Mouctar Diakhaby soll rassistisch beleidigt worden sein.Bild: NurPhoto / Jose Miguel Fernandez
Sport
Mouctar Diakhaby saß mit verschränkten Armen und
starrem Blick auf der Tribüne, als das Spiel, das den spanischen
Fußball erschütterte, fortgesetzt wurde. Der 24-Jährige vom
FC Valencia, seinen Teamkollegen zufolge "am Boden zerstört", soll
während der Partie beim FC Cádiz rassistisch beleidigt worden sein.
Es kam zu Tumulten. Nachdem seine Mitspieler den Rasen aus Protest
verlassen hatten, blieb die Partie am Sonntagabend 24 Minuten
unterbrochen, ehe sie unter fragwürdigen Umständen erneut angepfiffen
wurde. Ohne Diakhaby, aber mit dem möglichen Täter.
"Was heute geschehen ist, sollte sich im Fußball niemals
wiederholen", teilte der FC Valencia mit und machte deutlich, das der
Schiedsrichter in der Pause auf mögliche Strafen bei einem
Spielabbruch hingewiesen habe. Diakhaby habe seine Mitspieler
gebeten, auf den Rasen zurückzukehren und zu kämpfen, schrieb der
Verein. Der Abwehrspieler selbst verzichtete. "Du bist nicht allein",
titelte die Madrider Sportzeitung "Marca" am Montag groß auf ihrer
ersten Seite, die aus Zeichen der Trauer und Solidarität weitgehend
schwarz war.
Der FC Cádiz steht hinter Juan Cala
Cádiz-Profi Juan Cala, der mit seinen Äußerungen in Richtung Diakhaby
für den Vorfall in der 29. Minute verantwortlich war, äußerte sich
zunächst nicht. Sein Trainer Álvaro Cervera sagte, der 31-Jährige
habe die Beleidigung dementiert. "Ich muss meinem Spieler glauben,
und das tu ich auch." Auch der Club stellte sich hinter Cala: "Wir
haben keine Zweifel an der Ehrlichkeit unserer Profis, die
entschiedene Befürworter des Kampfes gegen Rassismus sind."
Die Tatsache, dass die Begegnung ohne den für den Disput mit Cala mit
Gelb verwarnten Diakhaby und ohne weitere Maßnahmen einfach
fortgesetzt worden sei, sei im spanischen Fußball "inakzeptabel" und
"eine Niederlage für uns alle", schrieb die "Marca". Der Sport habe
"so keinen Sinn". Auch andere Medien kritisierten die Vorgehensweise
der Offiziellen und der Liga. "Der Fußball schaut weg und tut
nichts", stand in der Fachzeitung "Mundo Deportivo". Es gebe immer
noch kein Handlungsprotokoll "zur Bekämpfung dieser Geißel", wenn ein
Spieler hauptverantwortlich sei.
Mouctar Diakhaby soll am Boden zerstört gewesen sein
Auch renommierte Profis äußerten sich. "Say no to racism!", twitterte
unter anderem der spanische Nationalspieler Pau Torres vom
Erstligisten FC Villarreal. Der Skandal weckte Erinnerungen an das
erst im Dezember abgebrochene Champions-League-Spiel
zwischen Paris Saint-Germain und Istanbul Basaksehir. Grund waren
damals rassistische Äußerungen des vierten Offiziellen.
Was genau passierte, sollen Ermittlungen zeigen. Schiedsrichter David
Medié Jiménez schrieb in seinem in Medien zitierten Bericht, Diakhaby
habe, nachdem er verwarnt wurde, berichtet, Cala hätte ihn
rassistisch beleidigt. Gehört hätten das die Unparteiischen nicht.
Zum Vorwurf, die Gäste seien ohne weitere Maßnahmen und unter
Androhung einer 0:3-Wertung und weiterer Konsequenzen zum
Weiterspielen gezwungen worden, steht in dem Bericht nichts.
Der im Sommer 2018 von Olympique Lyon nach Valencia gewechselte
Diakhaby äußerte sich vorerst nicht. Sein Teamkollege José Luis Gayà
berichtete aber im TV, dieser sei "am Boden zerstört" gewesen und
habe nicht weiterspielen können. "Ohne seine Erlaubnis" hätten sie
nicht weitergespielt, sagte der spanische Nationalspieler. Valencia
verlor die Partie mit 1:2.
(lfr/dpa)
Was war das für eine beeindruckende Europapokal-Woche aus Sicht der Bundesliga! Am Dienstag stürmte der BVB durch einen fulminanten 4:2-Erfolg über Atlético Madrid ins Halbfinale der Champions League, der FC Bayern folgte einen Tag später dank eines 1:0-Sieges gegen den FC Arsenal.