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Klimakrise und Artensterben befeuern Corona: Neubauer fordert radikalen Wandel

Tausende Schueler haben sich am Freitag (15.03.19) in Berlin an dem weltweiten Klimastreik der Bewegung Fridays for Future beteiligt (Foto: Der Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen und die Berli ...
Scientists for Future trifft Fridays for Future: Eckart von Hirschhausen und Luisa Neubauer.Bild: www.imago-images.de / bChristian Ditsch
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Klimakrise und Artensterben befeuern Corona: Luisa Neubauer fordert radikalen Wandel

16.02.2021, 18:5716.02.2021, 20:31
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Die Klimakrise, die Biodiversitätskrise, die Coronakrise: ganz schön viele Krisen, die uns gerade beschäftigen. Die uns aber auch beschäftigen müssen – denn sie alle hängen zusammen. Wie der Klimawandel und die Zerstörung der Natur den Ausbruch von Pandemien befeuern, darüber spricht Klimaaktivistin Luisa Neubauer in der aktuellen Folge ihres 1,5-Grad-Podcasts mit Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen. Ihre Diagnose: Der Planet gehört auf die Intensivstation.

Denn, und davor warnen Experten schon seit Beginn der Corona-Pandemie immer wieder: Wenn wir so weiter machen, wird Covid nicht die letzte Zoonose sein, also eine vom Wildtier auf den Menschen übertragene Infektionskrankheit, gegen die wir ankämpfen. Und: "Es ist nicht das erste Mal, diese Einschläge kommen viel, viel öfter und sie kommen viel, viel näher", sagt von Hirschhausen, der sich seit einer Begegnung mit der Verhaltensforscherin Jane Godall wieder verstärkt für den Klimaschutz einsetzt und sich bei den Scientists for Future engagiert.

"HIV kommt von Schimpansen, wir hatten Ebola, wir hatten Sars, wir hatten Mers, wir hatten Zika", so der Mediziner. "Wir hatten Viren, die uns gewarnt haben: Leute, wenn ihr die Tiere nicht in Ruhe lasst, dann werden sie krank. Und das Letzte, was sie uns dalassen, sind ihre Viren."

Wie wenig wir sie in Ruhe lassen, verdeutlicht Neubauer mit konkreten Zahlen: Vor 10.000 Jahren hatten die Menschen demnach einen Gewichtsanteil von einem Prozent aller auf der Erde lebenden Wirbeltiere – die restlichen 99 Prozent waren Wildtiere. Heute ist von den Wildtieren allerdings nur noch ein Prozent Biomasse übrig, 32 Prozent entfallen auf uns Menschen und 67 Prozent auf die Nutztiere, die wir uns halten – für Fleisch, für Milch, für Wolle und Leder.

Radikaler Wandel notwendig

Biologin Katrin Böhning-Gaese von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung sagt deshalb im Podcast: Die Biodiversitätskrise spielt noch eine größere Rolle bei der Verbreitung von Zoonosen als die Klimakrise. Insbesondere dann, wenn artenreiche Hotspots wie die Tropen zerstört werden und immer mehr Wildtiere in Kontakt mit Menschen kommen, beispielsweise durch Wildtierhandel. "Die Klimakrise spielt aber insofern mit rein, als dass sich mit dem Klimawandel auch die Tier- und Pflanzengemeinschaften verändern, dass neue Arten nach Mitteleuropa einwandern, mit unseren Arten in Kontakt kommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Erreger überspringt, steigt damit." Alle drei Krisen hingen damit zusammen, dass wir der Natur viel mehr Ressourcen entziehen, als diese auf natürlichem Wege nachbilden kann.

Wie wir das ändern können? Böhning-Gaese verweist auf eine Kampagne, die erreichen will, dass bis 2030 30 Prozent der Erde unter Schutz gestellt wird. Auch die Landwirtschaft müsse ein Miteinander von Mensch und Natur werden. "Alles ist vom Handeln des Menschen getrieben. Natürlich von den Menschen vor Ort, aber auch von unserem Handeln hier im Norden, was wir konsumieren, wie die Handelsströme laufen. Wir brauchen eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft und Politik", sagt Böhning-Gaese.

Auch Neubauer schlussfolgert: Wir müssen anerkennen, dass wir einen radikalen Wandel brauchen. Sonst, so befürchten es Experten, könnten wir von einer Pandemie in die nächste schlittern. "Während wir in dieser Pandemie sind, kann schon die nächste Pandemie entstehen", warnt auch Böhning-Gaese. Und das hat, wie wir gerade deutlich zu spüren bekommen, ebenfalls radikale Auswirkungen auf unser Leben.

(ftk)

Rekord bei Zählung: Mehr Feldhasen auf deutschen Äckern und Wiesen

Die gefährdeten Feldhasen haben sich in Deutschland zuletzt deutlich vermehrt. Im Frühjahr 2023 hoppelten im Durchschnitt 19 Feldhasen pro Quadratkilometer auf Feldern, Wiesen und Äckern. "Das ist ein Allzeithoch", sagte der Sprecher des Deutschen Jagdverbandes (DJV), Torsten Reinwald, der Deutschen Presse-Agentur. Es sei der höchste Wert seit Beginn des bundesweiten Monitorings 2001.

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