr so häufig, aber sie bekommt sie noch. "Erst habe ich sie alle dreizehn Tage bekommen. Jetzt wurde der Rhythmus aber unterbrochen und ich bin so dankbar dafür. Ich hatte 50 Tage lang keinen Anfall." Das liegt wahrscheinlich an den Medikamenten gegen Epilepsie, die sie inzwischen nimmt. Herzrasen und einen erhöhten Blutdruck hat sie weiterhin. Und sie leidet unter dem sogenannten Fatigue-Syndrom, ein chronisches Erschöpfungssyndrom. "Die Erschöpfung ist unglaublich, sie kommt einfach so mitten am Tag. Dann bin ich plötzlich so kaputt, dass es mir schwerfällt, eine Faust zu machen", erzählt Annica.

"Die Konzentrationsschwierigkeiten sind gerade aber das Schlimmste. An die Anfälle habe ich mich gewöhnt. Ich weiß, dass sie kommen und ich weiß, dass sie auch wieder aufhören", sagt sie. "Aber seit ich klein bin, möchte ich Medizin studieren. Ich habe dafür gekämpft und jetzt das Ziel erreicht und einen Platz bekommen, aber ich kann meinen Traum nicht leben, weil ich mich mit Corona infiziert habe."

Julia M.: "Man hat nicht nur körperliche Symptome, auch das Wesen verändert sich"

"Von jetzt auf gleich hatte ich kein Kurzzeitgedächtnis mehr. Ich suche bis heute nach der Schere, die ich an dem Tag in der Hand hatte. Ich glaube, ich habe sie weggeschmissen", erzählt Julia. Und es wurde noch schlimmer. "Dann kam dieser Brain Fog, also der komplette Ausfall des Gehirns. Ich konnte nicht mehr klar denken und da ging dann die Panik davor los, alte Sachen zu vergessen."

Julia verlor ihr Kurzzeitgedächtnis.
Julia verlor ihr Kurzzeitgedächtnis.bild: privat

Julia ist 26, ist in einem sozialen Beruf tätig. "Ich hatte immer gerne Leute um mich, war von früh bis spät draußen", erzählt sie. Als sie sich im September 2020 mit Covid-19 infiziert, geht es ihr erstmal relativ gut. Aber direkt im Anschluss beginnen bei ihr die Spätfolgen. "Ende Dezember hatte ich den totalen Crash. Ich musste vorher durch meinen Job viel Stress aushalten, musste wichtige Gespräche mit Gerichten und Anwälten führen. Dann habe ich plötzlich immer angefangen zu weinen. Egal ob eine Nachricht gut oder schlecht war, ob es mich persönlich betroffen hat oder nicht. Und wenn das nicht geholfen hat, dann ging es in eine Panikattacke über. Und zwar wegen Nichtigkeiten, weil ich beispielsweise etwas im Auto vergessen hatte."

Ausgelöst werden die Panikattacken durch eine Reizüberflutung. Also muss Julia alle Reize zurückfahren, um ihr Gehirn nicht zu überfordern. "Ich konnte nicht fernsehen, nicht lesen, wollte nichts sehen und hören, habe mein Handy den ganzen Tag nicht angefasst", sagt sie. Seit einigen Wochen ist sie die Attacken endlich los.

"Das große Problem, das wir jungen Menschen mit Post-Covid haben, ist, dass die Ärzte sagen: Das gibt sich schon wieder, man muss sich halt bewegen und sich anstrengen, um wieder auf die Beine zu kommen."

Geblieben ist aber das Erschöpfungssyndrom. Anfangs ist es so extrem, dass sie nach dem Duschen erstmal drei Stunden schlafen muss. "Ich kannte es vorher nicht, dass ich nicht aufstehen und nichts tun möchte. Aber ich wollte nicht und konnte auch nicht." Sie versucht, mit ihrem Hund spazieren zu gehen, so wie sie das seit Jahren täglich macht. Doch ihr Körper schafft das nicht mehr, nach zehn Minuten dreht sie um. Auch arbeiten kann sie nicht mehr, seit Monaten ist sie krankgeschrieben.

"Das große Problem, das wir jungen Menschen mit Post-Covid haben, ist, dass die Ärzte sagen: Das gibt sich schon wieder, man muss sich halt bewegen und sich anstrengen, um wieder auf die Beine zu kommen", sagt Julia. Die Post-Covid-Ambulanzen, die es in einigen Städten inzwischen gibt, waren im September noch kaum ausgebaut. "Aber ich war sowieso weder körperlich noch geistig in einem Zustand, in dem ich zwei oder drei Stunden zur nächsten Ambulanz hätte fahren können."

"Ich kann mich hier verkriechen und weinen, oder ich kann die Situation so hinnehmen."

Langsam geht es Julia etwas besser. Sie komme ganz gut zurecht in ihrem Alltag – arbeiten kann sie aber nicht. Denn auch jetzt gibt es Tage, an denen Julia weiß, dass sie eigentlich einkaufen fahren müsste. Und es scheitert schon daran, dass sie nicht mehr weiß, welches Pedal im Auto wofür ist. "Andere Menschen verstehen nicht, was es bedeutet, wenn ich sage, ich kann heute nicht aufstehen." Und auch andere, alltägliche Dinge wie Lesen bereiten ihr Schwierigkeiten. "Ich lese immer noch wie eine Erstklässlerin und muss mit dem Finger die Zeile entlangfahren, damit ich nicht verrutsche", sagt sie.

Zudem hat sie ihr Kurzzeitgedächtnis noch immer nicht zu hundert Prozent wieder. Und sie sagt, ihre Empathie sei verloren gegangen. "Man hat nicht nur körperliche Symptome, auch das Wesen verändert sich." Julia hat Angst, dass sie dadurch nicht mehr in ihrem sozialen Beruf arbeiten kann. Trotz allem versucht sie positiv zu bleiben: "Es beginnt immer ein neuer Tag, egal ob man möchte oder nicht. Ich kann mich hier verkriechen und weinen, oder ich kann die Situation so hinnehmen. Je mehr Mut ich mir mache, desto besser geht es mir."

Luis S.: "Es ist ein Kampf an vielen Fronten"

Tasse, Antibiotika, Hausmeister, Nachwirkungen, Kaiserschmarrn, Wäschekorb und Dezember. Alles Wörter, die auf Luis‘ Liste stehen. Alles Wörter, die er in den vergangenen Tagen vergessen hat. "Ich schreibe mir das genau auf", sagt er. Eigentlich habe er die besten Voraussetzungen gehabt, um Corona gut zu überstehen. "Ich hatte keine Vorerkrankungen, war sportlich. Aber das ist egal, was Long-Covid betrifft."

"Es ist eine Achterbahn-Fahrt der Gefühle, die tendenziell eher abwärts geht."

Während seiner Covid-19-Infektion denkt Luis, er sei "glimpflich" davongekommen. Er hat einen milden bis mittelschweren Verlauf der Erkrankung. "Aber jetzt hängt es mir immer noch nach", sagt er. Er ist durchgehend extrem müde, hat Muskel- und Gliederschmerzen und seine Lunge brennt. "Es ist eine Achterbahn-Fahrt der Gefühle, die tendenziell eher abwärts geht."

Seit Monaten trainiert Luis jetzt fast jeden Tag. Er trainiert Spazierengehen. Anfangs schaffte er zehn Minuten, inzwischen hält er eineinhalb, an guten Tagen auch zwei Stunden durch. Dann schläft er am nächsten Tag aber rund siebzehn Stunden. Alltägliche Aufgaben sind für ihn oft eine Herausforderung. "Vor vier Tagen habe ich mal etwas Pfand weggebracht, meine Muskeln schmerzen jetzt immer noch so als hätte ich irgendein HIT-Workout gemacht", sagt der 25-Jährige.

"Nach vier Monaten fragt man sich: Ist es wirklich normal, dass es einem so geht? Kann man da nichts machen?"

Sich zu konzentrieren, fällt ihm schwer. Als er vor einigen Wochen neben seiner Freundin in der Küche steht und fragen möchte, wann sie zum Supermarkt gehen, fragt er stattdessen: "Wann gehen wir denn zum Kühlschrank?" Deswegen und wegen der Wortfindungsschwierigkeiten war er jetzt bei einer Neurologin. Sie sagte ihm, er würde zu sehr in sich hineinhorchen und verschrieb ihm Antidepressiva. "Ich habe mich noch nie so schlecht behandelt gefühlt", erzählt Luis. "Es ist ein Kampf an vielen Fronten", sagt er. "Ein Kampf für die Gesundheit, teilweise ein Kampf mit den Ärzten und dann kommt noch der finanzielle Aspekt dazu." Arbeiten kann er aktuell nämlich nicht.

"Ich habe viele Ärzte abgeklappert und die häufigste Antwort war: Das sind Covid-Nachwirkungen, das ist ganz normal. Aber nach vier Monaten fragt man sich: Ist es wirklich normal, dass es einem so geht? Kann man da nichts machen?" Luis jedenfalls nimmt das nicht so einfach hin, er möchte nun Reha beantragen und hat eine Überweisung zu einer Post-Covid-Beratung erhalten. Das gibt ihm Hoffnung.

Hilfe für Betroffene
Long-Covid-Betroffene tauschen sich in Gruppen aus und unterstützen sich gegenseitig. Wenn du betroffen bist, kannst du eine Beitrittsanfrage an die Facebook-Gruppe "Leben mit Covid-19" stellen. Zudem gibt es die Selbsthilfegruppe "Langzeit-Covid" sowie eine Petition der Langzeit-Covid Initiative. In ganz Deutschland gibt es Long-Covid-Amublanzen, eine Liste findest du ebenfalls auf der Webseite von "Langzeit-Covid".

Carina B.

Carina begleitet als Palliativpflegerin drei Stunden lang einen Menschen beim Sterben. Dabei bekommt sie unter der Maske keine Luft mehr. "Ich hatte solche Schmerzen, ich hätte mich am liebsten einfach flach auf den Boden gelegt. Ich dachte, ich sterbe selbst", sagt sie. Das war einige Monate nach ihrer Corona-Infektion.

Carina infizierte sich im März 2020 mit Corona.
Carina infizierte sich im März 2020 mit Corona.bild: privat

Im März 2020 infiziert sich Carina mit Covid-19. Danach ist sie "nicht mehr richtig auf die Füße gekommen", sagt sie. Sie versucht, zu arbeiten, aber merkt, dass ihr Körper das nicht schafft. Und auch die seelische Belastung ihres Jobs kann sie nicht mehr ertragen. "Ich konnte mich davor gut abgrenzen, aber dann habe ich gemerkt, dass das nicht mehr klappt, weil es mir selbst so schlecht geht." Also muss sich Carina immer wieder krankschreiben lassen – und verliert schließlich ihren Job. "Das war die Stelle, die ich mir immer gewünscht habe", sagt sie. Ihr bricht die Stimme weg. "Ich weiß nicht, ob ich körperlich und auch geistig überhaupt nochmal in meinem Beruf arbeiten kann. Das macht mich hilflos."

"Ich fühle mich wie ein Mars-Mensch. Obwohl Corona uns jetzt schon so lange begleitet, werden ich immer angeguckt, als wäre ich bescheuert."

Sie muss mehrmals im Krankenhaus, bricht in ihrer Wohnung mit über 40 Grad Fieber zusammen, hat eine beidseitige Nierenbecken-Entzündung. Die Ärzte sagen ihr, sie habe psychische Probleme. "Ich habe meinem Gefühl irgendwann selbst nicht mehr getraut. Egal was ich gesagt habe, niemand hat mich ernst genommen. Ich fühle mich wie ein Mars-Mensch. Obwohl Corona uns jetzt schon so lange begleitet, werden ich immer angeguckt, als wäre ich bescheuert", sagt sie.

Und: "Ich war fit, bin viel gelaufen, geschwommen, Fahrrad gefahren. Aber ich bin übergewichtig. Immer wenn ich mich bei einem Arzt vorgestellt habe, hat man mich beurteilt und gescannt." Das ist das Problem vieler Long-Covid-Betroffenen: Sie werden nicht ernst genommen, weil die Untersuchungsergebnisse häufig unauffällig sind. "Und dann bekommt man gesagt, man soll sich als junger Mensch nicht stressen. Aber es setzt einen unfassbar unter Druck, wenn man merkt, dass die Diagnostik nicht zeigt, was eigentlich los ist. Körper und Seele streiken, weil irgendetwas total ins Ungleichgewicht gerutscht ist."

"Ich höre das alles, aber was dabei vergessen wird: Ich bin ein Mensch."

Carina hat unzählige Untersuchungen und eine Reha hinter sich. Sie hat alles probiert, viel Geld für alternative Heilmethoden ausgegeben. Richtig geholfen hat nichts. Carina hat immer noch durchgehend Kopfschmerzen, kann sich kaum konzentrieren, ist erschöpft, bekommt schlecht Luft, ihre Muskeln schmerzen. Trotzdem sagen ihr die Ärzte, sie solle froh sein. "Ich kriege gesagt, dass ich keinen Tumor habe, keine Lungen-Embolie, keine bleibenden Schäden auf der Lunge. Ich höre das alles, aber was dabei vergessen wird: Ich bin ein Mensch. Ein Mensch, der mit 42 Jahren hier in der Wohnung sitzt und das einzige, was ich mache, ist, zu den Ärzten laufen und mich irgendwie durchzukämpfen und zu versuchen, dass mich jemand hört."

Trotz Ukraine-Krieg: Deutsche Bier-Brauereien belegen Spitzenplätze in Russland

Ob Feierabendbier, Geburtstagsbier oder einfach als Genuss zwischendurch: Bier ist das beliebteste alkoholische Getränk der Welt. Deutschland ist in der Liste der größten Exporteure des Gebräus ganz oben mit dabei. Auch die Russ:innen lieben das Gerstengetränk.

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