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Betroffene erzählen, was sie über den Astrazeneca-Stopp für Jüngere denken

Vaccine and pandemics stills with people on a clinic environment. Covid-19 vaccination campaign concept with syringe applyed by doctor on a woman arm.
Menschen unter 60 können sich nach sorgfältiger Aufklärung weiterhin mit Astrazeneca impfen lassen.Bild: iStockphoto / dragana991
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Was Betroffene zum Astrazeneca-Stopp für Jüngere sagen: "Ich denke, dass ich das durchziehen werde"

01.04.2021, 10:0001.04.2021, 15:50
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Wieder ist es der Impfstoff von Astrazeneca, der im Fokus steht. In den letzten Tagen gab es immer wieder neue Meldungen: Zuerst setzten mehrere Kliniken, Landkreise und Städte die Impfungen mit Astrazeneca für jüngere Menschen aus. Seit Mittwoch werden in Deutschland vorerst nur noch Menschen ab 60 Jahren uneingeschränkt damit geimpft.

Der Grund dafür ist das vermehrte Auftreten der sehr seltenen Hirnvenenthrombosen nach Verabreichung der ersten Impfung mit Astrazeneca: Bis Montagmittag wurden dem Paul-Ehrlich-Institut 31 Fälle gemeldet, neun davon waren tödlich. Mit Ausnahme von zwei Fällen betrafen alle Meldungen Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren. Das heißt aber nicht, dass Männer nicht betroffen sind. Denn bisher haben insgesamt relativ viele jüngere Frauen den Astrazeneca-Impfstoff erhalten.

Bund und Länder hatten daher am Dienstagabend nach einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) beschlossen, Astrazeneca in der Regel nur noch für Menschen ab 60 Jahre einzusetzen. Jüngere sollen sich "nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung" weiterhin damit impfen lassen können. Für Personen, die bereits eine Erstimpfung des Vakzins erhalten haben, will die Ständige Impfkommission bis Ende April eine Empfehlung abgeben. Erst Mitte März waren Astrazeneca-Impfungen nach einer einige Tage langen Impfpause und neuen Überprüfungen wieder angelaufen.

Watson hat mit jungen Menschen, die bereits geimpft wurde oder deren Impftermin jetzt erstmal ausfällt, darüber gesprochen, was sie beschäftigt, welche Sorgen sie haben und wie ihre erste Impfung ablief.

Paula, 22 Jahre alt

Paula arbeitet als studentische Hilfskraft in einem Kindergarten in Hessen. Eigentlich hätte sie bereits Mitte März geimpft werden sollen, doch dann wurden die Impfungen mit Astrazeneca kurzzeitig ausgesetzt. Mit der Impfung verknüpft gewesen war "die Hoffnung, dass die Pandemie irgendwann mal vorbei ist."

"Deswegen glaube ich momentan, dass ich mich impfen lassen werde."

Inzwischen hat die 22-Jährige einen Ersatztermin am 6. April. "Man kann sich ja weiterhin mit Astrazeneca impfen lassen nach einer Aufklärung über die Risiken. Ich habe bisher auch noch nichts anderes vom Impfzentrum gehört", sagt sie. "Ich finde es schon beunruhigend was man so hört, aber ich denke, dass das Risiko für mich persönlich doch relativ gering ist. Ich bin zwar in der Alterskategorie, die besonders gefährdet ist, aber ich nehme die Pille nicht, ich habe kein Übergewicht. Die typischen Risikofaktoren sind bei mir nicht so da, daher werde ich schon hingehen und mich informieren. Grundsätzlich ist für mich persönlich das Risiko höher eine Corona-Spätfolge zu bekommen, deswegen glaube ich momentan, dass ich mich impfen lassen werde."

Mehr Gedanken macht sich Paula um die zweite Impfung im Juni. "Ich frage mich, ob die ausgesetzt wird, oder ob ich dann mit einem anderen Impfstoff geimpft werde. Ich bin gespannt was bis dahin noch passiert." Die meisten ihrer Kolleginnen im Kindergarten seien bereits geimpft und haben die Impfung gut vertragen.

Oskar, 29 Jahre alt

Oskar ist Polizist und lebt in Karlsruhe. Er sagt: "Ich würde mich jederzeit mit Astrazeneca impfen lassen. Ich hatte keine Probleme nach der Erstimpfung und werde auch die Zweite machen."

Anja, 46 Jahre alt

"Mich hat das gestern sehr traurig gemacht, bei mir ist das nämlich eine komplizierte Situation", sagt Anja. Sie ist 46 und die sogenannte pflegende Angehörige ihres Sohnes, der Pflegegrad 3 hat. In der Impfreihenfolge wird er nicht berücksichtigt.

"Ich bin auch selbst Risikopatientin, deswegen war das jetzt sozusagen der Hoffnungsschimmer überhaupt, damit endlich wieder etwas Ruhe ist." Am Dienstag erst war sie beim Hausarzt um mit ihm über eine mögliche Impfung zu sprechen. "Dann meinte er, er habe gerade die ersten Impfdosen bekommen. Und er hat gesagt: 'Wenn nicht Sie, wer dann?' Ich hätte die erste Impfung bekommen, gleich am Donnerstag."

"Hätte ich die Wahl gehabt, hätte ich es wahrscheinlich trotzdem gemacht."

"Gestern Nachmittag hat die Praxis dann direkt angerufen und gesagt, sie können das nicht verantworten", erzählt sie. "Hätte ich die Wahl gehabt, hätte ich es wahrscheinlich trotzdem gemacht. Es ist halt so, dass das noch in der Überwachungsphase ist und ich finde es auch richtig und wichtig, dass alles geprüft wird. Aber die Frage ist natürlich, in welcher Relation das zu dem steht, was es am Ende für die Leute bedeutet. Gerade für uns pflegende Angehörige ist es schwierig, wir können weder unsere Kinder, noch uns selbst schützen. Jetzt, wo das Virus so grassiert, hätte ich das Risiko der Impfung daher auf mich genommen." Jetzt wartet sie darauf, dass die Impfstoffe der anderen Hersteller bei ihrem Hausarzt ankommen. In den nächsten Wochen soll es so weit sein.

Johann, 35 Jahre alt

"Für mich tut das nichts zur Sache", so Johann zur neuen Empfehlung. Und weiter: "Ich habe die Erstimpfung schon und werde auch die zweite Impfung mit Astrazeneca machen lassen und das ohne ein schlechtes Gefühl."

Alicia, 24 Jahre alt

Alicia wurde erst am Freitag mit Astrazeneca geimpft. Sie ist Lehrerin und macht gerade ihr Referendariat. "Ich hatte keine Nebenwirkungen, für mich war alles sehr gut. Ich habe mich am nächsten Tag ein bisschen schlapp gefühlt und bin etwas vorsichtiger gewesen, aber danach war schon wieder alles vorbei", sagt sie. Auch ihre Kollegen wurden geimpft. "Ich glaube, 80 Prozent hatten sehr starke Symptome", erzählt sie.

"Ich denke, dass ich das durchziehen werde."

"Ich gucke schon gar nicht mehr jeden Tag nach was so geschrieben wird, weil ich mir denke, da passiert ständig irgendetwas Neues, die Sachen entwickeln sich so schnell weiter und es gibt immer neue Erkenntnisse. Bisher habe ich mir wenig Gedanken gemacht, weil ich die Impfung so gut weggesteckt habe."

Die zweite Impfung soll das gesamte Kollegium Mitte Juni erhalten. "Ich denke, dass ich das durchziehen werde. Es sei denn, es kommen wieder neue Erkenntnisse. Bis dahin dauert es ja noch und die Impfkommission guckt sich das an. Aber ich gehe davon aus, dass ich mich weiterhin mit Astrazeneca impfen lasse", sagt die 24-Jährige.

Fabienne, 25 Jahre alt

Fabienne arbeitet als Erzieherin und lebt in der Nähe von Heidelberg. Ihre erste Impfung mit Astrazeneca hat sie bereits erhalten. Nochmal würde sie sich aber nicht damit impfen lassen. "Mir ging es total schlecht die ersten beiden Tage, am dritten Tag wurde es dann besser und am vierten Tag war alles wieder weg", erzählt sie. "Aber am Arm hatte ich noch eine Woche danach einen riesigen Hubbel, die Stelle war rot und heiß."

"Bisher habe ich mich noch nicht wirklich informiert."

Wie es bei ihr mit der zweiten Impfung weitergeht weiß sie noch nicht. "Bisher habe ich mich noch nicht wirklich informiert, da sie jetzt ja auch Forschungen dazu anstellen, ob man nicht vielleicht doch einen anderen Impfstoff bekommen kann."

Tine, 30 Jahre alt

"Ich bin maximal verunsichert. Eine Zweitimpfung mit Astrazeneca werde ich definitiv nicht machen und selbst wenn jetzt herauskommt, dass man die Zweitimpfung auch mit Biontech machen darf - wer weiß, ob dann nicht doch herauskommt, dass man davon noch viel schlimmere Nebenwirkungen hat", sagt Tine. Sie ist Psychologin und lebt in Rheinland-Pfalz. "Aktuell weiß ich nicht, was ich tun werde."

Helen, 27 Jahre alt

Helen ist Arzthelferin und sagt: "Klar, am Anfang macht man sich schon Sorgen, aber ich werde mich trotzdem impfen lassen. Auch das Thema Thrombose wird groß diskutiert. Viele junge Frauen nehmen schließlich auch die Pille und machen sich weniger Sorgen über diese Nebenwirkungen."

(mit Material von afp/dpa)

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