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Ikea, Adidas, Bosch: Homeoffice? Dienstreisen? Wie Corona die Arbeit verändert

View of office building exterior at Beijing Downtown District.
Sind riesige Büros in Zukunft überhaupt noch nötig? Die Corona-Krise hat gezeigt, dass Arbeiten auch funktioniert, wenn Mitarbeiter im Homeoffice sind.Bild: getty
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Corona verändert Unternehmen: Wie Ikea, Bosch oder Adidas in Zukunft arbeiten werden

07.07.2020, 09:5424.07.2020, 14:15
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Arbeiten auf der heimischen Couch statt am Schreibtisch im Büro, Kommunikation per Chat statt Gespräche in der Kaffeeküche, Konferenzen über Videostream statt Dienstreisen ans andere Ende der Welt: Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt auf den Kopf gestellt wie kein anderes Ereignis zuvor. Und gezeigt, dass vieles, was bislang unmöglich schien, doch ganz gut funktioniert. Networking klappt offensichtlich auch, wenn das Gegenüber tausende Kilometer entfernt vor seinem Laptop sitzt. Das Klischee, dass wir zu Hause in der Jogginghose weniger produktiv sind als herausgeputzt im Büro, scheint ebenfalls widerlegt.

Mittlerweile flacht die Pandemie ab und die Büros und Fabrikhallen füllen sich wieder. Stellt sich also die Frage: Was bleibt? Versuchen Unternehmen nun weiterhin auf unnötige Dienstreisen zu verzichten, etablieren Homeoffice-Regelungen und schonen so nebenbei die Umwelt? Oder ist bald alles wieder so, als hätte es Corona nie gegeben?

Große Unternehmen wie Bosch, BASF, Ikea, Adidas und die Telekom haben in der Pandemie gute Erfahrungen mit Homeoffice und Online-Meetings gemacht – und können sich vorstellen, beides auch nach der Pandemie zumindest teilweise fortzuführen. Antje Schabacker von der BASF etwa sagt gegenüber watson:

"Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass Meetings zunehmend virtuell stattfinden können."

Zudem sei auch noch künftig bei internationalen Reisen mit höheren Hürden zu rechnen. "Wir erwarten, dass diese beiden Aspekte die Anzahl der Geschäftsreisen dauerhaft reduzieren wird", so Schabacker weiter. Um abzuschätzen, wie stark diese Reduktion sein wird, sei es aber noch zu früh.

Mit dieser Überlegung ist die BASF übrigens nicht allein: Einer Umfrage des Ifo-Instituts zufolge halten es 57 Prozent der Unternehmen für wahrscheinlich, dass sie ihre Geschäftsreisen auch nach der Corona-Krise dauerhaft einschränken. Besonders die Industrie will auf Dienstreisen verzichten: Hier gaben 64 Prozent an, künftig weniger reisen zu wollen.

Flugreisen werden kompensiert

Dabei wurde bei vielen Unternehmen offenbar schon vor Corona versucht, die Zahl der Dienstreisen gering zu halten: Bei Adidas etwa werden Mitarbeiter auch ungeachtet der Pandemie-bedingten Reisebeschränkungen dazu angehalten, Dienstreisen auf ihre Notwendigkeit zu überprüfen: "Dies gilt nicht nur in Deutschland, sondern weltweit, unter anderem mit dem Ziel, eine unnötige CO2-Belastung zu vermeiden", sagt Sprecherin Mandy Nieber.

Bei Bosch werden Flugreisen von Mitarbeitern oder mit konzerneigenen Flugzeugen seit Beginn des Jahres über Kompensationsmaßnahmen neutralisiert. Unternehmenssprecherin Trix Böhne sagt:

"Die hierdurch entstehenden Kosten werden nach dem Verursacherprinzip weitergegeben, so dass ein Anreiz besteht, über alternative Formen der Mobilität beziehungsweise virtuelle Austauschmöglichkeiten nachzudenken."

Die Erfahrungen in der Corona-Pandemie dürfte diese Entwicklung noch beschleunigen. Bei Ikea Deutschland etwa verfünffachte sich die Zahl der abgehaltenen Webmeetings in dieser Zeit. Teilweise konnten deshalb alle Mitarbeiter eines Teams von zu Hause aus arbeiten, heißt es. Damit steht der Einrichtungskonzern nicht allein da. Eine Langzeit-Befragung der Universität Mannheim ergab, dass sich zeitweise ein Viertel der deutschen Arbeitnehmer im Homeoffice befanden.

Bosch schickte während der Pandemie beispielsweise mehr als 100.000 Mitarbeiter ins Homeoffice. Eine allzu große Umstellung war das für das Unternehmen aber nicht, sagt Sprecherin Trix Böhne:

"Mobiles Arbeiten gehört zum gelebten Berufsalltag – dies ist seit 2014 auch in der Konzernbetriebsvereinbarung geregelt. Parallel dazu hat Bosch auch die technischen Voraussetzungen deutlich weiterentwickelt."

Corona führt zu neuer Normalität

Auch die Telekom machte gute Erfahrungen mit dem Homeoffice während der Corona-Pandemie. Schon 2016 habe man für weite Teile des Konzerns in Deutschland einen entsprechenden Tarifvertrag abgeschlossen. "Das ist für uns also grundsätzlich kein Neuland", sagt Unternehmenssprecher Christian Schwolow. "Sicherlich werden hybride Arbeitsformen – also eine Mischung aus Präsenz und Remote Working – in der Zukunft noch bedeutsamer." Man prüfe nun, welche Erfahrungen man aus Corona zur Gestaltung eines möglichen "New Normal" ziehen könne.

Bei Adidas in Herzogenaurach galt schon in Vor-Corona-Zeiten, dass 20 Prozent der Arbeitszeit außerhalb des Campus gearbeitet werden konnte. "Hinzu kommt die Internationalität des Unternehmens, wodurch Videokonferenzen mit Kollegen aus verschiedenen Zeitzonen an allen möglichen Orten und der Austausch mittels digitaler Technologien schon vor Corona an der Tagesordnung waren", so Pressesprecherin Nieber.

Weniger Pendlerverkehr erwartet

Auch bei der BASF war mobiles Arbeiten schon vor der Corona-Pandemie in einigen Arbeitsbereichen verbreitet. "Wir haben bereits im Jahr 2012 zusammen mit unsrem Betriebsrat Regeln zum mobilen Arbeiten aufgestellt", so Antje Schabacker. Weiterhin sagt sie:

"Ein wesentliches Prinzip dabei ist die sogenannte doppelte Freiwilligkeit. Das heißt, Mitarbeiter und Führungskraft müssen gemeinsam entscheiden, ob und in welcher Form mobiles Arbeiten geeignet und sinnvoll ist, und wie es konkret ausgestaltet werden kann."

So richtig neu sind das mobile Arbeiten und der Versuch, Flugreisen zu vermeiden, in großen Unternehmen also offenbar nicht. Die Corona-Pandemie dürfte dieser Entwicklung aber trotzdem nochmal einen zusätzlichen Schubs gegeben haben – schließlich war man plötzlich gezwungen, all das, was man sich ohnehin vorgenommen hatte, von einem Tag auf den anderen Tag umzusetzen. Und hat dabei gemerkt: Es funktioniert.

Dass der Corona-Effekt die Arbeitswelt nachhaltig beeinflussen wird, glaubt übrigens auch die Politik: "Es erscheint unserer Ansicht nach realistisch, dass dauerhaft zehn Prozent aller Pendlerverkehre durch eine Ausweitung des Homeoffice und dreißig Prozent aller Geschäftsreisen durch virtuelle Meetings ersetzt werden können", heißt es in der Zwischenbilanz des Wuppertal Instituts und der Unternehmensberatung EY im Auftrag des Umweltministeriums. "Insgesamt würde dies zu einer Reduktion der Personenverkehr um acht Prozent führen." Und das sind nach einer langen Reihe von Hiobsbotschaften im Rahmen der Corona-Pandemie ja endlich mal gute Nachrichten.

(ftk)

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