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Baustoff, Kleidung, Fleischersatz: Pilze als Rohstoff der Zukunft

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Pilzfasern lassen sich durch ihre besondere Textur vielseitig einsetzen.Bild: iStockphoto / Servet TURAN
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Baustoff, Kleidung, Fleischersatz: Pilze könnten der Rohstoff der Zukunft sein

24.11.2020, 12:3825.11.2020, 08:49
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Champignons, Pfifferlinge, Kräuterseitlinge: Das sind die Pilze, die wir aus der Küche kennen und lieben. Ob in einer cremigen Soße, auf der Pizza, oder als Suppe, sie sind vielseitig einsetzbar und beliebt wegen ihres individuellen Geschmacks und der schwammigen Textur. Doch Pilze können noch so viel mehr als nur gut schmecken: Forschende untersuchen zurzeit das Potenzial des Rohstoffs – er findet Verwendung in der Herstellung von Baustoff, Kleidung und Geldbeuteln.

Neben den etwa 350 Pilzsorten, die wir essen können, gibt es schätzungsweise 3,5 bis sechs Millionen weitere Sorten, davon sind laut "Quarks" aktuell nur ungefähr 150.000 wissenschaftlich beschrieben. Viele von ihnen sind mikroskopisch klein, manche existieren nur als einzellige Hefen, andere dagegen bilden ein hochkomplexes Geflecht, das sogenannte Myzel. Dieses besteht aus einem feinen Netz aus Hyphen: Das sind winzige, röhrenartige Pilzzellen. Aufgrund dieser besonderen Textur lässt sich aus Pilzen mehr herstellen als eine wohlschmeckende Mahlzeit.

Nachhaltigkeit in der Baubranche

Ein internationales Team um die deutsche Mikrobiologin Vera Meyer, die an der TU Berlin forscht, ist sich sicher, dass es mithilfe von Pilz-Biotechnologie einen enormen Beitrag hin zur Nachhaltigkeit leisten kann. Eine Branche, in der die Pilz-Kreationen einsetzbar wären, ist die Bauindustrie.

Meyer zeigt in einem "Spiegel"-Beitrag einen Bauziegel, der die Standardgröße eines konventionellen Ziegels aufweist, aber aus dem Zellgeflecht eines Zunderschwamms, einem Baumpilz, besteht. Der sogenannte "Biobrick" sei nur 116 Gramm schwer, könne aber bis zu 200 Kilo tragen. "Das ist das Spannende an diesem Material: Es ist unendlich leicht, aber es kann Stoßenergie aufnehmen und es zerbricht einfach nicht", sagt sie im "Spiegel". Mit dieser Technologie wollen Meyer und ihr Team die Branche weiterentwickeln: "Wir würden gerne einen Beitrag dazu leisten, dass die Baustoffindustrie nachhaltiger wird." Momentan dauere der Herstellungsprozess eines Biobricks noch vier Wochen, in einem industriellen Prozess ginge dies deutlich schneller.

Vegane Leder-Accessoires aus Pilz

Das Berliner Unternehmen Zvnder verarbeitet die Pilzfasern in andere Produkte: Nämlich in Taschen, Geldbörsen, Uhrenarmbänder und Caps. Hinter dem 2017 gegründeten Unternehmen steht die Designerin Nina Fabert, für ihre Collection benutzt sie den Stoff Trama, der aus dem Zunderschwamm hergestellt werden kann. Die Zunderschwämme, die sie verwendet, kommen aus Transsylvanien in Rumänien, denn sie haben, so die Designerin, eine besondere Qualität. Das finale Produkt stellt demnach eine vegane und nachhaltige Leder-Alternative dar, außerdem ist jedes Produkt ein Unikat.

Fleischersatzprodukte

Pilze lassen sich aber nicht nur zu Biobricks und Leder-Alternativen verarbeiten, sie eignen sich auch hervorragend für die Herstellung von Fleischersatzprodukten. Das liegt vor allem daran, dass die Hyphen bestimmter Fadenpilze ein ähnliches Kaugefühl bieten wie Hühnerfleisch. Die wesentlichen Unterschiede: Für das Pilzfleisch aus dem Bioreaktor muss kein Tier sterben, es ist vegan, nachhaltig und gesund, denn es enthält laut Quarks, viele Proteine, Aminosäuren und Ballaststoffe. Außerdem wird für die gleiche Menge Protein bei Rindfleisch zehnmal, bei Hühnerfleisch doppelt so viel Wasser verbraucht wie bei Pilzen.

Das Berliner Startup Mushlabs arbeitet daran, vegane Burger Patties & Co im Labor herzustellen. Der Gründer Mazen Rizk sagt im "Spiegel", dass es von der Pilzzelle bis zum fertigen Produkt weniger als eine Woche dauert. Für die Weiterentwicklung der Pilz-Forschung hat das Startup vor kurzem insgesamt 8,7 Millionen Euro von Investoren bekommen, wie das Magazin "Gründerszene" berichtet. Damit soll die Produktion für große Mengen ausgebaut werden. Rizks aktueller Plan ist es, Ende nächsten Jahres die ersten Mushlabs-Würste und -Bratlinge auszuliefern.

(sb)

Rekord bei Zählung: Mehr Feldhasen auf deutschen Äckern und Wiesen

Die gefährdeten Feldhasen haben sich in Deutschland zuletzt deutlich vermehrt. Im Frühjahr 2023 hoppelten im Durchschnitt 19 Feldhasen pro Quadratkilometer auf Feldern, Wiesen und Äckern. "Das ist ein Allzeithoch", sagte der Sprecher des Deutschen Jagdverbandes (DJV), Torsten Reinwald, der Deutschen Presse-Agentur. Es sei der höchste Wert seit Beginn des bundesweiten Monitorings 2001.

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