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Eltern gehen für klare Regelungen an Schulen im Jahr 2021 protestieren

Viele Eltern haben Sorge, ihre Kinder bald wieder in den Präsenzunterricht zu schicken.
Viele Eltern haben Sorge, ihre Kinder bald wieder in den Präsenzunterricht zu schicken.Bild: Moment RF / Carol Yepes
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Eltern-Protest fürs neue Schuljahr: "Lüften und hoffen ist nicht die Lösung"

14.01.2021, 08:4514.01.2021, 16:58
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Das neue Jahr hat begonnen, doch bislang wirkt der Corona-Fahrplan in vielen Bereichen des Lebens ähnlich improvisiert wie noch 2020 – so auch an deutschen Schulen. Einige Bundesländer wollen diese so bald wie möglich wieder öffnen, zumindest die Abschlussjahrgänge, und hoffen, dass ihre Hygienevorkehrungen ausreichen. Doch einigen Eltern ist das zu wenig, darunter auch Olaf Balk aus Brandenburg.

"Viele Eltern sind sauer, enttäuscht und verzweifelt darüber, dass die Politik immer noch keine sicheren Lösungen für den Schulbetrieb gefunden haben", so der dreifache Familienvater im Gespräch mit watson. Im Sommer wäre Zeit gewesen, bauliche Maßnahmen zu ergreifen und die Digitalisierung voranzutreiben. "Es war doch klar, dass Herbst und Winter kommen, doch diese Monate wurden nicht genutzt", so Balk. "Stattdessen haben die Kultusminister nur davon geredet, dass die Schulen offen bleiben sollen und zugesehen, wie die Zahlen schlechter und schlechter wurden."

"Es war doch klar, dass Herbst und Winter kommen, doch diese Monate wurden nicht genutzt."

Als Reaktion auf den Frust bildete sich inzwischen die Initiative "Sichere Bildung jetzt!", in der auch Olaf Balk aktiv ist. Ihre Forderungen sind unter anderem: Die Einhaltung der RKI-Hygieneregeln an Schulen, digitale Bildungsangebote, das Anmieten weiterer Räume an Schulen und die Anerkennung von Online-Schulen.

Eltern fordern Anerkennung von Online-Schulen

Der letzte Punkt ist für Balks Familie persönlich relevant. Vier ihrer fünf Mitglieder gehören zu Corona-Hochrisikogruppen und isolieren sich daher seit März soweit wie möglich. Ihr ältester Sohn wurde vom Präsenzunterricht befreit, doch sein digitaler Unterricht läuft bescheiden: "Ganz schleppend kommen ein paar Aufgaben rein. Die soll er dann bearbeitet zurückschicken, Kommunikation und Austausch finden nicht statt. Das demotiviert total", sagt Olaf Balk.

Um das aufzufangen, ist der 13-Jährige seit November zusätzlich an einer privaten Online-Schule eingeschrieben und dort verläuft der Unterricht ganz problemlos, so der Vater erstaunt: "Die lehren den normalen Stundenplan von Baden-Württemberg und es funktioniert hervorragend. Digitaler Unterricht ist also durchaus möglich – da frustriert es doppelt, zu sehen, wie schwer sich die staatlichen Schulen damit tun, denen ständig die Server abschmieren."

Das Problem ist nur: Erstens müssen Online-Schulen privat bezahlt werden und sind damit nur eine Option für Besser-Verdiener, zweitens sind sie nicht staatlich anerkannt, solange das Kind nicht von der Schulbesuchspflicht befreit ist (wie zum Beispiel Auswandererkinder). Die Anerkennung von Online-Schulen sei in Zeiten der Pandemie aber eine konkrete Möglichkeit, den Eltern entgegenzukommen, die sie nutzen wollen, sagt Balk, und würden diese erst anerkannt, könnten sie auch Fördergelder beantragen und wären günstiger.

"Digitaler Unterricht ist also durchaus möglich – da frustriert es doppelt zu sehen, wie schwer sich die staatlichen Schulen damit tun, denen ständig die Server abschmieren."

"Wieso sprechen wir nicht über diese Alternativen?", ärgert sich Balk. "Wieso klammert man sich an diesen Präsenzunterricht und will möglichst schnell wieder öffnen? In Anbetracht der momentanen Inzidenzwerten gefährden viele Bundesländer mit diesem Tunnelblick die Gesundheit der Bevölkerung."

Eltern fühlen sich in ihrer Fürsorgepflicht beschnitten

Es sei unverständlich für ihn, warum ein privater Haushalt nur noch eine Person treffen darf, in Klassenräumen aber 25 bis 30 Haushalte beisammen sitzen. "Bei so unlogischen Entscheidungen darf man sich nicht wundern, wenn die Leute die Regeln nicht mehr ernst nehmen. Da ist die Politik leider nicht unschuldig dran", findet Balk.

So wie seine Familie gehören viele andere Eltern Risikogruppen an und möchten auch ihre Kinder nicht der Gefahr einer Corona-Infektion aussetzen. "Viele haben Angst um ihre Familie und sind nicht damit einverstanden, dass sie als Eltern nicht entscheiden dürfen, wie sie die Fürsorgepflicht gegenüber ihren Kindern erfüllen", berichtet Olaf Balk. Er ist im Austausch mit besorgten Eltern, aber auch Schülern, Lehrern und Erziehern: "Keiner verweigert die Schulpflicht, aber wir fordern einen möglichst sicheren Unterricht – und wenn das nicht geht, brauchen wir echte digitale Optionen."

Die Forderungen der Initiative

Möglichst sicher heißt für die Initiative: Die Hygieneempfehlungen des RKI werden an allen Schulen umgesetzt. Dazu gehöre es zum Beispiel auch, bei einem Inzidenzwert von über 50 die Klassen zu halbieren. Außerdem müssten mehr Schulbusse und Räume angemietet werden, um die Gruppengrößen zu reduzieren und Raumluftreiniger installiert. "Händewaschen, Lüften und hoffen, dass es gut geht – das ist nicht die Lösung", sagt Balk.

Dafür müsse Geld in die Hand genommen werden. Anders sei der Pandemie nicht beizukommen, sind die Eltern überzeugt: "Das ist eine Sondersituation. Das muss man einfach akzeptieren und dann entsprechend handeln", sagt Balk.

"Händewaschen, Lüften und hoffen, dass es gut geht – das ist nicht die Lösung."

Daher wird die Initiative am 16. Januar in Kassel demonstrieren gehen. Um 13.30 Uhr treffen sie sich auf dem Königsplatz – unter Einhaltung der Abstandsregeln und im besten Fall auch mit FFP2-Masken, wie Olaf Balk mahnt, "sonst wäre das ja völlig kontraproduktiv. Wir wollen für unsere Rechte einstehen, aber im Rahmen des Gesundheitsschutzes. Es ist uns wichtig unseren Protest offen zu zeigen. Es darf nicht immer nur die Gegenseite gehört werden."

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