Nachhaltigkeit

Studie gibt Einblick in deutsche Mülltonnen: Das werfen wir in einem Jahr weg

Garbage cans in different colors (blue, yellow, green, grey) in Germany.
Seit 1985 hat sich die Restmüllmenge pro Kopf und Jahr halbiert.Bild: iStockphoto / Kohlerphoto
Nachhaltigkeit

Studie überprüft Mülleimer: Nur ein Drittel unseres Restmülls gehört dort hinein

28.07.2020, 14:14
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Unser Müll verrät eine Menge über uns: Was wir einkaufen, wie wir uns ernähren, mit wem wir zusammenleben. Und ob wir unseren Müll brav trennen, oder einfach faul alles zusammen in eine Tonne stopfen. Normalerweise interessiert sich dafür niemand. Doch nun hat das Umweltbundesamt für eine Studie die Deckel der deutschen Mülltonnen geöffnet – es ist die erste bundesweite Analyse des Restmülls in der Bundesrepublik seit 1985.

Die Ergebnisse: Noch immer landet vieles im Restmüll, das dort eigentlich nicht hingehört und recycelt werden könnte. Allerdings hat sich die Menge des Restmülls seit den 80er Jahren halbiert.

Konkret zeigt die Studie, dass im Restmüll deutscher Haushalte zu rund zwei Dritteln Abfälle landen, die anders entsorgt werden sollten. Mit 39,3 Prozent Gewichtsanteil hat Biomüll daran den größten Anteil. 27,6 Prozent, also mehr als ein Viertel, sind Wertstoffe wie Altpapier, Altglas, Textilien oder Holz. Hinzu kommen 0,5 Prozent problematischer Abfall wie Batterien und Akkus, Lacke oder Energiesparlampen.

Nur 32,6 Prozent des Mülls, also etwa ein Drittel, gehören auch wirklich in den Restmüll – Windeln etwa oder Zigarettenkippen, Asche, Kehricht und Staubsaugerbeutel. Weil es im Einzelfall gar nicht so einfach zu entscheiden ist, was in welche Tonne gehört, gibt es hier einen Überblick.

Restmüllmenge seit 1985 halbiert

Seit 1985 hat sich die Restmüllmenge pro Kopf und Jahr der Studie zufolge fast halbiert, sie sank von 239 auf 128 Kilo. Das Umweltministerium verwies auf die verbesserte Mülltrennung. "Die Umweltpolitik hat in den vergangenen Jahrzehnten bei der Abfallverwertung einiges bewegt", erklärte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth.

Allerdings bedeutet der reduzierte Restmüll nicht, dass die Deutschen weniger Abfall produzieren – Wertstoffe wie Altpapier, Altglas und auch Plastik werden nur vermehrt getrennt gesammelt. Flasbarth sprach dennoch von einer "Erfolgsgeschichte". Ziel müsse aber sein, alles, was wiederverwertet werden könne, auch zu recyceln.

Gerade Bioabfall sei für den Restmüll "viel zu kostbar", weil er vollständig recycelbar und ein Energieträger sei, sagte UBA-Präsident Dirk Messner. Denn Biomüll kann in Biogas- oder Kompostieranlagen verwertet werden. Flasbarth fordert deshalb, dass die Dichte der Biomülltonnen steigen muss, darüber sei man bereits mit dem Verband kommunaler Unternehmen im Gespräch. Statt Biomülltonnen in den Haushalten nur zentrale Sammelstellen anzubieten, sei fürs Entsorgen von Küchenabfällen für viele Verbraucher lebensfremd.

Unterschiede hinsichtlich Mülltrennung und Müllmenge gibt es übrigens auch zwischen Stadt und Land. In den Städten waren die Restmülltonnen voller als in den Vororten und insbesondere als in den Kleinstädten. In letzteren kamen durchschnittlich nur 111 Kilo Hausmüll pro Einwohner zusammen, in den Städten waren es 151 Kilo. Das liegt aber nicht daran, dass die Städter insgesamt mehr Müll verursachen – sie entsorgten nur fälschlicherweise mehr Wertstoffe im Restmüll.

Wichtiger als richtig trennen: Müll vermeiden

Noch besser, als den Müll richtig zu trennen, ist es natürlich, erst gar nicht so viel davon zu produzieren – oder am besten gar keinen. Letzteres ist das Ziel der Zero-Waste-Bewegung. Wenn man sich erst einmal umgestellt hat, braucht das gar nicht mehr Zeit, sagte Zero-Waste-Bloggerin Shia Su im Interview mit watson: "Wir kaufen einmal in der Woche frisches Obst und Gemüse, alle vier bis acht Wochen füllen wir Trockenware im Unverpackt-Laden auf. Damit verbringen wir weniger Zeit zwischen Ladenregalen als vorher."

Wer anfangen möchte, den eigenen Müll zu reduzieren, dem rät sie, in jeder Tasche einen Stoffbeutel zu deponieren – damit man auch tatsächlich einen dabei hat, wenn man im Supermarkt steht. "Leute, die ein bisschen schüchterner sind, können außerdem vor allem im Bad anfangen, Müll einzusparen: Ein Stück Seife bekommt man schließlich überall", sagte Shia Su. "Wer kommunikativer ist, kann im Laden um die Ecke nachfragen, ob er Sachen aus der Frischetheke in eine mitgebrachte Dose tun kann, oder ob er seinen eigenen Kaffeebecher mitbringen darf. Und dann gibt es natürlich auch Müllsammelaktionen oder zivilgesellschaftliche Initiativen."

(ftk/dpa/afp)

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