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Wissenschaftlerin will mit speziellen Perlennetzen Schweinswale retten

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Damit sich Schweinswale nicht mehr in Stellnetzen verfangen, hat eine Wissenschaftlerin spezielle Netze entwickelt.Bild: imago stock&people / blickwinkel
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Wissenschaftlerin will mit speziellen Perlennetzen Schweinswale retten

13.12.2020, 10:4713.12.2020, 16:30
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In gewöhnlichen Stellnetzen, die zur Fischerei verwendet werden, verheddern sich immer wieder Schweinswale. Auch in der Ostsee sterben auf diese Weise viele der Tiere. Eine Wissenschaftlerin aus Rostock hat jetzt spezielle Netze entwickelt, die das verhindern sollen.

Der Grund dafür, dass sich Schweinswale in den Netzen verfangen und dann ertrinken, hängt mit der Echolokation zusammen, über die die Wale ihre Umgebung entdecken. Die Wissenschaftlerin Isabella Kratzer, die am Thünen-Institut für Ostseefischerei in Rostock forscht, erklärt beim NDR: "Schweinswale schicken ein akustisches Signal raus und anhand des Echos können die erkennen, was ist in ihrer Umgebung. Ist das ein Fisch, ein Stein, was auch immer." Das Problem: Die herkömmlichen Stellnetze bestehen aus dünnem Nylongarn und werfen nur ein schwaches Echo zurück. Das können Schweinswale nicht gut wahrnehmen und geraten so in die gefährlichen Netze.

Spezialnetze mit Plexiglasperlen

Um das zu verhindern, hat sich Kratzer etwas einfallen lassen: Perlennetze mit kleinen Plexiglasperlen sollen die Schweinswale vor dem Ertrinken retten. Über ihre Erfindung hat die Wissenschaftlerin auch ihre Doktorarbeit geschrieben.

Um herauszufinden, wie die Netze beschaffen sein müssten, damit Schweinswale ihr Echo hören, hat Kratzer am Computer simuliert, wie viel Echo welches Material zurückgibt: "Wir haben Objekte von einem Millimeter bis sechs Zentimeter Durchmesser genommen, Kugeln, Vierecke, Quader, die auch ganz unterschiedliche Materialeigenschaften haben". Nach einigen Tests fand sie heraus: Etwa acht Millimeter große Plexiglasperlen werden unter Wasser besonders viel Echo zurück. Ob die Schweinswale das Signal richtig deuten können, sei bis dahin allerdings noch nicht sicher gewesen.

Bei Tests im Schwarzen Meer erzielte Kratzer vielversprechende Ergebnisse. "Es haben sich viel weniger Schweinswale in den Perlennetzen verfangen als in den kommerziellen Stellnetzen", sagt sie. "Ein Restrisiko bleibt immer. Wir können Unfälle nicht komplett vermeiden, beispielsweise, wenn ein Schweinswal taub ist."

Könnte weltweit eingesetzt werden

Weitere Tests sollen im nächsten Sommer in der Ostsee vor Dänemark folgen. Die Wissenschaftlerin hofft darauf, dass das Perlennetz bald weltweit zum Einsatz kommen: "Egal ob wir jetzt vom Schweinswal in der östlichen Ostsee sprechen oder vom Schweinswal, der in Kanada oder in Alaska durchs Wasser schwimmt, kein Schweinswal auf der Welt muss doch in so ein Stellnetz schwimmen."

Damit das passiert, muss die Herstellung der Perlennetze noch automatisiert werden, was laut Kratzer eine große Herausforderung darstellt. Sie und ihr Team freuen sich dennoch, dass erste Netzmacher und Fischer an der neuen Technologie Interesse zeigen. Laut NDR könne die Erfindung auf alle Meerestiere übertragen werden, die ihre Umgebung über Signale erkunden.

(sb)

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