Nachhaltigkeit
Klima & Umwelt

Winter der Extreme geht zu Ende –warum uns das in Zukunft häufiger erwarten könnte

13.02.2021, Berlin, Deutschland , GER - Wintervergnügen an der der südlichen Stadtgrenze Berlins. Auf einer ehemaligen Deponie in Großziethen haben Winterfans spaß im Schnee. Im Bild: Mann springt mit ...
Wintersport und Sonnenbaden: In diesem Winter war beides möglich – innerhalb von nur wenigen Tagen.Bild: www.imago-images.de / Marius Schwarz
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Winter der Extreme geht zu Ende – warum uns das in Zukunft häufiger erwarten könnte

01.03.2021, 14:2431.03.2021, 14:09
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Menschen, die auf zugefrorenen Seen Schlittschuh laufen, auf vereisten Kanälen spazieren gehen, in Parks Schneeballschlachten machen und den Schlitten durch die verschneiten Straßen ziehen. Und Menschen, die im T-Shirt picknicken, sich das erste Eis des Jahres gönnen, mit Sonnenbrille im Gesicht am Fluss flanieren. Beide Szenarien konnten wir in diesem Februar beobachten – innerhalb nur weniger Tage.

Der zu Ende gehende Winter war ein Winter der Extreme: mit Kältewelle und Schneemassen auf der einen und frühlingshaften 20 Grad auf der anderen Seite. In Göttingen etwa stiegen die Temperaturen innerhalb weniger Tage von minus 23,8 auf 18,1 Grad – die 41,9 Grad Temperaturunterschied in sieben Tagen ist der höchste, der je gemessen wurde, teilte der Deutsche Wetterdienst mit.

Insgesamt lässt sich festhalten: Der Winter war deutlich zu warm, schon wieder. Der Temperaturdurchschnitt an den 2000 Messstationen lag laut Deutschem Wetterdienst zwischen Anfang Dezember und Ende Februar bei 1,8 Grad und damit 1,6 Grad höher als in der international gültigen Referenzperiode zwischen 1962 und 1990, teilte der Deutsche Wetterdienst mit. Damit waren zehn Winter in Folge zu warm – auch das gab es so bisher noch nie.

Winter wird immer kürzer

"Für viele Menschen sind die milden Temperaturen jetzt sehr angenehm – für Meteorologen sind sie jetzt im Winter sehr beunruhigend", sagte ein Sprecher des deutschen Wetterdienstes der dpa. Erstmals in der Geschichte der Wetteraufzeichnungen seien an Messstationen in den Wintermonaten an sechs Tagen in Folge Temperaturen von 20 Grad und mehr gemessen worden. Bisher habe es das nur an drei Tagen hintereinander gegeben. "Da zeigt sich ganz deutlich die Klimaerwärmung."

Auch dass eine regelrechte Kältewelle das Land zwischenzeitlich im Griff hatte, widerspreche dem Klimawandel nicht, sagte Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst im Gespräch mit watson. "Viele Menschen verstehen den Unterschied zwischen Klima und Wetter nicht", so Friedrich. "Das Wetter und die Witterung schwanken sehr stark, das kann um 20 Grad nach oben oder unten ausschlagen. Beim Klima sprechen wir aber über einen langfristigen Temperaturanstieg, bei dem wir die Entwicklung über mehr als 30 Jahre beobachten."

Konkret bedeutet der Klimawandel für uns künftig: mehr Regen als Schnee, kürzere und wärmere Winter und ein früherer Frühlingsbeginn. "Der Winter hat sich in den vergangenen 30 bis 40 Jahren um etwa zehn bis zwölf Tage verkürzt", sagt Friedrich.

Kälteeinbrüche weiter möglich

Auch wenn der Klimawandel also eher zu wärmeren Wintern führt: Die schnelle Erwärmung der Arktis sorgt gleichzeitig dafür, dass die Temperaturunterschiede zwischen Nord und Süd abnehmen und in der Folge Luftströme blockiert werden und Wetterlagen länger anhalten. So kann langanhaltendes Winterwetter wie Mitte Februar entstehen. Außerdem nimmt warme Luft mehr Feuchtigkeit auf, sodass es auch immer wieder zu heftigen Schneefällen kommen kann – auch das haben wir in diesem Jahr erlebt.

Weil sich gleichzeitig die über der Arktis kreisenden Polarwirbel abschwächen, könnten durch die Veränderungen des Klimas auch starke Kältewellen zunehmen, prognostizieren die Forscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Trotzdem: Künftig werden wir eher mit Hochwasser denn mit Schneemassen zu kämpfen haben, so Friedrich vom Deutschen Wetterdienst. "Im Winter werden die Niederschlagsmengen zunehmen, weil die Atmosphäre wärmer ist und dadurch mehr Feuchtigkeit speichert."

Das Hochwasser, das uns dadurch bevorstehen könnte, gab es mancherorts schon in diesem Jahr: "Bereits gefallene Schneemengen in den Alpen und später auch den Mittelgebirgen führten Ende Januar mit einsetzendem Tauwetter und kräftigen Regenfällen im Westen und Süden zu großem Hochwasser", schrieb der Deutsche Wetterdienst dazu.

Es wird also vermutlich nicht der letzte Winter der Extreme sein – mit Arktiskälte und Frühsommerfeeling, mit Regen, Schnee und Sonnenschein, mit Winterjacke und T-Shirt.

(ftk)

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