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FC Bayern: Süle verletzt! Nun zeigt sich, dass der FCB alles richtig machte

Niklas Süle wird dem FC Bayern und der Nationalmannschaft lang fehlen.
Niklas Süle wird dem FC Bayern und der Nationalmannschaft lang fehlen. Bild: imago images/Michael Weber
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Süle verletzt! Jetzt offenbart sich, dass der FC Bayern im Sommer alles richtig machte

22.10.2019, 11:5022.10.2019, 19:40
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Als sich der FC Bayern München in der ersten Minute der Nachspielzeit den 2:2-Ausgleich gegen den FC Augsburg fing, war der Tag für Trainer Niko Kovac ohnehin schon gelaufen. Denn schon in der neunten Spielminute verdrehte sich Bayerns Innenverteidiger Niklas Süle das linke Knie und musste mit schmerzverzerrten Gesicht ausgewechselt werden. Die schlimmen Befürchtungen bestätigten sich am Sonntagmorgen: Kreuzbandriss.

Der Abwehrchef von Bayern München und der deutschen Nationalmannschaft soll noch am Sonntag in Innsbruck operiert werden. Süle wird durch die Verletzung wohl voraussichtlich ein halbes Jahr ausfallen. Für den 24-jährigen Verteidiger ist es schon der zweite Riss des Kreuzbandes. Bei der ersten Verletzung im Knie im Jahr 2014 fehlte er seinem Ex-Klub, der TSG Hoffenheim, ganze 203 Tage. Im schlechtesten Fall könnte Süle das Saisonfinale mit den Bayern und die Europameisterschaft verpassen.

Bayern-Trainer Niko Kovac haderte nach den zwei vergebenen Punkten vor allem mit dem Ausfall seines Abwehrchefs: "Das Schlimmste was passiert ist. Niklas Süle hat sich verletzt – und es sieht danach aus, dass er schwer verletzt ist", sagte er noch vor der endgültigen Diagnose am Samstagnachmittag. Auch Süles anderer Coach, Bundestrainer Joachim Löw, zeigte sich betroffen: "Das ist eine ganz bittere Nachricht, in erster Linie natürlich für Niklas selbst, dem wir alle von der Nationalmannschaft gute Besserung wünschen", sagte Löw gegenüber "dfb.de". Süles Ausfall sei selbstverständlich auch für die DFB-Elf "schmerzlich" und die Verletzung "beeinträchtigt die Entwicklung unserer im Umbruch befindlichen jungen Mannschaft", fürchtet Löw.

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Ein Schrei und dann die Auswechslung: Niklas Süle verletzte sich gegen den FC Augsburg schwer.Bild: imago images/Eibner

Doch während Löw nun noch mehr Probleme in der ohnehin schon verletzungsgeplagten und anfälligen Defensive hat, ist der FC Bayern wesentlich besser aufgestellt.

FC Bayern hat im Sommer richtig geplant

Für den FC Bayern gibt es zumindest einen kleinen Wermutstropfen: Der amtierende Meister hat im Sommer ein ziemlich gutes Gespür bewiesen und ist auf den Ausfall von Süle gut vorbereitet. Zwar wird Niko Kovac den Abwehrboss natürlich schmerzlich vermissen, doch es gibt genug Alternativen, um das Loch bestmöglich zu stopfen.

Im Sommer investierte der FC Bayern am meisten Geld in die Defensive: Die beiden französischen Weltmeister Lucas Hernández und Benjamin Pavard kamen für über 100 Millionen Euro. Beide können flexibel als Außen- oder Innenverteidiger spielen und sollten die in der vergangenen Saison nicht immer stabile Abwehr der Bayern stärken. Zwar verließ der langjährige Abwehrchef Mats Hummels den Klub wieder in Richtung Dortmund, doch der FC Bayern bewies bei einer anderen Personalie abermals ein gutes Gespür: Der abwanderungswillige Jérôme Boateng wurde nicht verkauft.

17.09.2019, FC Bayern Training, Muenchen, Fussball, im Bild: Jerome Boateng (FCB), Benjamin Pavard (FCB), Ivan Perisic (FCB) und Lucas Hernandez (FCB) *** 17 09 2019, FC Bayern Training, Munich, socce ...
Diese Spieler können Niklas Süle ersetzen: Jérôme Boateng, Benjamin Pavard und Lucas Hernández (v.l.n.r.).Bild: imago images / Philippe Ruiz

Zuletzt gab es Gerüchte, dass der von Kovac auf die Ersatzbank beorderte Boateng den Klub verlassen will. Er wechselte unter anderem den Berater. Schon in den vergangenen Transferperiode hatte der Weltmeister von 2014 mit einem Wechsel ins Ausland geflirtet. Doch auch in diesem Sommer scheiterte ein Transfer des Ex-Nationalspielers. Mit Rekordtransfer Hernández wurde ein Spieler mit einer Verletzung am Knie gekauft, die Bayern-Verantwortlichen wollten kein Risiko eingehen und hielten Boateng. Dieses gute Management von Trainer Niko Kovac und Sportdirektor Hasan Salihamidzic zahlt sich jetzt aus – so traurig der Ausfall von Süle auch ist.

"Wer es einmal schafft, schafft es jedes Mal wieder!"

Auch sonst hat der amtierende Meister noch genug Alternativen für die Innenverteidigung-Position: Hernández, Pavard und Boateng könnten sogar durch Javi Martínez, Joshua Kimmich und David Alaba ersetzt werden. Alle drei haben in der Vergangenheit schon bewiesen, dass sie innen in der Viererkette oder als Teil einer Dreierkette auf hohem Niveau spielen können. Ex-Trainer Pep Guardiola sagte 2015 sogar mal über David Alaba: "Er kann ohne Zweifel einer der besten Innenverteidiger der Welt werden." Noch eine Alternative wäre der gelernte Innenverteidiger Lars Lukas Mai. Das 19-jährige Talent spielt für die FCB-Zweitvertretung in der 3. Liga.

Anders sieht es in der Nationalelf aus

Joachim Löw könnte man hingegen weniger Weitsicht vorwerfen. Zu seinem Schutz muss man jedoch sagen: Der Bundestrainer hat derzeit wohl mit einer der schwerwiegendsten Verletzungsmiseren in der Geschichte der Nationalmannschaft zu kämpfen. Beim Testspiel gegen Argentinien Anfang Oktober musste Löw auf mehr als ein Dutzend Spieler verzichten. So fehlten Löw in der Abwehr unter anderem Matthias Ginter, Thilo Kehrer, Jonathan Tah, Antonio Rüdiger und Niklas Stark.

So kam aufgrund fehlender Alternativen gegen Argentinien Neuling Robin Koch zu seinem Länderspieldebüt, und gegen Estland setzte Löw sogar auf Mittelfeldspieler Emre Can neben Boss Süle. Der Profi von Juventus Turin holte sich gegen Estland jedoch die Rote Karte – auch, weil es in der zusammengewürfelten Innenverteidigung zu Abstimmunsgproblemen kam.

Anders als der FC Bayern hatte sich Löw im Frühjahr mit einer endgültigen Ansage einen Plan B (zumindest bis heute) ausgeschlossen: Neben Offensivspieler Thomas Müller hatte Löw die beiden verdienten Innenverteidiger Jérôme Boateng und Mats Hummels aussortiert. Was Löw nun auf die Füße fallen könnte: Er schloss die Türe für die erfahrenen Verteidiger komplett und erklärte das endgültige Ende – obwohl Hummels mit 30 und Boateng mit 31 Jahren noch immer zu Höchstleistungen fähig sind. Während Mats Hummels mit Weltklasse-Leistungen wie gegen den FC Barcelona schon eine öffentliche Diskussion über seine Rückkehr entfachte, könnte nun auch Boateng als Süle-Ersatz bei den Bayern wieder für Furore sorgen.

(bn)

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